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Für immer, Emily (German Edition)

Für immer, Emily (German Edition)

Titel: Für immer, Emily (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilka Hauck
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dem Motorradfahrer fragen, als ihr Blick auf die völlig zertrümmerte Maschine fiel, die seitlich am Straßenrand lag.
    Ihr Herz setzte für einige Schläge aus, und sie trat noch näher heran. Und dann schossen ihr vor Erleichterung die Tränen in die Augen. Das war nicht Niclas‘ Maschine. Diese hier hatte eine rote Lackierung, Niclas‘ Kawasaki dagegen war schwarz.
    „Oh Gott sei Dank.“ Emily starrte auf die Trümmer, auf denen vor nicht allzu langer Zeit noch ein Mensch gesessen hatte, der vielleicht zu seiner Frau oder seiner Arbeitsstelle fahren wollte. Ein Mensch, der Familie und Freunde hatte.
    „Es tut mir leid.“ Sie flüsterte die Worte, und ihr Herz schmerzte vor Mitleid mit dem Fremden, der hier verletzt worden war oder gar sein Leben hatte lassen müssen. Und doch fühlte sie grenzenlose Erleichterung, dass es nicht Niclas war, dessen Maschine hier lag.
    „Miss, alles in Ordnung?“ Ein dunkelhäutiger Polizist sah sie fragend an.
    „Ja. Danke. Ich ... ich hatte Angst, es könnte jemand sein, den ich kenne. Bitte ... wie geht es dem Motorradfahrer? Ich weiß, Sie sind sicher nicht befugt, mir das zu sagen, aber es tut mir so leid, was hier passiert ist“, stammelte Emily.
    Der Polizist musterte das blonde Mädchen, das mit den Tränen kämpfend vor ihm stand. „Nun, da sind Sie sicher froh, dass es nicht Ihren Bekannten getroffen hat. Ich darf Ihnen nicht genau sagen, was mit dem Motorradfahrer ist, aber offenbar hatte er verdammtes Glück. Es hat ihn zwar übel erwischt, aber er wird wohl durchkommen.“
    „Wirklich? Oh, da bin ich aber froh. Vielen Dank, Officer. Vielen Dank.“ Emily wandte sich ab und lief langsam den Weg zurück, den sie eben voller Panik entlang gerannt war. Es war nicht Niclas. „Lieber Gott, danke! Danke, dass du Niclas beschützt hast! Oh Nic, wo bist du?“
    Sie blieb stehen und schloss kurz die Augen. Was hätte sie getan, wenn er es gewesen wäre? Bei diesem Gedanken wurde ihr übel. Sie beugte sich nach vorne und stützte sich mit beiden Händen auf den Oberschenkeln ab. Was würde sie tun, wenn sie Niclas verlieren würde? Wie könnte sie ohne ihn weiterleben? Ohne Niclas, der ihr soviel Kraft gab, der sie zum Lachen brachte, sie immer unterstützte und für sie da war? Ohne sein süßes Lächeln zu sehen, seine Stimme zu hören? Ohne Niclas, der ihr mittlerweile alles bedeutete.
    Emily richtete sich wieder auf und schlug die Hände vors Gesicht. Tränen liefen über ihre Wangen. Hatte sie ihn heute bereits verloren? Nicht durch einen Unfall, dem Himmel sei Dank, das nicht. Aber hatte er seine Entscheidung getroffen? Warum meldete er sich nicht? Weil er sie nicht mehr wieder sehen wollte? Weil der Schmerz in ihm stärker war als alles andere? Hatte er sich für ein Leben ohne sie entschieden?
    „Emily!“
    Sie ließ die Hände sinken und hob den Kopf. „Niclas!“
    Da war er. Er kam ihr entgegen. Emily begann zu laufen. Sie stürzte sich mit einem unterdrückten Schluchzen in seine Arme.
    Er drückte sie fest an sich. „Hey, ist ja gut. Was ist denn los? Was machst du denn hier? Deine Nachbarin hat mir gesagt, dass du ganz durcheinander warst und in diese Richtung gelaufen bist. Entschuldige, dass ich mich so verspätet und dich nicht angerufen habe. Ich musste Kevin helfen, sein Wagen ist liegen geblieben, und mein Handyakku war leer. Kevin hatte seins natürlich zuhause vergessen. Es war also alles perfekt. Emily?“
    Sie hatte ihre Arme fest um ihn geschlungen, hörte seine Worte, aber der Sinn rauschte an ihr vorbei. Er war hier und es ging ihm gut. Sie hob den Kopf und sah sein Gesicht. Diese Augen, die so aufmerksam und zärtlich schauen konnten. Seine Haare, die ihm wie üblich in die Stirn fielen. Sie sah seinen besorgten Blick, und gleichzeitig erschien vor ihrem inneren Auge das zertrümmerte Motorrad des verunglückten Fremden. Niclas ... oh Gott, sie liebte ihn. Sie liebte ihn viel mehr als sie jemals irgendetwas geliebt hatte. Wie hatte sie nur glauben können, dieses Gefühl, das stärker war als alles, was sie je empfunden hatte, verleugnen zu können? „Niclas. Oh, Niclas, ich dachte, du bist das, der diesen schweren Unfall hatte.“ Kleine Schluchzer klangen in Emilys Stimme, und ohne weiter nachzudenken, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und zog Niclas‘ Kopf zu sich herunter. Sie schmiegte ihre zitternden Lippen auf seine, und für einen winzigen Moment erstarrte er wie zu Eis. Er umfasste ihr Gesicht, sein Atem ging heftig, und

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