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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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erwarten, nix wie »Oheia Goseimasu« und »domo arigato« und wenn möglich niemals ein schroffes »Iee«, das übelste ist mal ein zaghaftes »Kore wa takai desu«, es tut dem Mann sichtlich körperlich weh, das auch noch ins Englische übersetzen und wiederholen zu sollen: »That’s rather expensive.«
    Ich schaue aufs Meer raus, habe eh nix zu sagen. Delphinrücken, chromblau.
    Ich denke an David Brin: Sundiver, das Buch habe ich begeistert gefressen, obwohl es wie alle von ihm ja eigentlich greulichst plump ist, die »Mystery«-Handlung ebenso wie diese wunderbaren denkenden Viecher, aber der Reiz der Idee, Delphine zu Partnern zu machen, und Affen, das reißt es dann doch. Ein Motorboot nähert sich, wird ­ran­ gewunken, eine rothaarige Frau in sehr bunten Kleidern – fashion victim, denke ich böse, als die Chica ihr auf die Yacht hilft – ich meine, echt jetzt: skarabäusglitzerndes Hemd, langer roter samtiger Rock, und das bei dem Wetter, dazu noch weiße Turnschuhe, nee: Tennisschuhe? Sie wird mir als Miß Rosenberg vorgestellt, okay: Das ist sie also, die Biographin des Messias, die ich damals verpaßt habe, weil wir von den Europäern aufgehalten und getrennt wurden. Übrigens, erklärt mir Skriba heute, ist das nicht derselbe Messias wie der »Mann mit Kapuze«, an den inzwischen offenbar nicht nur Juden glauben, sondern auch ein paar Muslime, was an sich schon eine kleine Sensation ist.
    Wir setzen uns alle wieder in die Kuschelecke und es geht von neuem los.
    Miß Rosenberg weiß einiges übers Internet und woher die Schäden kommen, und dann wird es richtig tschechisch, halt nein: technisch. Satellitenabschüsse, Zombies, die irgendwie von jemandem gelenkt werden und gezielt Raumhäfen der Amis und Chinesen überrannt haben, kaputtgemacht, »to sabotage the terrestrial implementation of Kreuzer’s Gravnet«, was immer das ist.
    Die Stimmung wird schlechter, als nun auch die Rosenbergsche von Geld anfängt: »We have to support our people. Their lifestyle is costly, because they have to be mobile. Any country that’s not safe from large-scale zombie-fication anymore is a country where they should not be forced to stay.«
    Mein Chef gibt lächelnd zu bedenken, daß das ja nun für jeden gelte, nicht nur für die Mathematikerinnen und Mathematiker, die mit Frau Rosenberg zusammenarbeiten. Frau Rosenberg schaut ihn nicht an, als sie erwidert, es gäbe aber eben doch Menschen, die wertvoller seien als andere, für die Sache. Warum denn wertvoller, will der Japaner wissen.
    Weil sie die einzigen sind, die aufhalten können, was sonst alle verschlingt, sagt Miß Rosenberg trotzig, und mir fällt auf, daß sie die ganze Zeit unsere Chica fixiert, die mit dem Uzi-Italiener an der Bar steht, raucht und sich langweilt. Ach, sagt der Japaner, die Toten aufhalten, das ginge doch eh nicht mehr. Er mache bloß Geschäfte, weil er immer Geschäfte gemacht habe, weil es sein Blut sei, seine Familienehre.
    Außerdem befinde er sich wohl in Gesellschaft von Maschinen, und die Rekonstruktion der alten Netze sei eine intellektuelle Herausforderung. Das solle er noch mal sagen, nickt mein Chef.
    Was, das mit der Herausforderung?
    Nein, das mit den Toten.
    Man kann sie nicht aufhalten, wiederholt der Japaner.
    »I’d like to test that theory«, lächelt mein Chef bescheiden. Miß Rosenberg nickt emphatisch, da sagt die Chica was, zum ersten Mal heute: Warum Rosenberg sie eigentlich die ganze Zeit so anstarre?
    Rosenberg entschuldigt sich: »You remind me of someone I once knew.« Bevor die Chica was Beleidigendes oder Beleidigtes zurückschnappen kann, schaltet sich mein Chef sanft ein: Was denn der Name der Bekannten gewesen sei, der unsere Freundin aus Las Vegas so ähnle? »Kennedy«, sagt Miß Rosenberg, und schaut jetzt auch raus zu den Delphinen. Alle im Raum begreifen, daß das nicht bloß eine Bekannte war.
    Irgendwie löst das die Verkrampfung, der Japaner läßt Reiswein bringen, man einigt sich danach erstaunlich schnell, ein paar Mal fällt das Wort »Solanum«; ich weiß immer noch nicht, was das ist.

Fünfhundertster Tag
    Ich wußte nicht, daß es so viel Wasser gibt auf dem Golan.
    Wir halten an, steigen aus, er zeigt mir Frösche, wie ich noch keine gesehen habe, winzig und mit intelligenten Gesichtern, pflückt unter Zuhilfenahme seiner irgendwie gar nicht richtig zu ihm gehörenden langen Finger mit den spitzen scharfen Nägeln dran – Haifischzähne, denke ich – Beeren von einem Strauch unterm

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