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Fuer immer du

Fuer immer du

Titel: Fuer immer du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
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zu bedeuten? Hatten sie überhaupt etwas zu bedeuten?
    Ich presste meine Handflächen gegen die Schläfen und stöhnte. Es war mir unmöglich , auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. In meinem Kopf dröhnte es. Mir würde nichts anderes bleiben, als mit Sam zu sprechen. Er wusste etwas, das ich nicht wusste. Auch Adrian schien eingeweiht.
    Mein Blick glitt über die Rose; ihren langen Stil, die dunkelroten Blütenblätter, die am Vormittag noch glatt und seidig waren, jetzt aber anfingen ihre Perfektion zu verlieren. Mit Hilfe meiner Gedanken zupfte ich jedes einzelne Blatt ab.
    »Kann Sam mir sagen, was hier nicht stimmt? Ja, nein, ja …«
    Das letzte Blütenblatt segelte anmutig auf meine Decke runter. »Ja, er kann«, flüsterte ich. Aber wird er auch?
    Die Nacht war fast vorbei und ich hatte noch kein Auge zugetan. Ich ließ die Blütenblätter um mich herum tanzen, bis mich die Müdigkeit endlich einholte.

    Vor der ersten Stunde hatte die Direktorin mich aufgehalten und mich für später in ihr Büro gebeten. Ich war mir keiner Schuld bewusst und konnte mir nicht erklären, was sie von mir wollte. Außer diesem blöden Aufsatz.
    Ich suchte mir eine ruhige Ecke im Schulflur und wählte Daves Nummer. Ich wollte endlich wieder etwas Normales hören. Etwas, das nicht vollkommen verrückt war. Etwas, das mir ein Gefühl von Geborgenheit verlieh, auch wenn es nichts weiter, als eine Illusion sein würde. Es klingelte dreimal, viermal, dann ein Klicken. Erleichtert atmete ich aus.
    »Ja«, meldete sich Dave und mein Magen krampfte vor Aufregung, als ich seine dunkle Stimme hörte.
    »Ich bin´s, Dave.«
    »Tinker, wie cool ist das denn?«
    Ich musste lachen. Dave war eindeutig zu viel mit Jugendlichen zusammen.
    »Wie geht es dir im fernen Bayern?«
    »Es ist okay«, sagte ich um den Kloß im Hals herum.
    »Ich würde ja sagen, du weißt, wo du uns findest, aber die Kerle hier sind kein guter Umgang für eine Tinker wie dich.«
    Ich schnaubte in das Telefon. »Du weißt, dass das nicht wahr ist.«
    »Bist du noch kreativ? Du hast mir keine neuen Motive geschickt, seit du im Land der Brezeln und Lederhosen bist.«
    »Nicht besonders.«
    »Also?«, forderte Dave mich auf. Im Hintergrund surrte etwas leise. Ich erkannte das Geräusch sofort.
    »Reinigst du deine Maschine?« Das ruhige g leichmäßige Summen von Daves Tätowiermaschine vermisste ich. Genauso, wie ich es vermisste, in Daves Studio zu sitzen, an einer neuen Idee zu arbeiten, während Dave eins seiner Kunstwerke auf die Haut eines Kunden brachte.
    »Ja, du weißt ja, Vorbereitung ist alles.«
    »Ja, ich bin gerade schlecht vorbereitet«, gestand ich und dachte daran, dass ich heute den zweiten Tag in Folge ohne Hausaufgaben war. »Wie läuft es so bei euch?«, stammelte ich und zupfte am Trageriemen meiner Tasche. Eine Gruppe Mädchen lief kichernd an mir vorbei.
    Ich wusste nicht, über was ich mich mit Dave unterhalten könnte. In den letzten Wochen war nichts passiert, das ich ihm hätte sagen können, ohne Gefahr zu laufen, dass er glaubte, ich würde Drogen nehmen. Dave hasste Drogen und das, was sie mit einem anstellten. Ich atmete tief ein. An den gleichmäßigen Atemzügen auf der anderen Seite der Leitung erkannte ich, dass Dave darauf wartete, dass ich etwas sagen würde. Dave war einfach so; ein geduldiger Zuhörer, er funkte nie dazwischen, sagte erst seine Meinung, wenn sein Gesprächspartner fertig war. »Ich habe eine Schuluniform an«, sagte ich, um ihn nicht länger warten zu lassen. Ich wusste, dass er wusste, dass das nicht das war, was ich eigentlich sagen wollte.
    » Eine Schuluniform?« Er lachte leise. »Steht dir sicher gut. Wie fühlst du dich?«
    »Wie ein kahler Baum; leer, einsam, verwirrt.«
    Schweigen. Er wartete, ob ich noch etwas sagen würde. Ob ich erklären würde, warum ich mich so fühlte. Aber ich war nicht bereit dazu. Er war jetzt nicht mehr derjenige, der meine Last auf seinen Schultern buckeln musste.
    »Vielleicht wird es Zeit, dass der Baum merkt, dass es Sommer ist, dass es Zeit für ihn ist, Früchte zu tragen? Verstehst du, was ich meine?«
    »Du willst, dass ich die Vergangenheit ruhen lasse und nach vorne blicke. Wenn das nur so einfach wäre.« Wenn Dave nur wüsste, dass nicht die Vergangenheit mein Problem war, sondern die Gegenwart. Das Gestern wurde fast vollkommen vom Heute verschluckt. Nur noch der Rest eines Schattens war übrig geblieben. Ein Rest, den ich noch nicht bereit war aufzugeben. Aber er

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