Für immer in Honig
mit der NATO vermutlich darauf konzentriert, die Al Kaida zu bekämpfen und nicht so getan, als ob die fortgesetzte Unfähigkeit, Osama Bin Laden zu fangen, gar keine Rolle spielte.
Was nun aber Saddam Hussein angehe, so hätte ihre Wunschregierung die geheimdienstlichen Informationen, die der Administration dann würden vorgelegen haben, ganz sicher anders gelesen, und wäre wohl zu dem Schluß gelangt, daß ein Krieg gegen den Irak, wenn auch rechtfertigbar, so doch nicht notwendigerweise zu führen sei, jedenfalls nicht zur Sicherung der andernfalls gravierend gefährdeten Sicherheit des reichsten, größten, tollsten und buntesten Landes auf dem Planeten, zumindest nicht kurzfristig.
Natürlich, fuhr sie fort, seien das alles Konjunktive, mögliche andere Welten nur, jetzt aber komme es darauf an, die vielen Fronten wieder etwas weniger zahlreich zu machen, wenn möglich ein bißchen aufzuräumen, denn vor lauter Terroristen, Zombies, Franzosen, Vampiren, weinenden Frauen, Serienmördern, streikenden Bergarbeitern, auf ständischen Mittelstandsfrauen mit Kochtöpfen und beinahe gepfändeten Staatsoberhauptsflugzeugen wisse man auf dieser nagelneuen Welt kaum noch, wo oben oder unten sei.
Die Zerwürfnisse mit den Partnern müßten beigelegt werden, der Spalt der Weltanschauungen zwischen Amerika und vielen europäischen Staaten müsse wieder verkleinert werden. Die Herausforderung auf der einen Seite, nämlich für Europa, bestünde darin, die französischen Hysteriezustände angesichts angeblich zu großer amerikanischer Machtfülle zurückzuweisen: Amerika habe ja schließlich nicht den Verstand verloren, und das amerikanische Volk, unterstützt von Stimmen der Vernunft wie dem Außenminister Colin Powell, würde schon dafür sorgen, daß die Regierung nicht zu weit gehe. Die Herausforderung für die Vereinigten Staaten selbst aber bestünde auf der anderen Seite darin, Europa vor eine neue Sorte Wahl zu stellen, die für die meisten Staaten (wenn auch wohl nicht für Frankreich) annehmbar wäre und sie nicht in ihrer Würde verletzen müßte. Abschließend empfahl die ehemalige Außenministerin dem gegenwärtigen Präsidenten, er möge doch bitte mehr solche Ideen haben wie seine jüngste Reise nach Afrika, bei der es ihm immerhin gelungen sei, die Stärken der Vereinigten Staaten wieder ein bißchen in den Vordergrund zu rücken; Stärken, die überwiegend damit zu tun hätten, daß dieses Land für Freiheit und Wohlstand unter kapitalistischen Bedingungen nach wie vor nicht das schlechteste Symbol abgäbe.
Natürlich gedachte die ehemalige Außenministerin bei diesem das vorläufige Ende ihrer Äußerungen markierenden Einschub der schwierigen Verhältnisse auf jenem hochproblematischen Kontinent, dessen Kolonialgeschichte mehr Verrücktheiten und Grausamkeiten bot als selbst die Südamerikas – Verrücktheiten und Grausamkeiten, die sich im Laufe der weiteren Geschichte in immer neue, immer mehr Verrücktheiten und Grausamkeiten aufspalteten und fortzeugten, von denen die ehemalige Außenministerin auch nach ihrer Abdankung den lebhaftesten Begriff besaß, insofern ihr nach wie vor Unterlagen zugänglich gemacht wurden, die davon berichteten.
Wovon? Von der spezifischen Sorte ewiger Kriege, die in Afrika vor sich hin schwefelte, angeblich, seit es Menschen gab, und von den Neuigkeiten: den wandelnden Toten am Rande der Wüste, und den W, die es in Afrika gab, Adze zum Beispiel, ein böser Geist, der Besitz ergreifen konnte von den Zauberern der Ethnie der Ew in Südostghana und dem südlichen Togo, meist als Glühwürmchen herumflog, gefangen aber sofort menschliche Gestalt annahm.
Adze liebte Blut, Palmöl und Kokosmilch und nahm sich besonders gerne Kinder vor, am allerliebsten hübsche, wie sie auf den Plakaten und Kalendern von »Brot für die Welt« oder »Misereor« zu sehen waren.
Auch Impundulu war nicht von schlechten Eltern, beheimatet in der östlichen Kapregion, dienstbares Ungeheuer der Hexen und merkwürdiges Komplement zur Legende von der weinenden Frau, wie man sie in Südamerika kannte: Impundulu erschien als schöner Mann und war den Hexen außer Diener auch sexueller Gefährte, versessen auf das Blut sowohl von Menschen wie von Vieh, ein Unheilsbote, der ganze Familien und Herden ausrotten konnte, indem er sie über Monate nachts immer wieder biß und langsam aussaugte, bis sie schließlich an einer Art Schwindsucht verstarben, für die man in der Region den Euphemismus »vom
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