Fuer immer du
gar an? Nein, in seinen Augen stand kein Ekel, sondern Furcht. Aber nicht vor ihr. Da war etwas anderes. Etwas, das er ihr verschwieg.
Heute Nacht würde die Nacht sein, in der sie Adrian zum ersten Mal küssen würde. Sie würde nicht länger zulassen, dass er ihr dieses Vergnügen versagte. Sie wünschte es sich so sehr. Nur für eine Nacht wollte sie ihm richtig nahe sein. Mehr als nur in seinen Armen liegen. Sie wollte ihn berühren, wie Liebende es taten. Sie wollte für diese eine Nacht seine Frau sein.
Anna schlich die Stufen hinunter . Als sie über den Steinboden vor der Haustür lief, machten ihre Füße tapsende Geräusche. Anna fluchte innerlich und betete, dass ihr Vater nicht wieder in seiner Bibliothek eingeschlafen war oder gar noch immer arbeitete. Vorsichtig drückte sie den kalten Eisengriff der Tür herunter und zog diese langsam auf. Nur keine Geräusche machen, betete sie im Kopf herunter.
Als sie endlich draußen war, atmete sie erleichtert aus, schlich an der Hauswand entlang hinter das Gebäude, lauschte in die Dunkelheit, alles war ruhig, nur eine Fledermaus stieß ihre hohen Töne aus, und rannte los. Über das Feld musste sie sich beeilen. Sie hoffte, dass keiner zu den Fenstern hinaus sah. Der Mond schien ihr heute so verräterisch hell zu leuchten, wie nie zuvor.
Ihr Herz machte einen Sprung der Erleichterung, als sie endlich den Wald erreichte. Und einen weiteren Sprung, der bis in ihren Magen zog und ein aufgeregtes Flattern verursachte, als ihr gewahr wurde, dass sie es tatsächlich geschafft hatte, sie würde gleich in Adrians Arme sinken.
Nervös strich sie sich durch ihr offenes Haar. Sie hatte es extra für ihn offen gelassen, weil es ihm so sehr gefiel. Sie hatte ihr reizvollstes Kleid angezogen, das mit dem Ausschnitt, der bis zum Brustansatz reichte. Sie hatte vielleicht nicht so viel zu bieten, wie andere Frauen, aber das Mieder um ihren Oberkörper half zumindest, das Wenige, das sie hatte, hervorzuheben. Niemals würde Adrian ihr heute länger widerstehen können. Zufrieden seufzte sie, sog tief die Luft ein und trat tiefer in den Wald. Ihr Herz hämmerte ihr bis in den Hals hinauf. Diese Heimlichtuerei und das Wissen um das Verbotene, das sie hier taten, machten alles noch viel aufregender.
»Adrian!«, rief sie flüsternd in die Nacht.
Rechts von ihr knackten Zweige, ein riesiger schwarzer Schatten trat zwischen den Bäumen hervor und kam auf sie zu. Erst konnte Anna nur tiefstes Schwarz sehen, doch dann erkannte sie die Umrisse eines Pferdes auf dessen Rücken ein Mensch saß. »Ihr habt gerufen, My Lady?«
»Adrian, endlich«, antwortete sie und ein Felsbrocken rollte von ihrer Brust. Für einen Augenblick hatte sie befürchtet, er würde nicht kommen. Sie griff nach Adrians Hand und ließ sich von ihm auf das Pferd ziehen.
»Wir reiten also?«
»Ja«, sagte Adrian geheimnisvoll und legte seine Arme um sie.
»Dann ist unser Ziel weiter weg?«
»Nicht ganz so weit.«
»Willst du es mir verraten?«
»Habe Geduld«, war seine einzige Antwort. Anna blieb nichts anderes, als sich in seine Arme zu kuscheln. Eine warme Brise strich über ihre Waden. Die Hitze des Nachmittages hatte sogar den Wald aufgewärmt. Dieser Sommertag war einer der heißesten gewesen, die Anna je erlebt hatte. Alle auf dem Gut hatten unter den hohen Temperaturen gestöhnt. Die Luft war so dick gewesen, dass man kaum hatte atmen können. Obwohl Anna sich vorhin erst gewaschen hatte, schien ihre Haut schon wieder zu kleben.
Sie waren etwa eine halbe Stunde geritten, als Anna Wasser riechen konnte, oder bildete sie sich das nur ein? Sie versuchte durch die Bäume hindurch etwas zu sehen, aber es war zu dunkel. Erst als das Pferd aus dem Wald trat, konnte sie den kleinen See sehen, an dem sie schon einmal mit ihrer Amme Maria gewesen waren. Maria, ihre Mitverschwörerin, die die Liebe so romantisch fand, dass sie Anna und Adrian nie verraten würde.
Adrian half Anna neben einer Decke vom Pferd. »Ich habe mir erlaubt, ein Picknick zu bereiten. Und ich habe einen Badeanzug für dich besorgt. Du kannst dich hinter Katarina umziehen. Ich verspreche, ich werde nicht hinsehen.«
»Du meinst, wir wollen in der Nacht im See schwimmen?«, stieß Anna aufgeregt hervor. Adrian entzündete zwei Laternen und stellte sie auf die Picknickdecke.
»Das werden wir. Und wir werden die Sittlichkeit bewahren und es bekleidet tun«, fügte er mit blitzenden Augen an.
Anna ärgerte sich. Adrian hatte sie schon
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