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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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Tee, wog das Haupt bedächtig – der Mann sah dabei, fand das flinke Scheusal, ein bißchen aus wie der Schauspieler Ben Kingsley –, schwitzte ein wenig und war mit seinem Taktiererlatein anscheinend bereits am Ende. Enttäuschende Vorstellung, aber gute Verhandlungsbasis.
    Ben Kingsley: Spiel du nur deine ganzen Rollen durch, den Friedenszausel Gandhi und den irren Militärwissenschaftler und was nicht noch alles, wiege dein Haupt, blöder Brite mit Stirnglatze und orientalisch dunklem Teint, schwitz auch ruhig ein wenig, gib dich sogar gereizt: Ich weiß, wer und was du bist. Ein Schißhase. Mit solchen kannte das flinke Scheusal sich aus, die mußte man bloß lang genug anstarren, dann knickten sie bald ein. Dem Diplomaten war in der Tat gewaltig unwohl dabei, daß und wie das flinke Scheusal so pomadig vor ihm saß, in seinem viel zu engen Anzug, mit fischig aufgequollenem Gesicht, öligen Lippen, billigster Schmiere im Haar, einschüchternd durchtrainiert, ebenso muskulös wie fleischig.
    Zu enger Anzug: Sind eingesperrte Biester nicht immer die gefährlichsten?
    Der Diplomat beschloß, ein bißchen deutlicher zu werden. Er hatte im Dienst etwas gelernt, was das flinke Scheusal nicht kennen konnte: Aus Angst kann man durchaus Mut pressen, wie Limonade aus einer Zitrone. »Ich kann mich nicht entschließen, Ihnen zu versprechen, das von Ihnen gewünschte Treffen zu arrangieren. Ich weiß nicht, ob nicht die …«
    »Ob nicht die wertvolle Zeit einer ehemaligen Außenministerin der Vereinigten Staaten von Amerika a smidgen , sagt man doch, just a tiny little bit zu wertvoll ist, sie mit einem hochdekorierten deutschen Soldaten zu vertun, der die Welt, wie wir sie kennen, retten möchte, bevor alles den Bach runtergeht.«
    »Ihre Auszeichnungen und Ihre Laufbahn sind hier nicht von …«
    »Die sind nix mehr wert, ich weiß. Ich bin ein Ex-Soldat, Ex-Nachrichtendienstler, den es erst in den Grenzschutz, danach in die private Sicherheitsindustrie verschlagen hat. Also was? Ein Veteranentrottel, der eine Menge wertvoller Informationen besitzt, über Armeen, die aufgestellt werden, während wir hier im Seich rumreden, über ein neues Europa, das auferstehen wird, als ein vertrautes altes, aus den Albträumen des ältesten und so weiter … Sehen Sie mich an. Versuchen Sie, mehr zu sehen, als ein Snob sehen kann. Begreifen Sie … betrachten Sie mich als einen der letzten Garanten der guten alten Westbindung.«
    »Warum tun Sie das? Warum verraten Sie … Ihr Land, vielleicht Ihren Kontinent? Warum handeln Sie an den Instanzen vorbei, die Ihr Land dafür kennt – könnten Sie nicht zum MAD gehen oder …«
    »Nicht daß es Sie als Brite was anginge, das mit dem Kontinent, eh?« scherzte das flinke Scheusal, und nahm noch etwas Fladenbrot mit seinen starken kurzen Fingern aus dem Körbchen.
    »Aber warten Sie, es gibt eine Antwort auf Ihre Frage. Mein Land. Warum wende ich mich an die Amerikaner, statt an Kräfte … in meinem Land? Ich will’s Ihnen verraten. Ich denke, daß mein Land einen Fehler macht. Ebenso wie, auf andere Art, das Land der ehemaligen Außenministerin übrigens auch.«
    Gegen seinen Willen interessiert, beugte der erfahrene Verhandlungsführer Ihrer Majestät sich ein wenig nach vorn und fragte: »Und was für Fehler wären das?«
    »Das wüßten Sie gern, wie? Deshalb haben Sie wahrscheinlich auch eingewilligt, mich zu treffen, was? Die Amis blamieren? Ihr wollt immer noch Euer Empire zurück. Herzig.«
    »Ich habe eingewilligt, Sie zu treffen, weil Sie sich in der Vergangenheit als ein Mann darzustellen wußten, dem Einheit und Sicherheit Europas am Herzen liegen, wie mir selbst – was immer Ihnen beliebt, von Briten allgemein zu halten. Ich hielt Sie für jemanden, der keine Angst davor hat, unangenehme Dinge zu tun, um diesen Zielen, die ich teile, näherzukommen …«
    Das flinke Scheusal lachte herzlich, wischte sich die krümelbeklebten Mundwinkel und sagte: »Na ja, Fehler … Ich würde sagen, alles fing an mit dem dritten Golfkrieg. Die falsche Politik meines Landes, an der die falsche Politik Amerikas die Schuld mitträgt, weil sie erst ermög licht, zugelassen hat, daß es soweit kommen konnte. Mein Kanzler hat später versucht, die Dinge mit dem Präsidenten zu bereinigen. Aber es bleibt dabei, daß seine Entscheidung, es nach Afghanistan in der Irak-Frage mit den Franzosen zu halten, die erste Situation nach dem Zweiten Weltkrieg war, in der eine deutsche Regierung es bei

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