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Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)

Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)

Titel: Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alicia Clifford
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wandte sich vom Fenster ab. Von gestern ist noch genug Hühnerfleisch übrig, überlegte sie . Priscilla isst wie ein Vögelchen. Ich mache Geflügelsalat. Das mögen beide gern . Sie tastete im Kühlschrank nach der Mayonnaise und fragte sich, ob noch genügend Currypulver im Gewürzschrank vorhanden war, als sie Margarets Schrei hörte. Der ging ihr durch Mark und Bein und klang so schrecklich, dass sie das Glas Mayonnaise beinahe hätte fallen lassen.
    Wenn sie an diesen Tag zurückdachte, und das geschah in den endlosen Jahren, die folgten, häufig, sah sie die Folge der Ereignisse wie in Zeitlupe, wie etwas Vorhersehbares, das hätte verhindert werden können. Sie wusste, was geschehen war, noch bevor sie zum Fenster gehastet war und Frederick auf dem Boden liegen sah – mit hochrotem Gesicht und zuckenden Gliedmaßen. Margarets herrische Selbstsicherheit war verflogen. Sie war hysterisch vor Angst und Entsetzen. Ihr geliebter Vater hatte in ihrer Gegenwart einen fast tödlichen Gehirnschlag erlitten.
    Im Nachhinein konnte man zu dem Schluss kommen, dass auch die Nachricht, die einige Tage später über die Fernsehschirme flimmerte, vermutlich vorhersehbar gewesen war.
    »Gerade wurde die Meldung bestätigt, dass in der Nacht sowjetische Truppen und Panzereinheiten in der Hauptstadt der Tschechoslowakei, Prag, einmarschiert sind. Alexander Dub č ek, der Erste Sekretär der KP Č , der versucht hatte, eine Öffnung des Regimes zu mehr Demokratie im Rahmen des Prager Frühlings einzuleiten, wurde verhaftet. Ähnlich hartes Durchgreifen der Sowjets wird in den benachbarten Staaten des Ostblocks erwartet, wo die Bewegung Sympathiekundgebungen ausgelöst hatte.«
    In der darauffolgenden Woche hängte Celia Alexejs Ölbild neben die Flügeltür in den Salon, wo sie es jeden Morgen sehen konnte, sobald sie die Vorhänge öffnete, um einen neuen Tag zu begrüßen. Und dort blieb es mehr als vierzig Jahre hängen.

30
    Ich habe den Bienen von deinem Tod erzählt.
    TAGEBUCHEINTRAG VOM 10. JANUAR 1990.
    28. 10. 2009
    Sehr geehrte Mrs Granger,
    wie Sie wissen, haben wir Ihnen sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass wir als Familie strikt gegen die von Ihnen vorgeschlagene Biografie über unsere verstorbene Mutter sind. Ich warne Sie daher hiermit nachdrücklich, für den Fall, dass Sie Ihre Drohung wahr machen und dieses Vorhaben weiter auf der Grundlage des Materials betreiben, das Sie ohne die einstimmige Erlaubnis der Familie zusammengetragen haben. Wir werden nicht zögern, unseren Anwalt einzuschalten.
    Mit freundlichen Grüßen
    Robert Bayley.
    Arroganter Pinsel! Akte nur widerwillig geschlossen.
    Celia, die nach Fredericks Tod allein in Parr’s lebte, hatte die Haustür noch lange nach Sommerende immer geöffnet gehalten. Es war, als könne kein noch so eifriges Lüften den üblen Krankheitsgeruch so vieler Jahre vertreiben. Vielleicht erwartete sie auch einen Besucher, doch es kamen nur Spinnen und Feldmäuse. Erst als die ersten herbstlichen Regenschauer einsetzten und das Wasser über die Bodenfliesen in den Flur lief, schloss sie widerwillig die Tür, die jedoch selbst nachts unverschlossen blieb, was ihren Kindern große Sorge bereitete.
    Mittlerweile waren die Schlösser an der Eingangstür und den Fenstern im ersten Stock von Parr’s seit einigen Wochen ausgewechselt. Zusätzlich hatte man eine mit der örtlichen Polizeistation verbundene, kostspielige Alarmanlage installieren lassen. Ein Fremder, dem das auffiel (und dazu musste er schon unerlaubterweise das Grundstück betreten), hätte vermutlich angenommen, dass diese Sicherheitsvorkehrungen dem Schild am Gartentor mit der Aufschrift ZU VERKAUFEN und der Tatsache geschuldet waren, dass das Haus leer stand. Die Familie wusste es besser. Für sie stellten gewöhnliche Einbrecher kaum eine Bedrohung dar.
    Nach dem Familientreffen in Roberts Haus fand man sich am Samstagmorgen erneut in Parr’s zusammen. Der Zeitpunkt sei ungünstig, wiederholte Robert gegenüber jedem, der es hören wollte. Mirandas Baby war überfällig. Bei ihm zu Hause herrschte seit Tagen höchste Alarmstufe, da jedes Zwicken, jede Zuckung als der Beginn der Wehen interpretiert wurde. Robert hatte Miranda bereits zweimal vergeblich in die Klinik gefahren. Das Treffen in Parr’s allerdings hatte oberste Priorität und nichts mit Mirandas Schwangerschaft zu tun. Es ging darum, die kommenden Generationen zu schützen. Um es in militärischem Jargon auszudrücken, war die Familie

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