Für immer, Emily (German Edition)
als Ben schwanzwedelnd vor ihr auftauchte und es klopfte. Niclas lehnte im Türrahmen. „Hast du ein paar Minuten, Emily?“
„Sicher, komm doch rein.“
Er blieb etwas unschlüssig in der Tür stehen, und Emily klopfte neben sich auf den Sitz.
„Komm, ich beiße dich nicht“, sagte sie lächelnd.
„Nein? Na, da hab ich ja Glück.“ Er setzte sich neben sie und schwieg einen Moment. „Du hattest Recht, es geht mir heute nicht besonders gut. Irgendwie ist es eine blöde Angewohnheit von mir, immer so zu tun, als sei alles in Ordnung, was?“ Er lächelte etwas unsicher.
Emily nickte seufzend. „Allerdings. Das ist mir schon aufgefallen.“ Sie lächelte ihm zu und ihre Augen hatten diesen Schimmer, bei dem ihm ganz warm ums Herz wurde, dann legte sie ihm sachte die Hand auf den Arm. „Was ist denn los mit dir? Kann ich dir irgendwie helfen?“ Niclas sah sie an, und der Ausdruck in seinen Augen war schwer zu deuten, dennoch fühlte Emily seinen Kummer bis tief in ihr Herz.
„Das ist lieb von dir, aber na ja, wirklich helfen kannst du mir nicht. Heute ist der Todestag meiner Mom, weißt du. Sie ist heute vor acht Jahren gestorben.“ Wie üblich versuchte er, seiner Stimme einen lockeren Klang zu geben, als ob es ihm nicht viel ausmachen würde, aber dieses Mal gelang es nicht so ganz, und Emily hörte sehr wohl das leichte Zittern.
„Oh, Niclas, das tut mir leid. Das ist sicher ein schwerer Tag für dich und deinen Vater.“
„Ja, schon.“ Er nickte.
Emily musterte ihn bedrückt. „Warum hast du denn nichts gesagt gestern, du hättest heute doch nicht herkommen müssen. Sicher wärst du lieber bei deinem Dad geblieben, oder?“
Niclas zuckte mit den Schultern. „Er ist heute Morgen nach Chicago geflogen, dienstlich. Er wird erst am Freitag zurück sein.“
„Oh, heute? Das tut mir leid. Du hättest ihn doch sicher gerne hier gehabt.“
Niclas zuckte erneut mit den Schultern. „Für ihn ist es besser so, dann muss er nicht so viel grübeln und ist abgelenkt. Das ist mir lieber, als wenn er hier herumsitzt und Trübsal bläst. Außerdem ist die Reise wichtig, er konnte sie nicht verschieben.“
„Ach so. Verstehe.“ Emily betrachtete ihn voller Sorge. Er sah wirklich elend aus, und sie verspürte eine tiefe Zärtlichkeit für ihn. Sie strich über seinen Unterarm. „Deine Mom ist also einen Tag nach deinem elften Geburtstag gestorben? Das tut mir schrecklich leid, Nic.“
Er nickte. „Danke, lieb von dir. Weißt du, ich erinnere mich noch gut an meine Feier damals. Meine Mom hatte einen Schokoladenkuchen gebacken, er war fast so wie der, den du mir gebacken hast. Am Abend hatte ich Bauchweh von dem vielen Kuchen und den Spaghetti, die ich verdrückt hatte. Kevin auch.“ Ein schmerzliches Lächeln legte sich auf sein Gesicht, und Emily verspürte einen scharfen Schmerz im Herzen. Das liebe Gesicht ihrer eigenen Mutter erschien vor ihrem inneren Auge, und sie blinzelte schnell die aufsteigenden Tränen weg.
„Weißt du, was ich jetzt grad gerne machen würde?“ Ihre Stimme zitterte leicht.
Niclas sah sie fragend an. „Nein, was denn?“
„Ich würde dich gerne ganz fest in den Arm nehmen. Meinst du, das ginge?“ Sie sah ihn unsicher an.
Er lächelte. „Ich glaube, das ginge, ja. Das wäre toll.“
„Ja? Okay.“ Sie sahen sich beide verlegen an, dann legte Emily fast etwas unbeholfen ihre Arme um ihn, und für einen Moment versanken ihre Blicke in einander, bevor sie ihren Kopf an seine Schulter legte und ihm mit einer Hand sachte über den Rücken strich. Sie fühlte, wie Niclas sie ganz vorsichtig umfasste, fast so, als sei sie zerbrechlich. Sie fühlte seinen Körper an ihrem, sie roch seinen unwiderstehlichen Duft, fühlte den Stoff seines Hemdes unter ihrer Wange. Und ein Gefühl breitete sich in ihr aus, das sie noch niemals zuvor verspürt hatte. Wunderschön und doch beängstigend. Sie horchte in sich hinein, ob sie die körperliche Nähe als unangenehm empfand, aber da war nichts außer Glück, ihm so nahe sein zu dürfen.
Niclas senkte den Kopf und verbarg sein Gesicht in Emilys Locken. Sie rochen schwach nach Zitrone, und er fühlte, wie der Schmerz, der ihn die ganze Nacht und den Tag über im Griff gehalten hatte, weniger wurde. Es fühlte sich gut an, sie zu halten. Noch niemals hatte er so empfunden, wenn er ein Mädchen in den Armen gehalten hatte. Es war, als ob er mit Emily alles neu entdecken würde, und alles, was vorher war, im Nichts verblasste. Er
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