Für immer in Honig

tolle Augen, so dunkel) am Kragen und warf ihn gegen zwei »Oddvar«-Hocker, die mitsamt Freddy in die Küche krachten.
    Ianthe richtete eine Pistole mit Schalldämpfer auf den am Boden Liegenden, aber dann wurde hinter ihr die Tür eingetreten und Beate sprang sie an, so daß beide ins Wohnzimmer fielen.
    Freddy schüttelte den Kopf, zog sich am Handtuchaufhänger und hörte, wie ein Bücherregal »Billy«, eine Sideboard-Kombination »­Hu­sar« und ein Sessel »Dalskog« zu Bruch gingen. Große Lust, sich einzumischen, hatte er nicht. Trotzdem linste er um die Ecke, und erschrak, als er sah, daß Beate die andere, die auf ihr in den »Dalskog«-Trümmern hockte, mit mehreren gezielten Messerstichen am Hals und Bauch verletzt hatte, daß ein Blutschwall hervorbrach aus dem weißen T-Shirt, die Angreiferin aber grinste – breiter als erwartet –, die Lippen zurückzog und Zähne zeigte, die viel zu lang waren und auch nicht die richtige Farbe für Zähne hatten: metallisch, grau, das waren …
    »Nägel. Blitzblanke Nägel«, stellte Freddy fest, und hörte Beate gepreßt sagen: »Komm schon, Ianthe, hör doch auf … mach … dich … nicht … so wichtig …«
    Die Schultern der Aufhockenden zuckten, ruckten, wurden – breiter?
    Das T-Shirt riß im Kreuz, Schatten auf Hals und Wangen verdunkelten den Teint, sträubig, struppig: Da sproß ein Fell aus der Haut, sah Fred, und dann bemerkte er die Augen, rotglühend, und die Krallenfinger, die Hände, wie sie länger wurden.
    Fred handelte, nicht überlegt zwar, aber wenigstens überhaupt: Er nahm sich einen »Oddvar«, hob ihn hoch, rannte ins Wohnzimmer und schlug dem Ungeheuer das Möbelstück mit aller Kraft ins Kreuz. Ianthe kippte nach vorn, wäre fast auf Bea gelandet, die aber rechts mit ihrem Arm gegen das Knie des Monsters drückte und so mit ihm zur Seite rollte. Das Ungeheuer trat aus, Freddy mit Wucht in den Unterleib, und der erledigte mit schierer Körpermasse einen Gutteil »Kämpe«. Beate kam auf die Beine, sie hatte die knurrende, heißen Geifer versprühende Ianthe abgeworfen. Die duckte sich zum Sprung.
    Und dann ging es richtig los.

Zweite Minidisc-Aufnahme
    R: Frankfurt am Main – Eine Sprecherin der britischen Polizei bestätigte in London, daß der 31-jährige Ex-Marineinfanterist Toby Studabaker gefaßt worden sei.
    F: Magst du noch ein Twix? Wir haben …
    J: Ruhig, ich … ich will das hören!
    R: … unter Mithilfe deutscher Behörden und der US-Bundespolizei FBI erfolgt. Die mit Studabaker verschwundene Schülerin sei wieder in Großbritannien. Der Zwölfjährigen gehe es gut, sagte ein Sprecher der Polizei von Manchester, wo Studabaker das Mädchen am Samstag abgeholt hatte.
    F: Was hat denn …?
    J: Laß jetzt, das ist Wahnsinn, das … das hätte Rölfchen geliebt! Die reine Schöninchen-Story!
    R: … dem Mädchen, das er im Internet kennengelernt hatte und mit dem er ein Jahr lang E-Mails ausgetauscht hatte, war der Mann zunächst nach Paris gefahren. Die britische Polizei hatte eine internationale Suche nach den beiden ausgelöst. In Anrufen an Angehörige und die Polizei beteuerten Studabaker und das Mädchen in den vergangenen Tagen mehrfach, daß es ihnen gut gehe. Studabaker sagte, das Mädchen habe ihm gegenüber angegeben, 19 Jahre alt zu sein.
    J: Hahaha!
    F: Äh …
    R: Der Vorfall verstärkte in Großbritannien die Sorge zahlreicher Eltern, übers Internet gelinge es Fremden zu leicht, sich das Vertrauen von Kindern zu erschleichen. Gegen den Mann sei in der Vergangenheit bereits mehrfach wegen sexuellen Kontakts mit Minderjährigen ermittelt worden, berichtete die BBC unter Berufung auf die amerikanische Polizei. Die Untersuchungen seien jedoch ohne Ergebnis eingestellt worden. Studabakers Bruder Leo hatte berichtet, das ungleiche Paar habe per Internet über Heirat und Kinder gesprochen. Toby sei nach Europa geflogen, um das Mädchen von Angesicht zu Angesicht kennenzulernen und über die gemeinsamen Pläne zu sprechen. Studabaker war Ende Juni ehrenvoll aus der US-Armee verabschiedet worden. Er war zuletzt im US-Bundesstaat North Carolina stationiert. Der ehemalige Soldat und Afghanistan-Kämpfer ist verwitwet. Seine Frau starb im vergangenen Jahr an Krebs.
    J: Sagenhaft. Herrlich.
    F: Hmpf.

SECHSTES KAPITEL
    Deutsches und Undeutsches • Selbstbestimmt schimpfen • Ein Vorstellungsgespräch
    1  »Wie kann das denn sein? Ich hielt Sie für einen ordentlichen und gut organisierten Mathematiker«, hat ihm