Fuer immer du
umkippst.« Sie nickte in Richtung Tür um mir zu bedeuten, dass ich entlassen war.
11. Kapitel
I ch schob mein Fahrrad neben mir her und ging zu Fuß. Ich war froh über diese Entscheidung der Direktorin. So übel war sie doch nicht. Zumindest hatte sie nicht mal nach meinem Aufsatz gefragt. Und ich würde noch ein paar Stunden für mich haben, bevor meine Eltern am Nachmittag wiederkommen würden. Ein paar Stunden, um das Chaos beseitigen zu können, das ich in den letzten Tagen im Haus hinterlassen hatte.
Die graue Wolkendecke war aufgerissen und wärmte mir das Gesicht. Ich ließ mir Zeit, lauschte dem Knirschen der kleinen Kiesel unter meinen Schuhsohlen und hing meinen Gedanken nach.
Die unbefestigte Straße, die die Schule mit Linden verband wurde kaum befahren. Bisher war mir nur ein Transporter der Baufirma entgegengekommen, die oben in der Schule arbeitete. Die Straße wurde auf beiden Seiten von einem Wald gesäumt. Laternen gab es nicht. Bei Nacht würde ich diese Straße mit Sicherheit niemals allein nehmen, aber jetzt hatte die Kulisse etwas Beruhigendes.
Ich atmete tief den harzigen Geruch ein und versuchte , mit Gewalt die Bilder zu verdrängen, die vor mir aufflackerten; Anna auf dem Porträt in Adrians Haus, Anna auf der Lichtung mit Adrian, Anna mit Sam. Es ließ mich einfach nicht los, dass diese Anna mir so ähnlich war, dass sie meine Zwillingsschwester hätte sein können. Noch mehr Angst machte mir, dass ich von ihr träumte, nicht von mir.
Wie konnte ich von jemand träumen, von dessen Existenz ich bis gestern nicht einmal gewusst hatte? Und warum träumte ich von ihr ausgerechnet in Verbindung mit Adrian und Sam? Und noch dazu in einer Zeit, die wie sich jetzt herausstellte, wirklich die ihre war – 1913, eine mir vollkommen unbekannte Epoche. Und doch kommt sie mir so vertraut vor, diese Welt. Ich beschloss, zu versuchen mehr über diese Anna herauszufinden. Es musste da irgendeine Verbindung geben. Nachdem ich entdeckt hatte, dass man Gegenstände durch Kraft seiner Gedanken bewegen konnte, zweifelte ich so gut wie Nichts mehr an. Alles konnte möglich sein, auch das Anna und mich etwas Gemeinsames verband.
Und woher kamen diese Fähigkeiten? Warum hatte ich sie? War ich die Einzige? Gab es vielleicht noch mehr Menschen, die so etwas konnten? Vielleicht sollte ich doch mit jemand darüber reden? Ich runzelte die Stirn. Ich konnte nicht sagen, dass es mir Angst machte, dass ich offensichtlich ein Freak war, der Dinge mit seinen Gedanken bewegte und von Menschen träumte, die längst tot waren. Aber ich wusste auch nicht, wie ich damit umgehen sollte. Den Gedanken mit meiner Mutter darüber zu sprechen, wischte ich sofort wieder weg. Meine Mutter würde mit mir in das nächstbeste Labor rennen und mich auf den Kopf stellen lassen. Und Mel und Jenny? Wir waren Freundinnen, aber eigentlich kannten wir uns kaum. Und da sie meine einzigen Freundinnen in Linden waren, wollte ich sie auch nicht gleich wieder vergraulen. Der einzige, der mir einfiel, war der Auslöser all meiner Fragen über Anna: Sam. Wenn ich ihm schon nichts von meinen Fähigkeiten erzählen konnte, dann konnte ich ihn wenigstens nach Anna fragen. Schließlich hatte er sie mir ja erst gezeigt.
Ein Auto kam von hinten. Ich wich noch näher an den Rand der Straße aus, um dem Fahrzeug genügend Platz zu geben, an mir vorbeizukommen. An der Art, wie die Kiesel unter den Reifen knackten, hörte ich, dass es sich nur sehr langsam näherte. Als das Auto mit mir auf einer Höhe war, verlangsamte sich sein Tempo soweit, dass es neben mir her rollte.
Ich warf einen schnellen Blick zur Seite. Der Fahrer hatte das Fenster heruntergelassen und grinste mich anzüglich an. Auch sein Beifahrer hatte sich weiter herübergelehnt um besser sehen zu können.
Ich wandte mein Gesicht wieder ab und ging stur weiter.
»Warum so unf reundlich, Kleine. Wir tun dir bestimmt nicht weh.«
Ich schluckte nervös, versuchte aber, mir nichts anmerken zu lassen. Noch ungefähr hundert Meter, dann die Kurve und dann kommt das Ortseingangsschild, flüster te ich, um mich in Sicherheit zu wiegen. Ich beschleunigte das Tempo leicht und wechselte mein Fahrrad auf die andere Seite, sodass es jetzt eine schwache Barriere zwischen dem Auto und mir bildete.
Blöde Bauarbeiter, dachte ich und fluchte vor mich hin. Das sind nur zwei blöde Bauarbeiter. Und die rennen nun mal jedem Rock hinterher.
»Steigst du freiwillig zu uns ins Auto?«, wollte der Typ
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