Für immer, Emily (German Edition)
nicht, Dad. Es ist schwierig für mich.“ Er zuckte mit den Schultern.
Peter sah ihn nachdenklich an. „Liegt das an mir? An mir und meinem Verhalten nach Moms Tod?“
„Nein. Oder doch. Keine Ahnung. Ich weiß selbst nicht. Emily ist mir sehr wichtig geworden, aber ... ich weiß nicht, ob ich das kann, ich meine, mehr für sie sein, als ein Freund. Ich will ihr nicht wehtun, und ich glaube, das würde ich.“ Niclas schwieg, und Peter wusste darauf ebenfalls nichts zu sagen. Er war bestürzt darüber, wie Niclas empfand, und noch bestürzter war er, dass er offenbar als Vater all die Jahre nicht mitbekommen hatte, dass sein Sohn mehr unter all dem litt, was vorgefallen war, als er nach außen hin gezeigt hatte. Wann hatte er zum letzten Mal ein richtiges Gespräch mit Niclas geführt? Was wusste er überhaupt von seinem Jungen? Er legte Niclas zögernd die Hand auf den Arm. „Es tut mir leid. Es tut mir alles so leid.“
Niclas sah ihn an, und für einen Moment dachte Peter, er wolle ihm etwas sagen. Er sah einen tiefen Schmerz, gepaart mit unbändigem Zorn in Niclas‘ Augen aufblitzen, dass ihm ganz elend wurde. Irgendetwas schien seinen Sohn unendlich zu belasten und ihm tiefen Kummer zu bereiten. Doch Sekunden später hatte Niclas sich schon wieder im Griff. „Schon gut. Mach dir keine Gedanken“, erwiderte er.
„Nic, willst du mit mir über irgendetwas reden? Ich weiß, ich habe viel falsch gemacht, aber du kannst mit allem zu mir kommen. Ich liebe dich, das habe ich immer getan.“
„Ich weiß, Dad. Das weiß ich doch. Es ist alles in Ordnung, wirklich. Schau, da kommen Taylor und Emily. Lass uns einen Nachtisch bestellen, okay?“
Peter lehnte sich zurück. „Ja, sicher. Sucht euch etwas aus.“
Emily setzte sich wieder neben Niclas und musterte ihn forschend. Sie kannte diesen Gesichtsausdruck. So schaute er immer, wenn es ihm nicht besonders gut ging, er aber unbedingt verbergen wollte, was er wirklich fühlte. Sie warf einen schnellen Blick zu Peter und Taylor, die miteinander die Karte wegen einem Nachtisch studierten, und beugte sich zu Niclas hinüber. „Was ist los? Geht‘s dir gut?“
Er hob den Kopf und sein Blick tauchte tief in ihren ein. Er sah ihr hübsches Gesicht, ihre Augen, die ihn besorgt anschauten. „Ja, mir geht’s gut.“
„Wirklich?“ Sie legte den Kopf schief, und Niclas strich ihr vorsichtig eine ihrer langen Haarsträhnen hinters Ohr.
„Wirklich.“
„Gut.“ Sie lächelte.
„Komm, such dir einen Nachtisch aus, keiner zaubert bessere Desserts als Fernando.“
Peter hatte die kleine Szene beobachtet, obwohl er so tat, als ob er die Karte lesen würde. Und er hatte gesehen, wie der fast gequälte Ausdruck auf Niclas‘ Gesicht verschwand und ein zärtliches Leuchten in seine Augen trat, als er Emily ansah. Sein Sohn liebte dieses Mädchen, das war so offensichtlich, dass ein Blinder es sehen konnte. Nur Niclas wollte es scheinbar nicht wahrhaben. Peter seufzte und sah wieder in die Karte. Er hoffte, Niclas würde bald aufwachen und nicht vielleicht etwas verspielen, was unendlich wertvoll für ihn sein könnte.
Auf der Heimfahrt war Niclas recht schweigsam.
Emily fragte nach einer Weile: „Und, wie findest du Taylor? Also, ich mag sie, sie scheint nett zu sein.“
„Ja, finde ich auch. Sie passt zu meinem Vater, sie scheinen echt glücklich zu sein.“ Er schwieg wieder.
Emily musterte ihn forschend. „Niclas, was ist denn los? Vorhin warst du auch schon so bedrückt. Möchtest du mir nicht sagen, was mit dir ist?“
Er warf ihr einen kurzen Blick zu, sah die Zuneigung und Sorge in ihren Augen und konnte doch nicht mit ihr über das reden, was ihm auf der Seele lag. Was sollte er auch sagen? ‚Emily, ich weiß nicht, wie ich mit meinen Gefühlen für dich umgehen soll? All das raubt mir noch den Verstand, weil in mir ein totales Chaos tobt?‘ Doch, das klang super. Und so sagte er nur kurz: „Em, es ist nichts. Wirklich. Mach dir keine Gedanken. Ich muss mich wohl erst daran gewöhnen, dass da nun eine neue Frau in unserer Familie ist.“
Emily nickte. „Ja, das denke ich mir. Okay, du weißt ja, du kannst zu mir kommen, wenn etwas ist.“
„Danke, das werde ich.“
Sie sah aus dem Fenster hinaus in die Dunkelheit. Sie wusste, dass das nicht alles war, was Niclas bedrückte, aber sie konnte ihn nicht zwingen, mit ihr zu sprechen. Und niemand wusste besser als sie selbst, dass es Dinge gab, die man kaum jemandem anvertrauen konnte, so
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