Für immer in Honig
einem Handtuch, in duftendem Öl aufgeweicht, und rieb Torsten die Brust damit ab, ihn sanft massierend, Christina glitt reptiliensehnig auf ihn.
»Yeah«, grübelte Sarah träge blinzelnd, fiel dann zur Seite auf dem Bett, flüsterte: »Weißt du, so ist das. Cordula sucht ein Mädchen – das erste, in das sich Robert Rolf verliebt hat, damals an der Schule, die er mit Philip und Jenny besucht hat. Jünger als er war sie. Valerie erinnert ihn an genau dieses Mädchen, ohne daß er das wüßte. Sie heißt Svenja. Leider wissen wir schon, daß sie noch lange nicht gefunden werden wird – es ist die mit den glatten Haaren neben Cordulas Bild. Ja, genau, die«, denn Torstens Blick hatte Svenjas Gesicht gefunden. »Wahrscheinlich ist sie nicht mal mehr in dieser Bernsteinik. Das geht schnell.«
»Wer ist … die Negerin?« grunzte Torsten, schon wieder hochbeschäftigt.
Sarah beugte sich mit ihrem Gesicht dicht über seins, biß ihm in die Nase, ganz sanft: »Überhaupt nicht vorlaut, was? Das ist die Tochter einer Frau, die gegen Unwahrheiten allergisch war, und die Schwester einer Ermordeten, und eine völlig andere Geschichte.«
Leben konnte man also wirklich saufen, und durch die Haut auf nehmen, als Kriechstrom durch die kribbelnde Schädeldecke, schmecken und riechen, Moleküle und Atome und Elektronen und Strings, pure Schwingung, bis Torsten, als ihm Sarahs Wasser am Kinn runterlief und er tatsächlich ums Ganze, um sein Leben schleckte, sich unterm Ansturm all der kleinen Lichtpunkte in seinem Herzen fühlte wie das Nadelkissen der Parusie.
Erleuchtung, danke! Vielen sogar ehrlichen Dank!
Vergleiche werden Taten, es tut gar nicht weh, wenn einem diese Frauen sogar was in den Hintern schieben – was ist das eigentlich, das ist ja geil, jetzt wieder raus, aha, mehr davon.
Hierogamie: Heilige Hochzeit, so hatte das hier, von den Wissenschaften später neidisch »Tempelhurerei« genannt, bei den Griechen geheißen, in Eleusis. Alt, aber nicht überholt, nicht überbietbar. Die Hitze im Zimmer, gestaut bis zum Wogenwurf zwischen den Wärmevorhängen, kam Torsten vor wie gejagt von allen Engeln. So ist das also, so haben die allerkompliziertesten Einsichten so lange überlebt, tausende von Jahren immerhin, weißglühende Zauberei, das einzig Wahre.
Da wir den dreien an dieser Stelle des Fortgangs der leider nicht ganz zu seinem Nutzen verfangenden politisch-historischen Aufklärung Torstens qua Unzucht einen nicht unbilligen, etwas privateren Moment gönnen können, ist es vielleicht nicht vollends deplaziert, anzumerken, daß die eleusinischen Einzelheiten, die hier auszubreiten mich eine untypische Scheu vor dem wirklich Wichtigen hindert, nicht nur kompliziert sind, sondern auch keine ganz so hindernisfreie Überlieferungsroute hinter sich hatten, wie Torsten glauben mußte, als er in ihnen unterwiesen wurde, wenn auch das ursprüngliche Licht noch ziemlich ungetrübt aus ihnen hervorschien.
Von Griechenland aus wurden jene Güter nämlich auf kaum zu rekonstruierenden Schleichwegen zunächst in die Provence, dann nach Italien verbracht, wo die Dichter Dante, Arnaut und Guido codiert davon sangen und die katholische Kirche eine Weile lang ihre liebe Not hatte mit der durch jene Güter oder Sakramente befestigten Konkurrenzreligion, die so viel bessere, greifbare Erlösungsergebnisse erzielte als der von Paulus in die Welt gesetzte Verein, so viel abenteuerlichere Vistas eröffnete und Visionen anzubieten hatte, so viel altes, bewährtes Personal zwischen Isis und Dionysos auffahren konnte. Letzterer wanderte später – kleine Kuriosität am Rande – als »der Butzemann« in ein Kinderlied, das auch Torsten als Zwerg hat singen dürfen, sein eigentlicher Name in unserer verpfuschten Ära freilich lautet Dr. Rock, und an den schönen Schuhen sollt Ihr ihn erkennen.
Gute Zeiten, schlechte Zeiten: Sarah erinnert sich noch an Montségur, wo der Kult der Hierogamie auf dem vorneuzeitlichen Höhepunkt angekommen war und die ganz und gar unheilige Inquisition mit Eisen und Brand einschritt gegen die »Orgienkulte«.
Verhöre, erpreßte unwahre Geständnisse: Bist du eine Benandanti?
Ja, alle drei Monate gehen wir Hexen auf die Wiese Josaphat, die Benandanti von Latisana, und wir treten vor die Frau, die in ihrer Majestät auf dem Dreifuß sitzt, genannt die Äbtissin und Musikantin, dann stellen die Hähne und Ziegenböcke sich ein.
Der Folterer schrie, Speichel und Auswurf verspritzend: Die Äbtissin,
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