Für immer - Blue
ernsthaft‚ sie würde ihm abkaufen‚ dass er sie Jenny Lee Beaumont vorzog?
„Bleiben wir beim Fall“‚ beharrte Lucy. „Ich möchte lieber hören‚ was Jenny Lee dir beim Tanzen erzählt hat.“
Sie glaubte ihm nicht. Blue hatte das eigentlich auch nicht erwartet. Aber jetzt war vielleicht nicht der beste Zeitpunkt‚ um sie vom Gegenteil zu überzeugen.
„Jenny Lee hat mir erzählt‚ dass sie sich um Gerry Sorgen macht. Er hat sich ihr zufolge merkwürdig benommen‚ als stünde er unter starkem Stress. Sie hat gesagt‚ dass sie es für einen Fehler hält‚ mich zur Hochzeit eingeladen zu haben. Offenbar war es ihre Idee‚ mich zu fragen‚ ob ich als Trauzeuge dabei bin. Sie hatte geglaubt‚ dass Gerry sich darüber freut. Wenn es anders war‚ hat er es ihr nicht gesagt. Aber seit einigen Tagen überlegt Jenny Lee‚ ob Gerrys Ärger mit mir zu tun hat‚ wegen unserer alten Geschichte.“ Er atmete tief ein. „Kurz gesagt‚ Jenny Lee hat mich gebeten zu gehen.“
Lucy nickte‚ machte sich schnell Notizen und biss sich vor Konzentration auf die Lippe.
Blue konnte sich nicht dagegen wehren. Er erinnerte sich daran‚ wie weich sich diese Lippen angefühlt hatten‚ wie wunderbar Lucys Mund geschmeckt hatte‚ wie sie ihm entgegengekommen war‚ als er den Kuss vertieft hatte. Bevor er wieder die Stadt verlassen würde‚ wollte Blue einen Weg zurück zu jenem gemeinsamen Augenblick finden. Und sobald ihm das gelungen war‚ würde sich das zwischen ihnen brodelnde Verlangen zu einem raketenantriebstarken Feuer entflammen und sie zu dem Punkt führen‚ an dem es kein Zurück mehr gab. Es würde gut sein. Es würde sogar sehr‚ sehr gut sein.
Und es würde ebenso gut sein‚ den Hurensohn aufzuspüren‚ der Gerry umgebracht hatte‚ und zu sehen‚ wie ihm Gerechtigkeit widerfuhr. Obwohl Blue und Gerry nicht immer einer Meinung gewesen waren und trotz Gerrys harter Worte in der vergangenen Nacht‚ konnte Blue ihre Freundschaft nicht vergessen‚ die ihn während der Kindheit und der Jugend mit seinem Stiefbruder verbunden hatte. Und er konnte immer noch nicht glauben‚ dass Gerry tot war. Der Gedanke‚ sein unbeschwertes Lächeln nie wiederzusehen‚ löste ein Gefühl der Leere in Blue aus.
„Ich möchte die Leiche sehen“‚ sagte er. „Sichergehen‚ dass die Polizei nichts übersehen hat.“
Lucy schüttelte den Kopf. „Das Büro der Gerichtsmedizin hat eine Autopsie angeordnet. Das ist bei allen ungewöhnlichen Todesfällen so. Wenn alles glatt geht‚ wird die Leiche am Freitag oder Samstag zur Bestattung freigegeben und zurück in die Stadt gebracht.“
„Wer kümmert sich um die Beerdigung?“‚ fragte Blue.
Lucy sah in ihrem Notizbuch nach. „Jenny Lee.“
Jenny Lee. Verflucht‚ welch tiefen Schmerz Blue auch angesichts Gerrys Tod empfand‚ Jenny Lees war um das Hundertfache schwerer. Statt Gerry kommenden Sonnabend zu heiraten‚ würde sie ihn beerdigen.
„Wie hält Jenny Lee sich?“
„Den Umständen entsprechend‚ vermute ich“‚ erwiderte Lucy. Wie immer‚ wenn Jenny Lees Name ausgesprochen wurde‚ schimmerten ihre braunen Augen wachsam. Die Schatten wurden allmählich länger‚ Lucy drehte sich um und blickte in die Richtung‚ aus der sie gekommen waren. „Wir kehren lieber um.“
„Die ganze Sache stinkt zum Himmel“‚ sagte Blue mit tiefer Stimme.
Lucy sah ihn wieder an‚ Mitgefühl lag in ihrem Blick. „Es muss hart für dich sein. Alle waren so damit beschäftigt‚ Anschuldigungen zu erheben. Niemand hat dir zum Tod deines Stiefbruders sein Beileid ausgesprochen.“
„Das macht nichts.“
„Doch‚ das tut es“‚ beharrte Lucy. „In Zeiten wie diesen muss man wissen‚ dass es jemanden gibt‚ der für einen da ist.“
Blue lächelte. „Ich weiß‚ dass du da bist‚ Yankee. Und das ist alles‚ was ich brauche.“
6. KAPITEL
L ucy ließ Blue vor dem Lighthouse Motel aussteigen. Anschließend wendete sie den Wagen und fuhr zur Main Street‚ zu Joe’s Grill. Es war schon nach Mittag‚ und sie war zu erschöpft‚ um sich etwas zu kochen. Sie manövrierte den Truck in eine Parklücke an der Straße vor dem kleinen Restaurant. Eigentlich hatte sie Appetit auf einen Cheeseburger und Pommes frites‚ wusste jedoch‚ dass sie am Ende eine vegetarische Suppe und Salat bestellen würde.
Keine fünf Minuten nachdem sie das Restaurant betreten und sich auf eine Bank am Fenster gesetzt hatte‚ ging die Tür auf. Und Blue McCoy
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