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Für immer, Dein Dad

Für immer, Dein Dad

Titel: Für immer, Dein Dad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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unseren Schweiß.
    «Fühlst du dich eigentlich nie   … einsam?», fragte sie plötzlich.
    «Nein», antwortete ich nachdrücklich und trank einenSchluck aus dem Glas, das ich mit nach draußen genommen hatte. Im gleichen Moment stolperte ein Betrunkener aus der Bar und auf Carla zu.
    «Guapa!»,
stieß er bewundernd hervor.
    Sie verdrehte theatralisch die Augen zum Himmel und wandte ihm den Rücken zu. «Was ich eben gefragt habe   …», fing sie an.
    «Meine Antwort war nein, ich fühle mich nicht einsam.»
    «Aber du wohnst ganz allein in deiner Wohnung.»
    «Na und?» Eine Schrecksekunde lang fürchtete ich, sie wollte wieder bei mir einziehen.
    «Und du hattest noch nie einen Freund   …»
    «Ja, das weiß ich selber   … aber du kannst es mir glauben, ich bin nicht einsam. Mir gefällt mein Leben so, wie es ist.» Ich sah den mitleidigen Ausdruck auf dem Gesicht meiner besten Freundin. Sie würde mich nie wirklich verstehen. Das tat niemand, außer Dad.
    «Warum?»
    «Was warum?»
    «Du verstehst genau, was ich meine!»
    «Carla, ich bin gern allein. Wir sind eben verschieden. Du bist am Tag nach deiner Trennung von Fred wieder bei deiner Mutter eingezogen, und das war gut für dich, aber ich bin eben anders.»
    «Hier geht’s nicht um mich. Du bist erst dreiundzwanzig und lebst wie eine Rentnerin. Sogar heute musste ich dich fast zum Ausgehen zwingen, sonst wärst du bestimmt die ganze Zeit im Bett geblieben. Soll ich weitermachen?»
    «Ja, los, mach weiter», forderte ich sie auf. Daraufhin zerpflückte Carla mein ganzes Dasein. Meine «Arbeitsbesessenheit» kam genauso dran wie die Tatsache, dass ich abends kaum ausging und meine Sozialkontakte praktisch auf einenDrink mit Keitho, Matt und Jamie aus dem Büro beschränkte, oder dass ich von Make-up und Frisuren keine Ahnung hatte. Ich ließ sie ausreden. Zum Streiten war ich viel zu müde. Außerdem hatte ich noch nie das Bedürfnis gehabt, anderen mein Verhalten zu erklären.
    «Trotzdem   …», fuhr Carla fort, nippte an ihrem Cocktail und zog die Augenbrauen zusammen, als überlege sie, wie sie ihren nächsten Gedanken formulieren sollte, «…   bin ich froh, dass wir das hier gemacht haben. Zusammen nach Spanien zu fahren, meine ich. Wir sehen meinen Vater wieder, und es ist auch für uns beide gut. Damit   … ich weiß nicht   … wir uns wieder näherkommen, mal wieder was zusammen unternehmen.»
    Wir waren wirklich unheimlich verschieden. Es schien so, als entwickelten wir uns immer weiter auseinander.
    «Ich bin auch froh, mit dir hier zu sein. Außerdem tut es richtig gut, den ganzen Stress mal vergessen zu können.»
    «Zum Beispiel die weltbewegende Frage, welche Tasten du am Computer drücken musst?» Sie prustete vor Lachen über ihren Scherz, den ich überhaupt nicht komisch fand. Ob es ihr oder irgendwem sonst nun bewusst war oder nicht, ich fühlte mich wirklich ziemlich gestresst, besonders seit Mr.   Purvadis, mein Hausbesitzer, mich darüber informiert hatte, dass er die Wohnung verkaufen wollte.
    «Oh, verzieh dich,
por favor
!», zischte Carla den Typen an, der sich immer noch in unserer Nähe herumdrückte. Offensichtlich hatte ihn ihr wohlgerundeter
trasero
in dem hautengen Kleid hypnotisiert.
    Meine Bauchmuskeln spannten sich an, als sie dann wie zu erwarten auf Corey zu sprechen kam. Jedes Mal, wenn Carla und ich versuchten, uns wieder anzunähern, wurde er zum Thema.
    «Ich weiß über euch beide Bescheid.» Sie nippte wieder an ihrem Drink. «Ausgerechnet du mit meinem Bruder.»
    Möglicherweise lag es an dem Neonlicht, das von der Seite auf sie fiel, aber plötzlich wirkte sie irgendwie bösartig.
    «Hast du wirklich gedacht, ich wäre so blöd, dass ich nichts davon mitbekomme?»
    «Wer hat es dir erzählt?» Meine Stimme zitterte leicht.
    «Es ist Mum rausgerutscht. Du weißt ja, dass sie nichts für sich behalten kann. Zuerst war ich unheimlich sauer, dass du es mir nicht erzählt hast, aber jetzt bin ich sogar froh darüber.»
    «Warum?»
    Sie trank einen Schluck. «Du und mein Bruder – igitt!»
    «Danke.»
    «Gern geschehen. Ich glaube sogar, der Blödmann hat dich wirklich gemocht.»
    «Ja, scheint so», sagte ich lässig und widmete mich meinem Cocktail.
    «Und wie es aussieht, hast du ihn auch gemocht.»
    «Das ist schon lange her.»
    Ich stand auf, ging in die Bar und kam ein paar Minuten später mit einem Teller
patatas bravas
wieder heraus.
    «Ich glaube, du bist immer noch in ihn verliebt», sagte

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