Fuer immer du
wieder durchschaut. Gerade wollte sie vorschlagen, nackt schwimmen zu gehen, da nahm er ihr den Wind aus den Segeln und war wieder ganz der Ritter. Manchmal war Adrians Vernunft ein richtiger Spaßverderber.
»Ich bin zuerst auf dem Steg«, rief Anna lachend und rannte an Adrian vorbei. Das Holz knarzte unter ihren Füßen und d er Steg bebte. Als sie das Ende erreichte, wartete sie nicht auf Adrian und wandte sich auch nicht nach ihm um, sie sprang einfach in das kühle Wasser und war froh, Adrians bewundernden Blicken entkommen zu sein.
Als sie hinter Katie hervorgetreten war, in dem geblümten Badeanzug, dessen Rock gerade ihre Schenkel bedeckte, war es, als stünde die Zeit still. Sie hätte schwören können, Adrian hatte aufgehört zu atmen. Und erst da war ihr eingefallen, dass sie sich so noch nie vor einem Mann gezeigt hatte, mit fast nichts auf dem Leib. Nicht auszudenken, wie beschämt sie sich gefühlt hätte, wenn sie völlig nackt gewesen wäre. Und doch jagte ihr die Vorstellung nicht nur die Schamesröte ins Gesicht, sondern auch ein wildes Prickeln durch ihren ganzen Körper.
Hinter ihr platschte es, noch bevor sie aufgetaucht war und nach Atem geschöpft hatte. Laut kreischend nahm sie Schwung und schwamm so schnell sie konnte von Adrian weg. Adrian war schneller, schnappte nach ihren Füßen und zog sie rückwärts zu sich hin. Er drehte sie in seinen Armen, und als sie sich in die Augen sahen, sie seinen Atem auf seiner Wange spürte, hielt sie sich zitternd an ihm fest, und wartete sehnsuchtsvoll auf den ersten Kuss ihres Lebens.
»Du zitterst, wir sollten zurück an das Ufer.« Anna keuchte wütend auf. Wie konnte er nur? Wieso küsste er sie nicht? Seit mehr als sechs Monaten wartete sie schon und immer wieder wich er im letzten Augenblick aus. Alles war perfekt. Der Mond über ihnen, das sanft wogende Wasser, er und sie.
Adrian löste sich von ihr, nahm ihre Hand in seine und ging auf das Ufer zu. Wütend löste Anna ihre Hand von seiner, schwamm an ihm vorbei und stapfte schimpfend an Land. Mit einem Handtuch und ihrer Kleidung versteckte sie sich hinter Katie und zog sich wieder um. Was machte sie nur falsch? Warum wollte er sie einfach nicht küssen? Sie beide waren sich in den vergangenen Monaten so nahe gekommen und doch vermied er es, sie wirklich zu berühren.
Anna wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, bevor sie zur Decke ging, wo Adrian wieder vollkommen bekleidet, auf sie wartete. Sie schluckte ein paar Mal, straffte ihre Schultern und setzte ein Lächeln auf, das im Gegensatz zu ihrer inneren Stimmung stand. Dies war vielleicht ihr letztes Treffen. Sie beide wussten nicht, ob sich noch einmal die Möglichkeit bieten würde vor der Hochzeit. Sie würde Adrian davon überzeugen, dass er sie küssen müsse.
Sie ließ sich neben ihm auf der Decke nieder und nahm sich eines der belegten Brote von dem Teller, den er ihr reichte. Sie biss hinein, achtete aber nicht darauf, wie es schmeckte. Zu viele Gedanken schwirrten durch ihren Kopf, zu viele Gefühle verwirrten sie. »Warum hast du es nicht getan? Warum küsst du mich nie?« Sie musste zugeben, ihre Stimme klang etwas zu wütend, um noch vorheucheln zu können, dass sie Adrians Abweisung nicht schmerzte.
Adrian senkte den Blick auf die Decke. »Weil es sich nicht gehört, die Frau eines anderen zu küssen.«
»Du hättest vor der Verlobung unzählige Möglichkeiten gehabt und hast es trotzdem nicht getan«, entgegnete Anna.
Er sah sie wieder an. »Ich möchte dich küssen. Nichts wünsche ich mir mehr, als die Sanftheit der Lippen zu spüren, mich davon zu überzeugen, dass sie wirklich so weich sind, wie ich glaube, aber es ziemt sich nicht. Ich möchte deinem Ruf nicht schaden.«
»Niemand sieht uns hier.«
»Aber wir wissen es. Du wirst einen anderen heiraten und dich ein Leben lang daran erinnern, dass dein Mann nicht der erste war, den du geküsst hast.«
»Ja, das werde ich und das will ich. Ich werde einen Mann heiraten und ich will mich an diese Nacht erinnern, an meinen ersten Kuss. Einen Kuss, den ich mit dem Mann erlebt habe, den ich wirklich liebe. Diese Erinnerung soll mir Kraft geben für ein Leben ohne Liebe.«
Tränen rollten über Annas Wangen. Adrian beugte sich näher zu ihr. Legte seine Hand auf ihre Wange und wischte mit dem Daumen über ihren Wangenknochen. Dann kam sein Gesicht dem ihren noch näher und Anna konnte vor Aufregung nicht atmen. In ihrem Magen flatterte es und ein Beben zog durch
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