Für immer, Emily (German Edition)
dann werde ich mal reingehen. Danke für den schönen Abend, Niclas. Sehen wir uns morgen?“
Er nickte. „Ja, ich komme vorbei und arbeite ein wenig an der Kommode, wenn es dir recht ist.“
„Okay, dann bis morgen.“
Niclas stieg mit ihr aus und begleitete sie noch bis zur Tür, dann verabschiedete er sich. Emily winkte ihm nach. Sie freute sich nun doch ein wenig auf ihren Geburtstag, denn wenn Niclas dabei war, würde es schon nicht so schlimm werden mit ihren Eltern und Connor, der vielleicht auch mitkommen wollte. Sie hatte ihn lange nicht gesehen, und obwohl sie sich auf ihn freute, hatte sie auch ein wenig Angst davor, denn seit dem Vorfall fanden sie einfach keinen Zugang mehr zueinander, und sie wusste nicht mehr, was sie noch tun könnte, um ihrem Bruder die unsäglichen Schuldgefühle zu nehmen. Sie seufzte, zog ihre Schuhe aus und erzählte Ben von dem netten Abend mit Niclas, seinem Vater und Taylor.
K apitel 22
Der nächste Tag war kühl, bewölkt und stürmisch. Emily und Ben waren ganz durchgefroren, als sie von ihrem Vormittagsspaziergang zurückkamen. Niclas wollte gegen Mittag vorbeikommen und ein wenig an der Kommode weiterarbeiten. Bald würde er fertig sein damit, und obwohl Emily sich schon sehr auf das Schmuckstück freute, bedauerte sie es jetzt schon, dass er dann vermutlich nicht mehr so oft bei ihr sein würde.
„Wir werden Niclas sehr vermissen, wenn er nicht mehr so oft kommen wird, was, mein Junge?“ Sie kraulte Bens Ohren und ging dann in die Küche, um sich eine Kanne Tee zu kochen. Anschließend setzte sie sich auf die Couch und vertiefte sich in den neuesten Roman ihrer Lieblingsautorin. „Wow, so müsste man schreiben können. Ben, diese Geschichte ist hinreißend. Eine wunderschöne, traurige Liebesgeschichte.“ Emily ließ das Buch sinken und schaute verträumt zum Fenster hinaus. Dunkle Wolken zogen am Himmel und es sah nach Regen aus. Sie mochte dieses Wetter, liebte es, wenn der Wind durch die Straßen pfiff und die Blätter sich bunt färbten.
Es klingelte, und sie legte das Buch auf den Tisch. „Oh, das ist Niclas.“
Sie eilte zur Tür. „Schnell, komm rein, bevor du weggeweht wirst. Es ist ganz schön stürmisch heute, was?“
Er nickte. „Hm, kann man wohl sagen. Hey, na ihr beiden?“
Ben war freudig herbeigeeilt und begrüßte Niclas, der ihm bereitwillig die Ohren kraulte. Schließlich richtete er sich auf und lächelte Emily zu. Sie musterte ihn forschend. Er sah heute blass und müde aus und sein Lächeln wirkte nicht so strahlend wie sonst, sondern traurig und verloren. Er schien auch nicht besonders gesprächig zu sein, sondern murmelte nur: „Okay, ich fang gleich mal an, dann bekomme ich noch was zustande heute.“
„Warte mal bitte.“ Emily zupfte ihn am Ärmel. Er blieb stehen und drehte sich zu ihr um.
„Geht‘s dir nicht gut, Nic? Du siehst fertig aus. War noch alles okay gestern mit dir und deinem Dad?“
„Ja, war alles okay. Ich hab ihn auch gar nicht mehr lange gesehen, bin grade ins Bett, als er kam. Mir geht‘s gut, mach dir keine Gedanken. Ich hab nur schlecht geschlafen, das ist alles.“
Sie nickte. „Ach so. Na ja, dann. Möchtest du einen Tee? Ich hab vorhin welchen gekocht.“
„Ja, gerne. Ich nehm ihn mit runter.“ Er wich ihrem Blick beharrlich aus und kraulte Ben am Kopf.
„Gut. Warte, ich hole dir eine Tasse.“ Emily wandte sich um und ging in die Küche. Was war nur los mit Niclas? War gestern noch irgendetwas vorgefallen, wovon er ihr nichts erzählen wollte? Er wirkte bedrückt und unglücklich heute. Sie beobachtete ihn besorgt, während sie den Tee eingoss. Er hatte sich vor Ben gehockt, und der Hund hatte seinen Kopf auf seine Schulter gelegt. Es war ein rührendes Bild. Sie konnte es immer noch kaum fassen, wie sehr Ben Niclas liebte. Niemandem, außer ihr, hatte der Hund jemals soviel Zärtlichkeit und Vertrauen entgegengebracht wie er es bei Niclas tat. Sie nahm die Tasse und ging zurück in den Flur. „Hier, dein Tee.“
Niclas stand auf. „Danke. Gut, ich bin dann mal unten.“
Emily sah ihm nach, wie er die Kellertreppe nach unten ging, Ben natürlich im Schlepptau. Sie seufzte und ging wieder ins Wohnzimmer zu ihrem Buch zurück. Aber sie konnte sich gar nicht mehr richtig auf die Story konzentrieren und musste oft einige Sätze doppelt lesen, weil sie mit den Gedanken ständig abschweifte. Irgendwann klappte sie das Buch zu und wollte es gerade weglegen,
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