Für immer, Emily (German Edition)
Bar.“ Niclas hockte sich vor sie.
„Eine Cola, bitte.“
Er küsste sie kurz. „Okay.“
Sie sah ihm nach, und dabei fiel ihr Blick auf die Nachbarbahn, an der lauter junge Frauen spielten. Eine von ihnen, eine schlanke, hübsche Rothaarige, stieß ihre Nachbarin an, flüsterte ihr etwas ins Ohr und beide sahen Niclas hinterher. Als er auf dem Rückweg wieder an ihnen vorbeikam, schaute ihm die Rothaarige direkt ins Gesicht und lächelte, während sie sich langsam durch die langen Haare strich. Niclas lächelte kurz zurück. Emily biss sich auf die Lippen.
„Hier, deine Cola.“ Er reichte ihr das Glas.
Sie nickte. „Danke.“ Sie sah etwas verlegen zu Boden.
Er musterte sie forschend. „Alles okay?“
„Ja, sicher.“ Sie hob den Kopf und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
Er nickte langsam. „Gut.“
Bald darauf waren sie in ihr Spiel vertieft, und nachdem Emily bemerkt hatte, dass Niclas die Blicke der Rothaarigen nicht erwiderte, achtete sie selbst auch nicht mehr auf sie.
Niclas hingegen beobachtete Emily, die neben Mara stand und an einer ihrer Haarsträhnen drehte. Das tat sie oft, wenn sie ein wenig nervös und unsicher war. Jetzt lachte sie, als Kevin seinen Wurf versiebte und einen lautstarken Fluch ausstieß. Sie sah hinreißend aus, wenn sie lachte. Er nahm einen Schluck aus seinem Glas und lächelte ihr zu. Die Blicke des rothaarigen Mädchens von der Nachbarbahn hatte er natürlich bemerkt, sie starrte ihn schon die ganze Zeit an und versuchte, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Sie konnte ja nicht ahnen, dass ihre Bemühungen absolut fruchtlos sein würden. Sein Blick strich zärtlich über Emilys schmale Gestalt. Das, was er für sie empfand, war keine verliebte Schwärmerei, nichts, was sich in ein paar Monaten wieder ändern würde, nein, das war Liebe. Er konnte es nicht erklären, er fühlte es einfach. Sie war tief in ihm, in seinem Herzen, seinen Gedanken. Er war neugierig auf die Zukunft mit ihr, wollte sehen, wie sie sich weiterentwickeln würde, wollte Träume mit ihr zusammen verwirklichen. Ein Leben ohne Emily – allein der Gedanke daran bereitete ihm eine Qual, die er sich niemals hatte vorstellen können. Es war verrückt, noch vor ein paar Monaten hatte er sie nicht gekannt, nicht gewusst, dass es dieses wunderbare Mädchen überhaupt gab, und nun schmerzte alles in ihm, bei dem Gedanken, sie verlieren zu können. In all den Jahren, in denen er sich die Schuld am Tod seiner Mutter gegeben hatte, war er voller Zorn und Bitterkeit gewesen, dass er gar nicht in der Lage gewesen wäre, jemanden an sich heran zu lassen. Nur Emily hatte dieses Wunder fertig gebracht. Und sie hatte Recht, er hatte sich verändert, die Wut in ihm war gewichen. Geblieben allerdings war die Angst, den Menschen, den er mehr liebte als sein Leben, wieder zu verlieren. Er seufzte leise, und sein Blick streifte die Nachbarbahn. Das rothaarige Mädchen schaute immer noch zu ihm herüber. Er nahm noch einen Schluck und sah wieder zu Emily hin. Sie redete mit Susan, ein leichtes Lächeln lag auf ihrem Gesicht. Nie mehr würde er etwas tun, was ihr wehtun könnte. Er war nicht so ahnungslos wie sie dachte, er wusste, wie viele Gedanken sie sich wegen allem Möglichen machte, und um ihre Befürchtungen, ihn nicht glücklich machen zu können. Gerade, weil sie ihre körperliche Beziehung noch nicht vertieft hatten, und es vermutlich auch so schnell nicht tun würden. Ihn störte das nicht, es war nicht so, dass er es sich nicht wünschte, aber so lange sie nicht soweit war, akzeptierte er das und hatte kein Problem damit. Emily selbst allerdings hatte sehr wohl ein Problem damit, auch wenn sie nicht darüber sprach. Er sah die Traurigkeit in ihren Augen, sah, wie unsicher sie reagierte, wenn ein anderes Mädchen ihm zulächelte, und er wusste, dass es an ihrem Selbstvertrauen nagte. Er versuchte, es ihr so leicht wie möglich zu machen, indem er ihr immer wieder sagte und zeigte, wie sehr er sie liebte, und dass sie ihm das Wichtigste im Leben war. Dennoch hatte er öfter das Gefühl, nicht an die Wurzel des Problems heranzukommen. Er würde ihr alle Zeit der Welt geben, aber es war wohl einfach so, dass er nicht wirklich nachvollziehen konnte, was sie empfand. Er wusste nicht, wie es war, wenn einem solche Gewalt angetan wurde. Er wusste, dass er Emily liebte, dass er alles tun wollte, um ihre Wunden zu heilen, aber wie es tatsächlich tief in ihrem Innersten aussah, das wusste er nicht und würde
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