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Für immer, Dein Dad

Für immer, Dein Dad

Titel: Für immer, Dein Dad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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Computerbranche auf dem Laufenden halten.
    «Ich habe Marmite für dich gekauft», sagte Mum.
    «Ich esse schon lange kein Marmite mehr, Mum!», sagte ich. Es war mir ein Rätsel, was ich früher an dieser nach Bierhefe stinkenden Paste gefunden hatte. Abbi kletterte auf meine Knie, zappelte herum und versuchte, mir ein Bein ihres schmuddeligen Esels in den Mund zu schieben. Als ihr das nicht gelang, sprang sie wieder auf den Boden.
    «Abbi, benimm dich!», wurde sie von Mum ausgescholten.
    «Lois Esel essen!»
    «Es gefällt mir wirklich nicht, dass du in ein Flugzeug steigst.»
    «Es wird schon gutgehen.»
    «Dass dieser Stromausfall zur Jahrtausendwende nicht eingetreten ist, wie es alle Welt befürchtet hat, bedeutet nichts. Es kann jederzeit doch noch passieren. Ich habe Angst, dass mit deinem Flug etwas schiefgehen könnte.»
    «Mum, ich arbeite in der Computerbranche, und ich weiß, dass überhaupt nichts passieren wird. Das war alles reine Hysterie.» Meine Mutter schien anzunehmen, dass ich mein Geld mit Briefetippen verdiente.
    «Wenn du es sagst.» Doch beruhigt schien Mum nicht zu sein.
     
    Carlas Vater holte uns am Flughafen ab. Obwohl er sich zurückhielt, war ihm seine Freude anzusehen. Carla und ich dagegen brachen angesichts einer waschechten Palme sofort in laute Begeisterungsrufe aus.
    «Ich bin wirklich froh, dass du mich noch in deinen Terminkalender quetschen konntest. Wie ich höre, bist du ja jetzt eine wichtige Nummer in deiner Firma, Lois!»
    «Wer erzählt denn so etwas?», fragte ich lachend.
    «Corey.»
    Ich zwang mich, bei der Erwähnung Coreys nicht den Blick abzuwenden. Sofort tauchten in meinem Kopf die Bilder unserer letzten Begegnung auf. Ich riss mich mühsam zusammen und verbannte sie wieder in die hinterste Kammer meiner Erinnerungen, an der ein Schild in Riesenbuchstaben hing: ÖFFNEN VERBOTEN!
    Carlas Vater hatte sich bis auf ein paar graue Strähnen im Bart und einen leichten Bauchansatz kaum verändert. Ich fragte mich, ob er über Calvin Bescheid wusste.
    «Los Mädels, fahren wir in die Wohnung. Unterwegs zeige ich euch schon ein bisschen die Stadt.»
    Carlas Vater hatte in Castadefells, einem Städtchen am Meer, eine Bar eröffnet. Seine kleine, geschmackvoll eingerichtete Zweizimmerwohnung in Gava Mar lag ganz in der Nähe.
    «Ich hoffe für dich, dass sie inzwischen nicht mehr schnarcht. Ihr müsst euch nämlich eine Luftmatratze teilen», sagte er zu mir. Carla warf ihrem Vater einen wütenden Blick zu.
    Als ich meinen Rollkoffer neben einer Glasvitrine mit Bildern seiner Kinder abstellte, entdeckte ich voll Überraschung ein Foto, auf dem auch ich zu sehen war. Es zeigte mich zusammen mit den anderen auf dem Spielplatz. Damals musste ich ungefähr acht Jahre alt gewesen sein. Also war Dad schon drei Jahre tot gewesen.
    «Ich muss gleich wieder los. Ihr könnt euch erst mal häuslich einrichten. Habt ihr nachher Lust, ein Taxi zu nehmen und zu mir in die Bar zu kommen?»
    «Machen wir. Aber wir bleiben nicht lange, Dad.»
    Übersetzung: Carla hatte nicht vor, die ganze Zeit bei ihrem Vater zu hocken. Sie hatte andere Pläne. Vermutlich hätte sie in der kurzen Zeit am liebsten ein ganzes DutzendSpanier abgeschleppt, um die Lücke zu füllen, die Fred hinterlassen hatte.
    «Du bist echt langweilig!», jammerte sie, als ich mich nach dem Abstecher in die Bar ein bisschen hinlegen und danach einfach die Ramblas entlangspazieren wollte.
    «Ich bin kaputt! Wir sind schließlich heute Morgen erst geflogen.»
    «Von einem zweistündigen Flug bekommt man aber keinen Jetlag!»
    Ich streifte meine Turnschuhe ab.
    «Wir müssen uns ins Nachtleben stürzen, und damit meine ich nicht Dads Rentnerbar. Anscheinend verwandelt sich dieses große Shoppingcenter, an dem wir vorbeigekommen sind, nachts in den reinsten Szenetreff mit Diskotheken und Nachtclubs. Wir könnten doch versuchen, um Mitternacht dort zu sein   …»
    Entsetzt riss ich die Augen auf.
     
    Vergiss nicht, Dir Zeit fürs Vergnügen zu nehmen, Liebling.
     
    Also kam ich mit. Aber kann man die verzweifelten Atemversuche in einem vollgeräucherten Club und das Abwehren betrunkener Typen, die einen auf der Tanzfläche ständig anrempelten, Vergnügen nennen?
    Als wir uns zur Abkühlung endlich nach draußen geschoben hatten, setzten wir uns auf eine Treppe. Carla befreite ihre geschwollenen Füße von ihren roten Stöckelschuhen und stellte sie neben meine vernünftigen, bequemen Slipper. Die kühle Nachtluft trocknete

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