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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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    Freddy schaute noch mal auf die teure Taucheruhr, natürlich ein Geschenk von ihr.
    Er hatte die Pizzen vor zwanzig Minuten telefonisch bestellt, vor einer Viertelstunde war Bea losgelaufen, seitdem raste er wie ein tasmanischer Teufel durch die Wohnung, auf der Suche nach Konterbande: Zehn Minuten, schätzte er aus eigener Erfahrung, brauchte sie für den Weg zwischen den Reihenhäuschen, unterm Holztor durch, zur Kneipe, dann würde sie wahrscheinlich noch ein bißchen warten müssen: Die Pizzen, die Freddy geordert hatte, waren aufwendig, jede Menge Funghi, ­­ Ananas-Stücke, Schinken, Fischleichen und die halbe Bundeswehr im Ballett­ röckchen, was heißt hier Speisekarte, eine richtig überbordende Bestellung erfindet man selber, Maler mit Palette, damit die Gefahr minimiert wird, daß die Typen diese Kreation fertig belegt auf Halde haben. Fred redete gereizt mit sich selbst: »O.k., sie kommt an, muß noch mal fünf Minuten auf das Zeug warten, braucht zehn Minuten zurück …«
    Es blieben ihm, großzügig geschätzt, noch fünf bis sechs Minuten.
    Einerseits.
    Und was, wenn sie ihre Sachen irgendwo in einem Schließfach verstaut hatte, den Schlüssel bei sich trug? Er wußte ja nicht mal, was er suchte. Aber er wollte nicht glauben, daß es hier nichts zu suchen gab, genausowenig wie er diese blöde Geschichte mit dem Schlüssel, der Magnetkarte und den Ohrstöpseln fressen wollte: So tolpatschig hatte er sie nie erlebt, es gab ganz sicher ein größeres Geheimnis, mußte eins geben, und er würde es aufdecken, in den nächsten sechs … fünf … na, eher vier Minuten. Wie ein Fußballer am Spielfeldrand trat er beim Nachdenken von einem Bein aufs andere, flexte die Arme.
    Andererseits.
    Und dann die Eingebung.
    »Heureka!« rief Freddy, der sich offenbar für nichts mehr zu blöd war, und huschte auf den Flur. Dort öffnete er die schmale Tür des hohen Speiseschranks, mit einem Ruck, einem Seufzer. Beate kaufte fast immer allein ein, unter der Woche, zahlte fast alle Lebensmittel, und er, fauler Bär und an Einkäufe für zwei sowieso nicht gewöhnter Junggeselle, ließ sich gern versorgen. Gestern abend aber war Bea länger als üblich in der Stadt geblieben, irgendwelche komplexen Einkäufe managen, und da hatte er sich einen Packen Basmati-Reis gegriffen, wobei ihm aufgefallen war, daß hier … ja, genau, da, im mittleren Fach: Die Reisschachteln, das Mehl, die Ravioli- und Suppendosen standen auf etwas. Und das gehörte nicht in den Speiseschrank.
    Schwarz war’s, rechteckig, ohne auffällige haptische Merkmale, Miniaturausgabe des kosmischen Monolithen aus Kubricks »2001«.
    In größter Eile räumte er die Dosen aus, stellte sie auf den Teppichboden, stapelte sie in Gruppen und prägte sich dabei mehr oder weniger genau ein, welche vorn und welche hinten gestanden hatten.
    »Na also!«
    Das Ding war ein flacher, schwarzer Koffer, dessen Hartplastikverschalung weniger an Leder erinnerte als vielmehr an Metall, Stahl vielleicht, eine gepanzerte Autohaube.
    »Madames erzener Felsenkoffer. Hochinteressant.«
    Fred zog ihn bloß ein Stück weit raus, sah noch mal auf die Uhr. Drei Minuten.
    Falls das Mistding abgeschlossen war – ah, hier hinten gab’s Griff und Schloß, sehr gut –, dann wäre seine Detektivarbeit für heute gegessen.
    Macht ja nix, dann kann ich jetzt ein andermal …
    Aber das Schloß sprang mit leisem Klicken auf, als er vorsichtig mit dem Daumen dagegen drückte. Nicht mal abgeschlossen. Freddy war enttäuscht. Viel Beeindruckendes konnte nicht drin sein. Er klappte den Koffer auf und verschluckte die Enttäuschung.
    Was er sah, verstand er nicht.
    Das einzige, was seiner Meinung nach in so einen Koffer gehörte, war das Schaumstoff-Bett in der Mitte des Kofferinneren und der Gegenstand, der auf diesem Bettchen lag. Zwar kannte sich Freddy mit dergleichen nicht näher aus und wußte also nicht, daß das, was er da vor sich hatte, eine ziemlich nagelneue, erst zweimal gebrauchte Smith & Wesson SW 1911 vom Kaliber .45 ACP mit 8 Schuß plus 1 war, aber das knapp 22 Zentimeter lange, 14 Zentimeter hohe Gerät von 1.100 Gramm Leergewicht, das »Matjasewitsch« Beate, die er Claudia nannte, im Juni 2003 zum Kollegenpreis auf dem schwarzen oder besser: grauen Markt besorgt hatte, war jedenfalls zum Erschießen von

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