Fuer immer Ella und Micha
ist, ras den Hügel rauf.«
Er lacht und tritt das Gaspedal durch. Der Motor röhrt auf, und mit heulenden Rädern rauscht der Truck den Erdhügel hinauf. Für einen winzigen Moment sind wir in der Luft, dann landen wir mit einem Rumms auf dem harten Boden. Von der Wucht werde ich nach vorn geschleudert und knalle mit der Stirn gegen das Armaturenbrett, während der Truck rumpelnd zum Stehen kommt.
»Ah, ich glaube, ich habe mir gerade den Schädel angeknackst«, stöhnt Ethan, der sich an den Kopf fasst.
»Womit wir schon zwei wären.« Ich berühre die schmerzende Stelle an meiner Stirn und drehe mich nach hinten um. Scheinwerfer leuchten seitlich am Hügel vorbei, und oben erscheinen die Umrisse von Mikey und drei anderen.
»Fahr lieber.« Ich bedeute Ethan, Gas zu geben. »Er steigt gerade über den Hügel.«
Ethan fängt sich und fährt über das steinige Feld, sodass der Abstand zwischen uns und ihnen beständig größer wird. Erst als wir den Waldweg auf der anderen Seite erreichen und ein ganzes Stück hineingefahren sind, entspannen wir beide.
»Warte mal.« Mir fällt etwas ein. »Was willst du tun, wenn er auf dich losgeht?«
»Ich überlege sowieso, mir mal einen Urlaub von dem Kaff hier zu gönnen.« Er biegt scharf nach links in Richtung der Nebenstraße, die uns wieder zurück nach Hause bringt. »Den kann ich auch jetzt gleich nehmen.«
»Du willst einfach deine Sachen packen und abhauen?« Ich setze mich halb seitlich hin und sehe ihn an. »Und wohin?«
»Ich stelle mir eine Solo-Autotour vor, so wie in Into the Wild , nur eben mit dem Wagen, nicht zu Fuß.«
»Witzigerweise kann ich mir das bei dir richtig gut vorstellen.«
Ein angedeutetes Lächeln tritt auf seine Züge, als er auf die Straße einbiegt. Den Rest der Fahrt reden wir nicht, doch es ist ein nettes Schweigen. Als er mich zu Hause absetzt, bedanke ich mich bei ihm und schlage ihm vor, dass er mit Lila und mir zur Hochzeit fährt, denn das ist ja auch eine Art Autotour. Er sagt, dass er es sich überlegen will.
Ich gehe ins Haus, lasse den sorglosen Abend hinter mir und werde wieder erwachsen, denn ich muss mich meinen Dämonen stellen.
Kapitel 5
Micha
Zwischen Naomi und mir herrscht seit gestern Abend eine angespannte Atmosphäre. Es ist Vormittag, und wir sollen im Club üben, aber sie flirtet stattdessen mit dem Barkeeper, der doppelt so alt ist wie sie und einen langen Spitzbart hat.
Es ist ziemlich wenig los, weil es erst kurz nach zwölf ist. Die wenigen Gäste sitzen entweder in den Tischnischen beim Essen oder plaudern an der Bar. Eine Kellnerin kommt und fragt Dylan, Chase und mich, ob wir irgendwas brauchen.
Ich bin mitten in einem Akkord, als mein Handy klingelt. Nachdem ich die Gitarre weggestellt habe, sehe ich auf das Display. Es ist Ella.
»Hi«, melde ich mich möglichst locker. »Ich habe gerade daran gedacht, dich anzurufen.«
»Da muss ich wohl deine Gedanken gelesen haben.« Sie bemüht sich, munter zu klingen, aber ihre Stimme hört sich nicht so an.
Ich drehe mich auf dem Stuhl um, sodass ich mit dem Rücken zu Dylan und Chase sitze. »Was ist los? Du klingst traurig.«
»Mir geht es gut.« Sie atmet laut ein und aus. »Mein Dad ist aus dem Entzug abgehauen, und ich musste nach Star Grove fahren, um ihn zurückzubringen.«
»Warum hast du mich nicht angerufen?« Meine Worte hallen im Clubraum, deshalb senke ich die Stimme. »Ich wäre rübergekommen und hätte dir geholfen.«
»Genau deshalb habe ich dich nicht angerufen.« Ihr Tonfall ist merklich angespannt. »Du musstest nicht herkommen. Ethan hat mir geholfen, und alles ist gut. Ich bringe meinen Dad jetzt wieder in die Klinik, und danach fahre ich zurück zum College.«
»Soll ich einen Flieger zu dir nehmen?« Ich stehe schon auf und nehme meine Gitarre, bereit zum Aufbruch.
»Nein, ist schon gut, Micha«, versichert sie mir. »Ich muss allmählich anfangen, mich um mich selbst zu kümmern, und ich verspreche dir, dass ich nicht zusammenbreche.«
Das sollte mich froh machen, tut es aber nicht. »Wann fährst du zur Hochzeit?«
Sie schweigt, und es schnarrt in der Leitung. »So in einer Woche, aber du musst nicht hinkommen. Ich weiß ja, dass du keine Zeit hast.«
»Was ist verdammt noch mal los?« Ich werde sauer. »Wieso stößt du mich weg?«
Sie seufzt. »Ich stoße dich nicht weg. Ich versuche, meinen Ballast aus deinem Leben rauszuhalten … Hör mal, ich muss Schluss machen. Wir sind jetzt bei der Entzugsklinik.« Sie legt
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