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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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Subjekt, nein nee, halt: ob die Identität vom heutigen, mehrfachen Modul des Selbst im Imaginären des … sich … vom realen, aber scheinbaren … phantas… nee: plasmodi… schlumpi… Schwammsalz, hinsichtlich auch aber Mastkuh. Das inter- und hyperhafte Kartöffelchen als neuer Studiengang in ­Groß­euro­pa. Ob der digitale Holzwurm sich … na …« Robert Rolf hatte vergessen, wie der Satz weitergehen hätte sollen. Beer half ratend: »Im Kreis rumdreht? Wie eine CD? Wegen dem neuen, neuen doll Technik? Mit virtuellen Möglichkeiten von morgen erst?«
    »Ja. So was. Und wegen auch die Beats per Minute.«
    »Darf man gar nicht ignorieren. Per Minute macht das Subjekt erst voll knackwarm.«
    Still sahen Beer und Rolf in ihre Gläser. Sie lächelten dabei, müde, so sollte das jedenfalls aussehen: Wenn man schon überflüssig war, dann bitte voll bewußt.
    Dergleichen denken zu können, ohne viele Worte drum machen zu müssen, war, bildeten sie sich nicht ganz unberechtigt ein, ihr ideologiekritischer Vorsprung vor den armen Leuten, die ihresgleichen als Vordenker auf solche Veranstaltungen einluden. Ohne Zorn, bloß flausig, meinte Beer nach einer Weile: »Ist natürlich sehr beliebig, die Rolle, die wir hier haben. Alles überschreiten, alles aufl ösen, stellvertretend für ängstliche Professoren und verwirrte Studenten flexible Künstler und Denker sein.«
    Beer rümpfte seine hübsche Nase, als er das sagte, und Robert Rolf ergänzte: »Ja, eben. Es geht nicht um irgendeine, sondern, wenn das Paradox erlaubt ist, um eine sehr präzise Beliebigkeit. Die sollen wir vorleben, als Performance-Illusion, die sich sanft über die große Sozialbosheit legt und sie unsichtbar macht, die in Wirklichkeit hinter dieser Beliebigkeit steckt. Wir sind flexibel, originell und gut drauf, damit die andern, die Mehrheit, die den Bus nicht mehr erwischt hat, sich mit den eigenen Flexibilitätszumutungen besser arrangiert. Eigentlich sollen die nämlich flexibel sein vor allem im Sinne von: kein Kündigungsschutz mehr, keine Krankenversicherung mehr, kein solidarisches, vernünftiges gar nichts mehr. Öhm, und andererseits, also außer das Biegsame und jederzeit Beherrschbare elegant vorzudenken und vorzuschlackern, als Kopfhelden, sind wir natürlich dafür da, das alles auch noch als ›futuristisch‹ und ›fort schrittlich‹ zu verkaufen, mit dem dazugehörigen Gerümpelpark der Computer und Multimedien. Es gibt wahrscheinlich inzwischen sogar Leute, die daran wirklich Spaß haben, oder sich jedenfalls willig dazu anbieten, anderen einzureden, sie hätten dran Spaß. Okay. Danke.«
    Beer hatte ein Päckchen Zigaretten geöffnet und hielt es, nachdem er sich selbst eine rausgezogen hatte, Rolf hin, der gern eine annahm. Beer zündete beide an, dann fuhr Rolf, nach dem ersten Zug, lebhaft fort, während er die Zigarette als Dirigentenstock mißbrauchte, kleine heitere Bögen in der Luft malte: »Wenigstens ist das bei uns noch alles im Bereich der, wie heißt das: Ideen. Das kann man noch verkraften, da geht es noch nicht handfest zur Sache. Aber diese ganzen Kunstkritiker, die sich freuen, wenn sich einer mit Vaseline einschmiert, sich Nägel durch Hände und Füße schlagen läßt und dann zur Ausstellungseröffnung erst mal eine halbe Stunde an der Wand hängt, Unverständliches schreit …«
    »Transgression«, spitzte Beer den Mund zum dazugehörigen Zauberwort.
    Rolf lachte, sich vor Abscheu schüttelnd: »Das Schönste ist: Das kommt alles schon aus der letzten großen Krisenzeit, als das Welthirn der reichen Länder seinen ersten Verblödungsschock erfuhr, im Horror darüber, daß es offenbar halt doch nicht einfach immer so weitergehen kann. Die Ideologie dazu, den transgressiven Quatsch, haben die Zuständigen ja alle vom Obergiftzwerg jener letzten großen Schlackerzeit, ihrem komischen Michel Foucault.«
    »Aber war denn der nicht sehr toll?« hob Michael Beer mißtrauisch die Brauen.
    »Mal sehen. Also, was ist er gewesen? Antikommunist, Drogenfresser, Sadist gegenüber seinen Studenten – macht sie in Prüfungen zur Sau, wo er kann, kleiner wilder Beamten-Nietzsche –, dann Khomeini-Sympathisant, insgesamt ein unglaublicher Tabu-Zertrümmerungs-Spießer, hoch die Kranken, Lahmen, Irren, Krummen und Stummen, Elende aller Länder, erzwingt die Anarchie … nein, stimmt alles, der war schon super. Lumpenpapst, Lenin des Anarchismus … ja, ist natürlich weniger bei rausgekommen als beim richtigen

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