Für immer Dein
Persönchens wagte. Und auch die Augen hatte es störrisch zugekniffen, als würde es sich strickt weigern seine Mutter anzusehen.
Doch als es in Joselynes Armen lag, Wunder oder nicht, hörte es zu schreien auf und sah sie still an. Diese Augen, die Nase, alles noch schrumpelig und nicht an die Außenwelt gewöhnt, doch war es so erstaunlich, wie sehr John zu sehen war. Sein Kind, dachte sie stolz, sie hatte es zur Welt gebracht.
Joselyne hob den Kopf, um die Hebamme nach dem Geschlecht zu fragen. Diese jedoch nickte, als hätte sie eine Frage gestellt bekommen und grinste übers ganze Gesicht. „Ein Junge, Mylady. Ein wunderschöner, kleiner Junge.“
Noch während Alexia nach der Wange des Kleinen griff, flog die Tür auf und eine, in hellgelbe Seide gehüllte, Anne betrat den Raum, dessen Luft schwer nach Blut und Schmerzen roch.
„Ich hoffe dir geht es gut?“ fragte sie Joselyne, die entgeistert dreinblickte. „Ein Junge“, stellte sie dann fest, was die Hebamme zu einem erneuten Nicken motivierte. „Ist er gesund?“ wieder ein Nicken der Hebamme. „Ihr könnt beide gehen“, befahl sie noch schnell und strich dem Jungen über die Stirn.
Die Hebamme und Alexia, Letztere etwas murrend, verließen den Raum und Joselyne blieb alleine mit ihrem Sohn und seiner Großmutter zurück. Als würde er den Schutz brauchen, legte sie ihre zweite Hand auf seinen Rücken.
„Johns Vater hieß William“, begann sie und blickte über Joselynes müden Körper. „Ich dachte mir, dir würde der Name für deinen Sohn gut gefallen.“
Obwohl es liebevoll geklungen hatte und sicher nicht böse gemeint war, schwang immer noch dieser Befehlston in Annes Stimme mit. Als wäre Joselyne eine der Bediensteten, die soeben eine Anweisung erhalten hatte, die unverzüglich ausgeführt werden musste.
„Es würde John sicher stolz machen“, begann sie leise, um ihren Sohn nicht zu wecken, der auf ihrer Brust schlummerte, als wäre rund um ihn alles in Ordnung.
„Und mich auch“, fügte Anne hinzu. „Dann darf ich dies als Einverständnis sehen?“ fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauchen.
Joselyne nickte freundlich. „Ja.“
Erneut strich Anne William über die kleine, noch runzelige Wange, ehe sich mit feuchten Augen aus der Tür verschwand.
Nun hatte sie ihn ganz für sich alleine und genoss den Moment so sehr, dass sie fast vergaß Luft zu hohlen. Diese kleinen Hände, die auf ihrer Brust lagen. Der Mund, der leicht offen stand und witzige Geräusche zu hören gab. Die Augen fest verschlossen, als würde er sich schlafend stellen. Ihr Sohn. Immer wieder kam ihr dieser Gedanke. Dies war ihr Kind. Ihr Ein und Alles. Und plötzlich schien ihr die Zukunft doch nicht mehr so trist wie sie geglaubt hatte. Es gab wortwörtlich einen Streifen am Horizont und dies war William.
„Dein Papa ist leider nicht hier um dich begrüßen zu können. Aber es sind genug andere da, die sich auf dich stürzen werden. Dein Onkel läuft sicher bereits draußen herum und wartet, dass wir ihn hereinlassen“, flüsterte sie zu dem Baby und fuhr ihm durchs Haar. „Ich liebe dich, kleiner William.“
Und als Belohnung lächelte William im Schlaf, was Joselynes Augen eine Träne entlockte. Die erste seit dem Besuch am Teich. Doch es war seit Monaten die erste, die aus Freude und einem unbändigen Stolz bestand und nicht aus Trauer.
Teil 2
März 1545 – Juni 1545
23
„Ja toll. Gleich hast du es geschafft!“ rief Joselyne über die gerade erblühende Wiese vor ihnen. Nur wenige Meter weiter standen Fiona und Alexia, die beide die Arme ausgestreckt hielten und dem, auf sie zudackelnden William zuwinkten. Jedoch auf halber Strecke, legte er eine tollkühne Drehung hin, die ihn im ersten Moment fast zu Fall brachte. Doch er fing sich. Richtete sich wieder auf, wobei ihm die Gesichtszüge völlig entglitten und er dann doch einen Jubellaut von sich gab.
Seine Richtung geändert, kam er wieder auf Joselyne zu, die sogleich seinen Namen und auch das ein oder andere anspornende Wort rief. Bei ihr angekommen schlang er die Arme um sie und folgte dem Klatschen, dass hinter seinem Rücken seinetwegen veranstaltet wurde.
„Du bist gelaufen. Deine allerersten Schritte, mein Schatz“, meinte Joselyne und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
„Ona!“ sagte William und zeigte auf Fiona.
„Zu Fiona möchtest du? Dann los.“
Und schon war er wieder auf dem Rückweg.
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