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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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Weinberge und Weizenernten, beschränkte, ja verbot den Einsatz von B- und C-Waffen, als deren Nutzlosigkeit gegen die Zombies endgültig bewiesen war, ließ sich auf strategische Kurzzeitpakte mit W-Partisanen ein, verhandelte mit Späth und W Jerry Cornelius, flog nach London, um die Engländer beim Kampf um Bristol, Newcastle, Liverpool und Edinburgh zu beraten, organisierte gar die Armee des Königs Charles neu, erlebte den Sieg über die Inseltoten, telefonierte einmal wöchentlich mit Präsidentin Clinton, Präsident Putin, Premierminister Mièville, Präsident Bouvard, General Forgaacs, Premierministerin Subotic und Präsident Jiránek, las regelmäßig die Protokolle der Verhöre von Häftling F-4-10-7-100-95 im Berliner Zombieknast, auch als es nicht mehr der alte Abdullajew war, der sie ihm brachte – der ehemalige Dreiländerecks-Drogenhändler starb im sechsten Jahr des Krieges gegen das falsche Fleisch bei einer friedlichen Bootspartie auf dem Nurek-See in seiner alten Heimat an einem Herzinfarkt –, und ließ seinen ganz persönlichen Geheimdienst, der mit den Jahren auf beachtliche Mannstärke anwuchs, permanent nach Informationen schnüffeln, die es ihm eines Tages erlauben würden, sich von Colin Kreuzer, der Reulands erstes, noch halb privates Heer zur Befreiung Süddeutschlands finanziert hatte, und von Cordula Späth, deren abscheuliche W bei heiklen Operationen in den besetzten Städten leider nach wie vor unverzichtbar waren, ja langfristig sogar von der amerikanischen Präsidentin unabhängig zu machen.
    Anders als bei den Schlachten, die der General lenkte, kam dabei nie viel heraus.
    F-4-10-7-100-95 hatte leider eine schwere Macke und die Stadt, aus der Cordula Späth zu stammen schien und die Teil der Region war, welche Reuland zuallererst befreit und danach kontrolliert hatte, barg offen bar keine Hinweise auf mögliche Schwachstellen im infosphärischen Panzer der Musikantin.
    Schließlich, nach einem guten Jahrzehnt Wühlarbeit, kam aber doch etwas heraus, nämlich, daß es da unten, im süddeutschen Nest Sonnenthal, jemanden gab, mit dem die Musikantin teils über Mittelspersonen, teils persönlich immer noch Kontakt pflegte.
    Sie hatten sich mehrmals getroffen, in Finnland, Amerika, Israel, und jedesmal kehrte die Person, an der Späth so großes anhaltendes Interesse nahm, eine Mathematikerin namens Lena Dieringshofen, die fünfzehn Jahre jünger als die Musikantin war, nach diesen Begegnungen wieder in das öde Städtchen zurück, zu ihrem unauffälligen Ehemann, einem verkrachten Musiker und Gelegenheitsjobber.
    Als nach einem Jahr ausführlicher Kundschafterei an dieser neusten Front ein erster Übersichtsbericht angefertigt worden war und auf den Schreibtisch des Generals gelangte, der sich zu jener Zeit gerade überlegte, ob das Berlintrauma für die Politik nicht allmählich seinen Zweck erfüllt hatte und Reulands Stellung in Europa gefestigt genug war, um seiner Laufbahn durch die Einnahme dieser zentralsten aller kontinentalen Städte endlich die Kaiserkrone aufzusetzen, tippte Reuland mit dem roten dicken Zeigefinger auf die Mappe, die den Bericht enthielt, und sagte zu seinem privaten Geheimdienstchef und ehemaligen Adjutanten aus Mecklenburg: »Das hier ist es. Damit kriege ich die Späth am Arsch. Ich meine, diese Negerin, diese … Dieringshofen, die sitzt eigentlich die ganze Zeit zuhause und rechnet da irgendwas rum, richtig? Wer zahlt das? Warum fährt sie durch alle Welt, mal ohne Mann …«, er schlug die Mappe auf, blätterte ein bißchen, »mal mit … ah, in Palästina, das sollte Urlaub sein, heißt es da – na gut, aber fragt sich dieser Ehemann eigentlich nie, woher sie das Geld hat, für solche Ausflüge? Das muß eine trübe Tasse sein! Oder … oder er hängt mit drin.«
    »Worin?« fragte der Mecklenburger.
    »Ich weiß es nicht. Aber für Späth ist es wichtig, also …«, Reuland lächelte grausam, sehr mit sich zufrieden, und beendete den Satz nicht.
    Der Geheimdienstchef schlug das rechte Bein übers linke, verlagerte sein Gewicht ein wenig nach rechts und sagte träumerisch: »Wir wissen, woher das Geld kommt.«
    »Ach ja?« – das hörte Reuland gern.
    »Ja. Sie hat Aktien, und zwar immer genau die richtigen – ein Riesenvermögen. Und sie ist nicht die einzige … Aktionärin ihrer Art. Es gibt eine ganze Menge Mathematiker und Mathematikerinnen, alle offenbar koordiniert von einer Professorin der theoretischen Computerwissenschaften und

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