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Für immer, Emily (German Edition)

Für immer, Emily (German Edition)

Titel: Für immer, Emily (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilka Hauck
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aufhörte, sich dauernd Gedanken über sie zu machen.
     

 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    K apitel 12
     
    Emily und Niclas arbeiteten ungefähr drei Stunden sehr konzentriert, und obwohl er nur das Nötigste sprach, empfand sie es als angenehm, mit ihm zusammen zu sein. Er hielt sich mit spöttischen Bemerkungen zurück, was ja schon ein Fortschritt war, und auch seine Überlegungen und Anmerkungen waren durchdacht und konstruktiv, sodass es richtig Spaß machte, mit ihm zusammen an diesem Projekt zu feilen.
    „Ich hole mal noch eine Flasche Wasser, bin gleich zurück.“ Emily stand auf und lächelte ihm zu. Niclas nickte und sah ihr nach, als sie das Zimmer verließ und in den Keller lief. Es klappte heute besser, als er gedacht hatte, und darüber war er wirklich froh. Er hörte ihre leichten Schritte, als sie die Treppe wieder hochkam, und sein Blick strich wie zufällig über sie, als sie in die Küche trat. Sie war wirklich hübsch, das musste er zugeben. Er erinnerte sich noch gut daran, dass er am ersten Tag gedacht hatte, sie würde aussehen wie eine graue Maus. Aber das stimmte nicht, ganz und gar nicht. Sie trug zwar immer noch diese hochgeschlossenen Shirts, Pullover oder Blusen, aber das störte ihn nicht. Er hatte sich daran gewöhnt, und es passte zu ihr. Er konnte sie sich überhaupt nicht in knappen, engen Tops vorstellen, die mehr zeigten als verhüllten. Sie war zwar still und scheu, aber er fühlte sich bei ihr sehr viel wohler, als in der Nähe der ewig plappernden Mädchen, die ihn anschmachteten.
    „Möchtest du noch ein Glas Wasser?“ Emilys Stimme drang zu ihm durch, und er hob den Kopf.
    „Oh, ja, bitte.“
    Sie nickte und beugte sich leicht über ihn, um das Glas auf dem Tisch zu füllen.
    Ein zarter Duft ging von ihr aus, den er vorhin schon wahrgenommen hatte. Er mochte diesen Duft, er roch nach Flieder und Rosen. An ihrem rechten Handgelenk trug sie ein schmales, silbernes Armband, an dem ein kleines silbernes Kleeblatt baumelte. Sie sah ihn an und lächelte. „Es ist irgendwie kindisch, oder?“ Sie stellte die Flasche weg und drehte ein wenig an dem Armband herum.
    Niclas schüttelte den Kopf. „Nein, wieso? Es ist schön.“
    „Findest du? Es ist schon ziemlich alt, es hat meiner Großmutter gehört. Sie hat es meiner Mutter geschenkt, und meine Mom hat es mir gegeben, als ich hierher gezogen bin, als so eine Art Glücksbringer. Und ich bringe es nicht übers Herz, es nicht zu tragen, obwohl ich vielleicht schon ein bisschen zu alt bin für Kleeblattanhänger.“ Sie lächelte verlegen.
    Niclas fühlte wieder dieses eigenartige Ziehen in der Brust, das er immer öfter verspürte, wenn Emily lächelte, oder, was leider nicht so oft vorkam, herzhaft lachte, denn meistens wirkte sie traurig und verloren. Aber wenn sie lächelte, bekam sie ein Grübchen an der linken Wange und ihre blauen Augen strahlten. Niclas runzelte die Stirn. Ging das schon wieder los? Er musste hier raus, bevor er noch anfing, dummes Zeug zu reden. Er begann, seine Stifte in das Ledermäppchen zu räumen. „Ähm, Emily, hör mal, wir sind ja schon ziemlich weit gekommen. Ich denke, wir könnten Schluss machen für heute, was meinst du?“
    Sie sah ihn etwas überrascht an, denn eigentlich hatte sie damit gerechnet, noch ein bisschen weiterzuarbeiten. „Ja, sicher, wir haben viel geschafft heute. Es ist ja auch schon spät. Hast du keinen Hunger? Also, ich schon. Ich, nun, ich könnte uns ein paar Sandwiches machen, wenn du magst?“ Sie hatte ihre Finger ineinander verschlungen, und er sah plötzlich das Bild vor sich, wie sie ihm eine Hand an die Wange legte und sanft darüber strich. Er schüttelte den Kopf und stand so hastig auf, dass sein Stuhl beinahe nach hinten wegkippte, und Ben, der die ganze Zeit vor sich hingedöst hatte, verwundert die Augen öffnete.
    „Nein, danke. Ich muss nach Hause.“ Emily sah ihm zu, wie er seine Sachen zusammenraffte und achtlos in den Rucksack stopfte. Dann zog er seine Lederjacke über. „Bis morgen. Ciao.“
    Und schon war er draußen in dem kleinen Flur, schnappte sich seinen Helm, der auf dem Sideboard lag, und gleich darauf fiel die Haustür hinter ihm ins Schloss, während Emily ihm verblüfft hinterher starrte. Das war ja jetzt ein überstürzter Abgang. Hatte sie etwas Falsches gesagt oder getan? Sie seufzte und trat ans Fenster. Niclas stand noch neben seiner Maschine und wirkte etwas unschlüssig. Dann jedoch zog

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