Für immer, Emily (German Edition)
glückliche Zeit, und sowohl Emily als auch Niclas empfanden diese Liebe wie ein kostbares Geschenk. Emily fühlte sich unendlich sicher und geborgen bei ihm. Nie gab er ihr das Gefühl, nicht zufrieden zu sein mit dem, was sie ihm geben konnte. Im Gegenteil, wenn sie sich sehr nahe kamen, war es meistens Niclas, der sich irgendwann zurückzog. Am Anfang war sie davon etwas irritiert gewesen, doch dann wurde ihr klar, dass er sie damit nur schützen wollte. Er wollte ihr seine körperlichen Empfindungen nicht zeigen, um ihr nicht das Gefühl zu geben, sie zu etwas drängen zu wollen, wozu sie noch nicht bereit war. Sie war gerührt, wie sehr er versuchte, Rücksicht auf sie zu nehmen, und dafür liebte sie ihn. Und doch war da eine kleine, gemeine Stimme in ihrem Kopf, die ihr ab und an zuflüsterte, dass sie nicht gut genug für Niclas war, ihm nicht das geben konnte, was er sich sicher wünschte, auch wenn er es nicht aussprach. Meistens jedoch gelang es ihr, diese Stimme zum Schweigen zu bringen. Nur manchmal in der Nacht, wenn sie nicht schlafen konnte, lag sie da, betrachtete Niclas‘ Gesicht und dachte darüber nach, ob die Stimme, die sich in ihren Kopf und in ihr Herz bohrte, nicht vielleicht doch Recht hatte. Dann fühlte sie wieder die Demütigung, die ihr angetan worden war, fühlte sich minderwertig, klein und nicht in der Lage, jemanden glücklich zu machen. Dann drehte sie sich weg und weinte leise in die Kissen, damit Niclas nichts von dem mitbekam, was ihr das Herz schwermachte.
„Em, bist du fertig?“ Niclas klopfte an die Tür des Badezimmers.
„Ja, gleich. Komme.“ Sie bürstete noch einmal schnell ihre Haare durch und sprühte sich ein wenig Parfum hinters Ohrläppchen. Fertig. Sie öffnete die Badezimmertür und trat hinaus auf den Flur. Niclas lehnte an der Wand gegenüber. Ihr Herz machte den üblichen Satz, wenn sie ihn so sah.
Ein Lächeln glitt über sein Gesicht, er trat auf sie zu und küsste sie zärtlich auf die Stirn. „Können wir dann los?“
Sie nickte. „Ja. Dass du auch immer so lange brauchst.“ Sie lächelte ihm zu.
Er stupste sie auf die Nase. „Ja, ich muss mich eben aufbrezeln, du weißt schon.“
Er strich sich durch die Haare und klimperte theatralisch mit den Wimpern, sodass Emily laut lachen musste.
Bald darauf betraten sie das Bowling-Center, wo sie mit den anderen verabredet waren. Mara und Thomas waren auch gerade gekommen, und so gingen sie zu viert zu den Bahnen, wo die anderen schon warteten.
„Hey, da seid ihr ja endlich. Wer von euch hat so lange gebraucht?“ Kevin grinste, als Niclas und Emily gleichzeitig den Namen des jeweils anderen nannten. „Ah ja, alles klar.“
Emily lächelte, sah sich allerdings etwas unbehaglich um und fühlte, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte. Das Center war sehr gut besucht, alle Bahnen waren belegt. Sie fühlte sich immer noch unwohl an solchen Orten, an denen sie das Gefühl hatte, nicht alles unter Kontrolle haben zu können. Natürlich waren auch viele Männer hier, und damit kam sie leider immer noch nicht besonders gut zurecht. Sie seufzte und setzte sich auf eine der Bänke, um ihre Sportschuhe anzuziehen. Es würde sicher ein lustiger Abend werden, Niclas war bei ihr, alle ihre Freunde waren hier. In wenigen Tagen war Weihnachten, und sie nahm sich vor, die nächsten Stunden zu genießen. Ihr Blick fiel auf Niclas, Kevin und Thomas, die zusammenstanden und lachten. Sie freute sich darüber, dass Thomas und Niclas sich angefreundet hatten und sich so gut verstanden. Auch Maras Skepsis hatte sich mittlerweile gelegt, obgleich sie immer noch wachsam war.
„Alles okay?“ Mara setzte sich neben sie und band sich ihre Schuhe zu.
„Ja, alles okay. Ist ganz schön was los hier.“
„Ja, das ist meistens so am Samstagabend. Ist das ein Problem für dich?“ Mara sah sie forschend an.
Emily zuckte mit den Schultern. „Na ja, ich kann nicht grad behaupten, dass es mich überglücklich macht, aber ich komme klar. Außerdem freu ich mich aufs Bowlen, das hab ich schon ewig nicht mehr gemacht. Lass uns den Jungs mal zeigen, was wir draufhaben.“
Mara lachte. „Genau. Die werden sich warm anziehen müssen.“
Heute war ein sogenanntes „Moonlightbowling“ angesagt, bei dem die Bahnen in buntes Discolicht getaucht waren und die Kugeln fluoreszierten. Musik aus den Achtzigern dröhnte aus den Boxen, und die Stimmung war allgemein ausgelassen.
„Em, was möchtest du trinken? Wir gehen mal zur
Weitere Kostenlose Bücher