Für immer in Honig
Schwäche …«
»Psst jetzt«, schnauzte der Herr den Knecht an. »Ich will das hören.«
Und so lauschten sie gemeinsam dem Stabso ffizi er, als der las, nein, fast sang, was ein anderer erlebt hatte: »Die gelben Schwimmwesten der Deutschen leuchten so schön im Wasser. Drauf! Drauf! Es kracht und tobt die bestialische Hölle. Ein englisches Motorboot fährt auf einen gestrandeten deutschen Zerstörer zu und will ein wenig plündern und fleddern – zum Britenruhm! Im selben Augenblick zerreißt die deutsche Wasserbombe das Schiff, der Engländer fährt zur Hölle! Verflucht! Die deutschen Hunde beißen noch! Nur nieder jetzt! Lustige Jagd! Im Steilhang zur Erzbahn, im Schnee, da keuchen die Matrosen hoch. Dunkles Blau im hellen Hang. Wunderbar zu treffen! Vernichtung gellt von den englischen Einheiten über sie. Viele sinken zusammen und Blut tränkt das reine Weiß. So siegen Briten!«
»Ah, Sauerei!« grölte einer.
»Aber wir sind wieder da!« jauchzte ein zweiter, und das entfesselte ein Hallo, bei dem die Krähen, aus den nahen Tannenwipfeln gejagt, schier nicht mehr hoch noch runter fanden, nur trudelten, taumelten und schrien, im kühlen Mond- und Sternenlicht.
5 Schorsch, Bernd, der an der Schulter verletzte Achim und Andy betrachteten den Nachlaß des verbuddelten Herrn Stuck mit Neugier. Er sollte das Instrument ihrer Verbrüderung sein, denn morgen würden sie alle drei voreinander keine Geheimnisse mehr haben dürfen, »morgen geht’s ans Eingemachte,« wie Bernd feststellte – ein Eingemachtes, ha ha, »das der Utzer Klaus scho kennt«, weswegen er auch nicht dabei war.
Die kleine Zusammenkunft fand statt in Schorschs geräumiger Wohnung.
Eigentlich hätte es der Fundstücke aus der »Asservatenkammer« des Dokters, das heißt der Restbestände der aufgelösten »Boutique Erotique«, gar nicht bedurft: In dieser Wohnung gab es genug Pornokram, einen schönen großen Fernseher sowie einen Videorecorder UND einen DVD -Player. »Des do schau’ mer als erschtes«, beschloß Behnke, der eine gewisse Senioriät geltend machen wollte.
So betrachteten die übrigen drei mit ihm jetzt das Backcover der Cassette mit dem konzisen Titel: »12 Schwänze für Anna«, auf dem (großes Foto) das Gesicht und (kleinere Fotos) die Geschlechtsteile der Darstellerin besagter Anna abgebildet waren, außerdem fand sich, in kleinen Störern, ein Hinweis auf »strengstes Jugendverbot« und das Siegel der » GÜFA – Gesellschaft zur Übernahme und Wahrung von Filmaufführungsrechten mbH«.
Der Hüllentext verhüllte wenig: »Anna, das geile Dreckstück, langweilt sich. Ihr Schlaff-Sack bringt’s nicht. Sie träumt … von gewaltigen Ramm-Böcken, Dauer-Stechern, Spritz-Monstern. Träume werden wahr. Riesen-Schwänze in der Fotze, Lutsch-Stangen im Schmatz-Maul, Sperma in der Fresse. Wundgefickt – Abgefüllt – Eingesaut – Zufrieden!«
»Hört sich doch nach einem korrekten Programm an«, erklärte Andy, wenn auch heimlich zweifelnd. Die absurden Bindestriche in den Böcken, Stechern und Monstern hätten den Dokter wahrscheinlich irritiert, von wegen Sprachsauberkeit. Aber der war ja nicht da.
»Manöver sind dem Dokter seine Sache nicht«, erklärte Schorsch wichtig, bevor er die Cassette in den Recorder schob, »aber zum Einsatz isch er dann da.« Man war sich einig, daß dies die Hauptsache darstellte und es also nichts zu mosern gab. Der Film gefiel den Herrschaften prächtig.
ZWEIUNDZWANZIGSTES KAPITEL
Wie man sich anbietet • Uns ging’s ja noch gut • Wie man sich nützlich macht
1 Der Diplomat gab sich gereizt. Es war leicht zu durchschauen, daß er in Wirklichkeit Angst hatte.
»Ich weiß nicht«, sagte er nämlich etwa nach der Hälfte der Zeit, die er sich für das Treffen in einem von Londons besten Restaurants abgerungen hatte, und dieser Satz klang nicht mehr besonders markig. Das flinke Scheusal dagegen war seiner Sache von Anfang an sehr sicher gewesen. Rasch hatte sich herausgestellt, daß die Idee richtig gewesen war, sich diesem Mann an die Fersen zu heften, den er noch von Bosnien her kannte.
1999: Zeit der Taten und der schnellen Entschlüsse, die zu noch mehr Taten führten. Damals hatte dieser Diplomat, wie sich das flinke Scheu sal ausdrückte, »recht gut gekonnt« mit der Frau, die das flinke Scheusal eigentlich sprechen wollte, aber nicht direkt kontaktieren konnte.
Als er auf sein »ich weiß nicht« keine Reaktion bekam, nippte der Diplomat an seinem grünen
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