Für immer, Emily (German Edition)
am Sonntag mit seiner Familie zum Essen, da war ich einkaufen. Danke, mein Kind, das ist aber lieb von Ihnen. Stellen Sie die Tüte doch bitte hier auf dem Tisch ab.“
Emily war Mrs. Johnson ins Haus gefolgt und stellte die schwere Tasche auf dem Küchentisch ab. „Mrs. Johnson, sagen Sie mir doch in Zukunft Bescheid, wenn Sie so viel einzukaufen haben, dann komme ich mit und helfe Ihnen.“
„Wirklich? Ach, Emily, Sie sind ein Schatz. Wenn Sie das wirklich tun würden? Das wäre mir eine große Hilfe. Ich kann ja nicht mehr so gut laufen, und das Tragen all der Sachen fällt mir schwer.“
Emily streichelte den alten Dackel ihrer Nachbarin. „Natürlich mache ich das. Das ist gar kein Problem. Ich war auch früher immer mit meiner Oma einkaufen. Sie erinnern mich ein bisschen an sie.“
Mrs. Johnson lächelte herzlich. „Ja? Meine Enkel sind in Ihrem Alter, Emily. Aber sie sind immer sehr beschäftigt.“
Emily betrachtete die alte Dame, die plötzlich traurig wirkte, und verspürte ein tiefes Mitleid mit ihr. „Ich hab Zeit. Sagen Sie mir einfach Bescheid, wenn Sie mich brauchen.“ Das stimmte zwar nicht so ganz, sie hatte auch nicht immer Zeit, musste in den nächsten Monaten viel lernen, aber es schmerzte sie, zu sehen, wie alleine die ältere Dame war und wie sehr sie sich über ein wenig menschliche Zuwendung freute. Und diese Zeit würde sie sich freischaufeln, das würde schon klappen.
„Ach, Emily, nun habe ich wenigstens etwas, worüber ich mich heute freuen kann. Wissen Sie, ich habe gerade einen schlimmen Unfall gesehen. Schrecklich, so was. Mit diesen Autos und dem Verkehr heutzutage, das wird einfach immer schlimmer.“
Emily sah ihre Nachbarin an und ihre Worte drangen langsam in ihr Bewusstsein. Einen Unfall?„Was ist denn passiert?“ Ihre Stimme zitterte leicht, als sie die Frage stellte.
„Ich weiß nicht genau. Sie wissen ja, wie das ist. Überall stehen Schaulustige herum, die alles blockieren. Ich habe nur aufgeschnappt, dass ein Auto einem Motorradfahrer die Vorfahrt genommen haben soll. Es scheint schlimm gewesen zu sein, der Rettungswagen stand noch dort. Die Polizei auch. Die Leute sagten, der Fahrer des Autos sei schuld gewesen, aber den Motorradfahrer habe es schlimm erwischt. Einige meinten sogar, er sei tot.“
Oh mein Gott! Emily fühlte, wie ihr schwindlig wurde. Niclas. Er hatte sich immer noch nicht gemeldet. „Wo war denn der Unfall genau?“
„An der großen Kreuzung, drei Straßen von hier. Wo der Supermarkt ist.“
Über diese Kreuzung fuhr Niclas normalerweise, wenn er von zuhause aus zu ihr kam.
„Oh mein Gott. Nic!“ Emily hatte plötzlich das Gefühl, der Boden würde schwanken und hielt sich schnell am Küchentisch fest.
„Emily? Ist Ihnen nicht gut? Sie sind ja ganz blass geworden.“ Mrs. Johnsons Stimme klang besorgt an Emilys Ohr.
„Ich, nein, es geht schon. Ich muss gehen. Entschuldigung.“ Sie drehte sich um und stürzte nach draußen. Niclas! Nein!
Mrs. Johnson eilte zur Haustür und sah ihrer jungen Nachbarin verblüfft hinterher, die einen Moment lang wie betäubt an der Gartenpforte stand, sich dann jedoch umdrehte und einfach loslief.
Emily rannte, so schnell sie konnte. In ihrem Kopf hämmerten die Worte ihrer Nachbarin.
Die Leute sagten, der Motorradfahrer sei tot.
Oh nein! Sie spürte nicht, wie kalt es geworden war, sie spürte den Wind nicht, der ihr den Regen ins Gesicht peitschte. Sie rannte und verspürte nur nackte Panik und Angst um Niclas. Er durfte nicht verletzt oder gar tot sein! Oh Gott, nein! Während des Laufens wählte sie wieder seine Handynummer, aber nichts. Endlich erreichte sie keuchend die Unfallstelle. Leute standen immer noch überall herum und auf der Straße lagen Glassplitter und Blechteile. Die Feuerwehr war mittlerweile eingetroffen und begann mit den Aufräumarbeiten. Emilys Augen suchten hektisch nach ihrem Onkel, aber dann fiel ihr ein, dass er heute nicht im Dienst war. Die Sanitäter schlossen gerade die Türen des Rettungswagens, der Fahrer ging nach vorne, stieg ein und gleich darauf erklang die Sirene.
Der Unfallwagen stand quer auf der Fahrbahn, sein vorderer Kotflügel war abgerissen und da, wo die Frontscheibe gewesen war, prangte ein riesiges Loch. Emily hustete, ihr Atem ging heftig und ihre Augen brannten. Sie hasste es, hier zu stehen und dem Unglück zuzuschauen, aber sie musste wissen, was passiert war. Deshalb lief sie ein Stück weiter und wollte gerade einen der Polizisten nach
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