Für immer in Honig
Arabern dort ging es allerdings schlechter, Allah hin, Muhammad – der Friede Allahs sei auf ihm – her. Ich muß an die alte Frau denken, die sich so abgeschleppt hat, mit ihren dreihundert Einkaufstüten, und trotzdem noch den Atem hatte, zu unserer Gruppe runterzurufen, von der steilen Treppe her: »The Temple Mount belongs to the jews! To us, to the jews!«
Der Choppermann freut sich über den deutschen Ausdruck »Schnee von gestern«, den ich ihm beibringe. Morgen gehen wir Drogen verkaufen, und Waffen dafür eintauschen.
Die Syrer, höre ich, haben sich auch an unseren Siedler gewandt – nicht die Armee, sondern die zivile Grenzbevölkerung. Konten geplündert. Töchter versprochen.
Es wird schlimmer, nicht besser: hat mein Vater immer gesagt. Kluger Mann, aber halt ein elender Schwächling.
Vierhundertneunundzwanzigster Tag
Die Zeder ist der schönste Baum; Honig ist die beste Speise.
Unsere Kissen sind alt, aber ihre Farben leuchten noch. Ein Plakat im Fenster des Büros eines der Funker im Militärlager zeigt Charisma Carpenter halbnackt, ihr Rücken ist endlos lang, über der Pofalte macht ein Tattoo sich wichtig. Charisma Carpenter ist ausgebleicht, aber ich erinnere mich dunkel und wehmütig, daß sie mal die schönste Frau der Welt war. Da gab es noch eine Welt.
Der Mann, der die Zeder beschneidet, Gärtner by default, hat nur einen Arm. Wie hieß diese Monarchiehenne, die den Kram mit den Landminen angefangen hat? Diana, Princess of Wales, genau. Die Alte von dem Liberalen mit den Segelohren. Gutes altes TwenCen.
Die Hitze macht mich langsam, ich hasse das, with full force.
Vierhundertsiebzigster Tag
Nazareth: Das Kino ist einzig in der Gegend, was aber hier »Gegend« heißt, weiß allein Pumuckl, das Weltraumschwein. Wir gucken einen Film – neu, aus Amerika, Verfilmung einiger »Sandman«-Comics, genauer: »Seasons of Mist« von Herrn Neil Gaiman, Regie: Joss Whedon, Buch: Whedon / Gaiman. Folgendes: Der Teufel (David Bowie) hat den Schlüssel zur Hölle zurückgegeben, schließt den Laden, die Toten kehren auf die Erde zurück. »Allegorien«, sagt der Chef danach, bei Tee mit Rum im Foyer, für das wie für das ganze Kino die israelische Regierung gezahlt hat, also sollen die sich mal nicht mukschen, diese Palästinenser, meint unser Freund Yakov, der in Ramallah gewesen ist, also »Allegorien verlieren jeden Witz, wenn sie blasser sind als das Leben der Leute, an die sie sich wenden. Aber natürlich ist der silberne Sand sehr eindrucksvoll, das haben sie in Australien gedreht, höre ich, und daß es so wenige digitale Effekte gibt in dem Film, daß nicht so geprunkt wird damit, das ist auch sehr zu begrüßen. Man kann – merkt euch das, Kinder – nämlich alles mit Licht machen, alles. Man braucht keine Maschinen außer solchen, die eine ordentliche Beleuchtung ermöglichen, für phantastisches Kino.« Danach gehen wir groß essen, endlich mal wieder.
Die Chica stößt zu uns, hat Informationen über » Lobombres « – also: Werwölfe? – nördlich vom See Genezareth, der Alte winkt ab, wir wüßten das schon. Na ja, ich nicht, oder? Egal. Sie nennt mich »El Golem«, ich lächle verlegen, weiß nicht, ob es beleidigend gemeint ist.
Rotes Fleisch in Sahne, Ananas, Reis.
In den Lampen brennt Öl, zu trinken gibt es nur Wasser, vulgäres Protzentum eigentlich: Wir haben Wasser. Vergiß es, oder behalt’s für dich. Die Geschichte ist tiefer, natürlich, als wir Protzen wissen, tausend Tränen oder Faden oder so. Und ich weiß genau, daß Liebe uns beieinander halten wird.
Vierhundertdreiundachtzigster Tag
Wieder ein Geschäftstreffen, diesmal auf dem Mittelmeer, riesige Motoryacht, kommt angeblich von Norwegen her – ich verstehe nicht ganz, frage einen der italienischen Bedienten / Leibwächter unseres japanischen Gastgebers: Wie, mit dem Schiff, auf dem Seeweg, von Norwegen bis dicht vor die israelische Küste? Er grinst, läßt seine goldenen Eckzähne blitzen. Klopft auf sein Maschinengewehr: »Zombie don’t swim.«
Genau, und Charlie don’t surf. Was ich sehr geliebt habe, damals im Normalen Leben © : Ellen DeGeneres, Harlan Ellison, Marti Noxon, Charles Dickens, Dave Sim, Karl Marx, Sarah Michelle Gellar, Joss Whedon, David Bowie, Amber Benson.
Ich sitze dabei, in der Plüschecke, als die Verhandlungen losgehen, obwohl wir noch auf jemanden warten – eine Amerikanerin, glaube ich, so hört es sich jedenfalls an. Die Gespräche sind förmlich, wie von Japanern zu
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