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Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia J. Omololu
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sich dennoch vertraut anfühlt.
    »… als hättest du es erlebt«, vervollständigt Griffon meinen Satz.
    »Ja, genau.« Ich bin erstaunlich ruhig. »Als sähe ich Dinge, die früher passiert sind, durch die Augen der Menschen, denen sie passiert sind. Ich weiß nicht, ob es mit Geistern zu tun hat oder mit irgendeiner Form von übernatürlicher Energie …« Ich halte inne und plötzlich scheint die Verbindung zwischen uns gekappt. »Oder ob ich vielleicht verrückt werde.«
    Griffon lächelt. »Du bist nicht verrückt«, sagt er, »ganz bestimmt nicht.«
    »Wenn ich nicht langsam, aber sicher dem Wahnsinn verfalle, was ist es denn dann?«
    Er antwortet nicht gleich und ich sehe die Unschlüssigkeit in seinem Gesicht. »Ich denke«, sagt er schließlich, »dass die Menschen manchmal die Augen vor dem verschließen möchten, was wirklich wichtig für sie ist.«
    »Und für mich sollte es aus irgendeinem Grund wichtig sein, Erlebnisse aus dem Leben anderer Menschen zu sehen? Das ergibt keinen Sinn.«
    »Vielleicht wird es das eines Tages«, sagt er geheimnisvoll.
    Ich blicke auf unsere Hände, die nur wenige Zentimeter voneinander entfernt auf dem Tisch liegen und plötzlich möchte ich ihn berühren. Ich will seine Haut an meiner spüren, wünsche mir eine körperliche Verbindung, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick. Als könnte er meine Gedanken lesen, nimmt Griffon seine Hände vom Tisch und lehnt sich in seinem Stuhl zurück, und ich bin so verlegen, als hätte ich tatsächlich versucht, ihn anzufassen.
    Griffon blickt hinaus in Richtung des Tower Green, wo die Touristen sich tummeln. »Was hältst du von der neuen Gedenkstätte für die Hingerichteten?«, fragt er und deutet mit dem Kopf zur Kapelle.
    Ich folge seinem Blick, verwirrt durch den plötzlichen Themenwechsel. »Das gläserne Ding? Ganz interessant.«
    Griffons Gesicht verdüstert sich ein wenig. Seine Gefühle scheinen ganz dicht unter der Oberfläche zu liegen und ich kann das Missfallen in seinem Ausdruck erkennen.
    »Ich denke, es ist grässlich. Wie ein großer, gläserner Kaffeetisch mitten auf dem Platz.«
    Ich lächele. »Ehrlich gesagt, habe ich so ziemlich das Gleiche gedacht.«
    »Das Schlimmste ist, dass es sich nicht einmal an der richtigen Stelle befindet.«
    »Tut es nicht? Ich dachte, dort hätten all die Hinrichtungen stattgefunden. So steht’s auch im Reiseführer.«
    »Stimmt aber nicht. Glaub nicht alles, was du liest. Vor vielen Jahren besuchte Königin Victoria den Tower und wollte wissen, wo die Enthauptungen stattfanden. Einer der Wächter zeigte einfach auf diese Stelle. In Wahrheit hatte er keine Ahnung. Aber seitdem sind die Torwächter dabei geblieben, aus Tradition und um die Touristen nicht zu verwirren.«
    »Und wo wurden sie tatsächlich durchgeführt?«, frage ich und bin froh, dass wir uns auch über ganz normale Dinge unterhalten können. Wenn er hier wohnt, weiß er bestimmt vieles, was nicht in den Büchern steht.
    »Na ja, das Schafott wurde für jede Hinrichtung auf- und hinterher wieder abgebaut, also stand es nicht immer am selben Platz, aber die meisten Enthauptungen fanden auf der Nordseite des White Tower statt.«
    »Wo genau ist das?«
    »Nicht weit von dem Gebäude entfernt, wo jetzt die Kronjuwelen aufbewahrt werden. Es heißt, die berühmtesten Hinrichtungen wurden in der Nähe des Tower Green vorgenommen.« Griffon beugt sich vor und blickt mir forschend ins Gesicht. »Genau da, wo du ohnmächtig geworden bist.«

3
    Es fühlt sich an, als lägen die Frühjahrsferien schon eine Ewigkeit zurück. Vorne steht Ms. Lipke und schreibt mit quietschendem Marker auf das Whiteboard. Rayne schlüpft leise auf ihren Platz neben mich und schielt nach vorn, um zu sehen, ob sie einen Anranzer bekommt, weil sie schon wieder zu spät ist. »Also, wie ist er?«, flüstert sie.
    »Wer?«, frage ich leise, obwohl ich genau weiß, wen sie meint. Es ist ziemlich schwer, irgendwas vor ihr geheim zu halten. In meinen Nachrichten von unterwegs habe ich bewusst nichts von Griffon erwähnt, aber natürlich hätte mir klar sein müssen, dass Kat es sofort brühwarm herumerzählen würde. Schon tausend Mal ist mir jedes einzelne Wort, das ich mit ihm gewechselt habe, durch den Kopf gegangen, und ich bin nicht in Stimmung, jetzt auch noch Rayne alles haarklein zu erzählen. Außerdem ist Griffon ein Teil unserer Reise, den ich lieber für mich behalten möchte. Zumindest vorerst.
    »Kat meinte zu Sienna, dass ihr in London

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