Fuer immer Ella und Micha
obwohl ich es nicht tue. Trotzdem muss ich schmunzeln, weil Grantford richtig elend aussieht, wie er da mit seinem Cowboyhut auf der Rückbank sitzt.
Ich trommele mit den Fingern auf der Mittelkonsole, während Mikey uns über seine Musik hinweg irgendwelche Beschimpfungen zubrüllt.
»Du hast diesen Gesichtsausdruck, als ob du Stress machen willst«, sagt Ethan, leert seine Cola und stellt den Becher auf das Tablett.
»Mir ist nach ein bisschen Stress. Offen gesagt brauche ich den jetzt.« Ich blicke durch die getönte Scheibe zu Mikey und nehme meinen halbvollen Milchshake auf. »Weißt du noch, wie wir die Hauptstraße entlanggefahren sind und ich einen Milchshake gegen die Windschutzscheibe eines geparkten Wagens geworfen habe, weil Micha meinte, ich traue mich nicht?«
»Willst du das wiederholen?« Die gelben Markisenlichter beleuchten seine braunen Augen. »Denn wenn ich mich richtig erinnere, haben wir hinterher mächtig Ärger bekommen – Micha und ich haben mächtig Prügel bezogen.«
»Diesmal nicht«, versichere ich ihm. »Und ich will den auch gar nicht auf sein Auto werfen. Ich schmeiße ihn durchs offene Fenster direkt auf seinen Schoß.« Ethan reibt sich stumm das Kinn, also frage ich: »Bist du dabei oder nicht?«
»Klar bin ich dabei. Bin ich immer.« Er legt eine Hand ans Lenkrad. »Ich überlege nur, wie ich ihn am besten abhänge, falls er uns nachjagt.«
Ich sehe hinüber zu Mikey, der eine der Kellnerinnen auf Rollschuhen anbrüllt. »Denkst du denn, das macht er?«
Ethan packt den Schaltknüppel. »Kann sein. Seine Freunde sind bei ihm.«
Ich fange an, mein Fenster herunterzukurbeln. »Und wenn schon? Ich weiß genau, dass du ihn abhängen kannst.«
Er nickt. »Stimmt, aber er hat Danny Farren bei sich im Wagen, und der Kerl ist ein verdammter Riese.«
Ich ziehe meine Hand vom Fenster weg. »Soll ich es lassen?«
»Nein, nur zu«, antwortet er, als die Kellnerin kommt, um unser Tablett zu holen. Ethan legt ihr ein paar Dollar Trinkgeld hin. »Wir müssen eben nur so lange weiterfahren, bis wir ihn los sind … Ah ja, jetzt hab ich’s! Ich fahre zur alten Abbiegung und dann rüber. Mit dem Truck geht es leicht, aber sein Camaro hat keinen Unterboden mehr, wenn er das versucht.«
»Achte bitte darauf, uns nicht umzubringen.« Ich rolle mein Fenster herunter und winke Mikey zu.
Der zieht die Brauen zusammen. »Scheiße, was machst du hier? Bist du nicht weggelaufen oder so?«
Den Becher in einer Hand strecke ich meinen Kopf aus dem Fenster. »Ich war auf dem College. Du weißt schon, diese Dinger, an denen man was lernen kann … Oh, nein, warte mal, das weißt du sicher nicht.«
»Tu es einfach«, hüstelt Ethan hinter vorgehaltener Hand. »Und dann nichts wie weg hier.«
»Pass ja auf«, warnt Mikey mich und fährt sich mit der Hand durch sein schwarzes Haar. »Sonst stopft dir noch mal jemand für immer das Maul.«
Ich werfe ihm einen unschuldigen Blick zu, zeige ihm den Mittelfinger und werfe den Shake direkt durch sein offenes Seitenfenster.
Fluchend schreckt er hoch, als das klebrige Getränk auf seinem Schoß landet, und stößt sich den Kopf am Wagendach. »Du Schlampe!«
»Fahr!«, rufe ich Ethan zu und kurbele hastig mein Fenster nach oben.
Mit quietschenden Reifen setzt Ethan zurück und überfährt beinahe eine alte Frau. Er reißt das Steuer herum und prescht vom Parkplatz. Wir hören Mikeys Camaro hinter uns, als wir Richtung Feldweg fahren. Ich fühle mich wieder wie ein Kind und wünsche mir, ich könnte mich an diese Freiheit klammern. Doch sowie es Zeit wird, nach Hause zu fahren, wird dies hier vorbei sein.
Mikey ist Stoßstange an Stoßstange mit uns und lässt seine Scheinwerfer aufblenden. Ethan beschleunigt, bis die Häuser und Bäume zu beiden Seiten verschwimmen. Bald taucht die gesperrte Abbiegung vor uns auf. Früher führte ein Feldweg von dort zu einer Stelle, an der sich Jugendliche immer trafen. Aber nachdem einige Leute – einschließlich Micha – dort betrunken verhaftet wurden, hat die Stadt die Abbiegung mit einem Zaun und einem Erdhügel blockiert.
»Du fährst zu schnell«, warne ich Ethan und packe den Haltegriff über meinem Kopf. »So rammst du mit dem Kühler in den Hügel.«
»Entspann dich, ich habe das im Griff.« Er schaltet runter. »Und seit wann bist du so ein Schisser?«
»Ich habe bloß Angst um deinen Truck.« Ich stemme meinen Fuß gegen das Armaturenbrett, damit ich nicht vom Sitz fliege. »Aber wenn dir das egal
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