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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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unter den normalen Aufmerksamkeiten gewöhnlicher Leute weggeduckten Oppositions- oder Renitenzsachwaltern, die für derlei Sachen das feinere Gespür hatten und denen deshalb beispielsweise auch nicht die schwarze Komik der Juxtaposition verborgen blieb, daß just zu dem Zeitpunkt, als die europäischen Staats- und Regierungschefs auf einem ihrer Gipfel, diesmal in Thessaloniki, mal wieder über Festungssicherungsmaßnahmen berieten, bei zwei Schiffsunglücken vermutlich über 250 Flüchtlinge aus Nichteuropa ertranken, die unbedingt nach Europa gewollt hatten.
    Die Zahl, erfuhren wir, und waren beschämt wg. unserer warmen Hinterteile auf m.o.w. ergonomischen Stühlen, von einem Trotzkisten mit Namen Martin Kreickenbaum, die Zahl der dokumentierten Todesopfer, die direkt auf die zunehmende Grenzsicherung zurückzuführen sind, stieg nach einer Zusammenstellung des Anti-Rassismus-Netzwerks United in den letzten zehn Jahren auf über 4000.
    Am Montag, dem 16. Juni, kenterte 50 Seemeilen südlich der zu Berlusconien gehörenden Mittelmeerinsel Lampedusa ein Flüchtlingsboot mit über 60 Menschen an Bord. Nur drei Insassen eines kleinen Rettungsboots wurden gerettet. Die zweite Katastrophe ereignete sich am darauffolgenden Freitag, als ein mit über 250 Geflohenen überladenes Boot trotz schlechten Wetters von Libyen aus sich auf den Weg nach Italien machte. Nur 60 Seemeilen von der afrikanischen Küste entfernt sank es bereits. Ein Fischkutter, dessen Crew das sinkende Schiff bemerkte, schlug Alarm und löste eine Rettungsaktion aus, an der mehrere Schiffe der tunesischen Marine und mehrere Boote der nahegelegenen Ölplattformen beteiligt waren. Trotzdem konnten nur 41 Flüchtlinge gerettet werden, 50 Leichen wurden aus dem Meer geborgen.
    Andere Flüchtlinge starben im Minenfeld an der griechisch-türkischen Grenze, so als am 4. Januar des Jahres des Zusammenbruchs der verkehrten Welt zwei Männer aus Burundi im dichten Nebel auf den Todesstreifen gerieten. Wieder andere ertranken in der Oder, dem Grenzfluß zwischen Polen und Deutschland, angeblich meist unbemerkt von den Grenzschützern und in jedem Fall der Öffentlichkeit so ein bißchen verschwiegen von den deutschen Behörden. Immer wieder erstickten auch Leute in luftdicht abgeschlossenen Schmuggelcontainern, wie die 58 Chinesen, die am 19. Juni 2000 im englischen Dover gefunden ­wurden. UNITED listete daneben zahlreiche Fälle auf, bei denen Flüchtlinge von türkischen, spanischen oder deutschen Grenzschützern erschossen oder so schwer mißhandelt wurden, daß sie an den erlittenen Verletzungen starben: Albaner, Kurden, Nigerianer, Slowaken, Menschen aus Guinea …
    In Libyen – für viele Afrikaner das letzte Schlupfloch nach Europa, weil die Regierung von Muammar Gaddhafi aufgrund des gegen sie verhängten Wirtschaftsembargos der zivilisierten Welt auf dem Gebiet der Flüchtlingsabwehr nicht mit der EU zusammenarbeitete – wurden viele Flüchtlinge Opfer der mörderischen Bedingungen in der Wüste. Allein in einer Woche verdursteten zu Stoßzeiten mehr als 200 Menschen aus Ghana in der libyschen Wüste. Ghana, Ihr erinnert euch vielleicht, seltsame Gegend, Heimat gespenstischer Arten der W, richtig: Adze, des Glühwürmchenmanns, oder Asanbosam, ein Wesen von menschlicher Gestalt, mit Haken als Beinen und Zähnen aus Eisen, das auf Bäumen lebt und seine Haken in vorbeigehende Leute schlägt, sie auf den Baum zieht und verschlingt.
    So dachten sich deshalb die klügsten Lenker der EU auf ihrem Gipfel, darunter nicht wenige Zombotiker, die Menschen aus solchen Gegenden wollen wir nicht bei uns haben, auch wenn, ja gerade weil wir gut verstehen, daß sie das Leben dort, wo die Hakenbeine der Eisenzähneträger von den Ästen baumeln, nicht schön finden.
    140 Millionen Euro zusätzlich wurden also freigegeben, dem Menschenzustrom direkt zu wehren, und noch einmal 250 Millionen, um mit Drittstaaten betreffs der Rücknahme oder Umleitung jener Unerwünschten zu kollaborieren. Das, meinte man, sollte reichen, mit denen fertig zu werden, die anders als die Zombotiker und ihre weniger öffentlichen Cousins und Cousinen tatsächlich aus der Hölle kamen, wo es viel zu viele davon gab.
    Man sollte sich geirrt haben.

SIEBZEHNTES KAPITEL
    Brautbett beim roten Fingerhut • Geisterreiter am Himmel • Wie konnte es so weit kommen?
    1  Astrid drückte seinen Schwanz zwischen Gaumen und Zunge zusammen, schob ihren Kopf Philips Bauch entgegen und ließ immer

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