Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
Gegenteil. „Vielleicht sollten Sie mir mal Ihre gesamten Personalakten zeigen. Bei so viel Beschäftigten kann man sich ja schnell mal irren!“ zischte er sauer.
„Also, das geht nun aber nicht!“ donnerte Roland Koch los. „Sie können hier nicht einfach einfliegen und meine ganze Buchhaltung durcheinanderbringen. Dazu brauchen Sie einen richterlichen Durchsuchungsbeschluss. Wenn Sie den haben, dann können Sie gern noch mal wiederkommen!“ Damit erhob er sich und signalisierte Roder, dass das Gespräch zu Ende war. Aber seine aufgesetzte Entschlossenheit konnte einen Kurt Roder nicht beeindrucken. Er ließ sich nicht herumschubsen. Er sprang auf und schrie Koch an. „Setzen Sie sich sofort wieder hin! Ein Telephonat, und in zehn Minuten drehen Ihnen meine Leute das ganze Haus um. Und ich scheiße auf einen richterlichen Beschluss. Entweder Sie kommen jetzt mit der Wahrheit rüber, oder es kracht!“ Roder war vor Wut rot angelaufen. Leute wie Koch konnte er gar nicht gut ab, die glaubten, sich einer Vernehmung entziehen zu können, weil sie meinten, etwas Besseres zu sein. „Ich ermittle hier in einem Mordfall. Und wenn Sie hier eine Spur vertuschen, kriege ich Sie wegen Beweisunterdrückung dran!“
Das hatte gewirkt. Koch ließ sich wieder auf das Sofa sinken. Widerstand war er nicht gewohnt. Wie alle Selbständigen, die es zu etwas gebracht hatten, war auch er nicht mehr damit vertraut, auf Widerworte zu treffen. Was er sagte, wurde gemacht. Und jetzt dieser aufgeregte Bulle. Koch wog die Schwierigkeiten ab, in die er kommen konnte. Seine Buchhaltung wollte er auf keinen Fall einer Kontrolle aussetzen. Darauf war er im Moment nicht vorbereitet. Zu schnell konnte festgestellt werden, dass er Aushilfen unter Scheinnamen beschäftigte und damit Ausgaben vortäuschte, die direkt wieder in seine Tasche flossen. Der Pauschalsteuersatz für Aushilfen war zusammen mit dem zurückfließenden Geld eindeutig der vorteilhaftere Weg, Geld zu machen, als Gewinne zu versteuern. Er musste den Bullen zufriedenstellen und möglichst schnell wieder loswerden.
Doch bevor er etwas sagen konnte, begann seine Gastroleiterin. „Unsere Bücher brauchen Sie nicht durchzugehen, Herr Roder! Ich kenne die Frau. Sie wollte bei uns als Putzfrau anfangen. Ich habe sie aber erst einmal zur Probe arbeiten lassen, um zu sehen, ob sie das kann. Aber sie ist noch nicht von uns angemeldet worden. Sie hatte auch noch keine Steuerkarte vorgelegt. Sie wissen ja: Ohne Steuerkarte dürfen wir niemanden beschäftigen. Aber wir haben danach nichts wieder von ihr gehört.“
„Wissen Sie, wie sie heißt?“
„Ich habe Namen und Adresse notiert. Ich hole die Daten!“ Frau Schmidt eilte mit lautem Klacken über das Parkett.
Koch sagte kein Wort. Er wusste, dass ihm seine Gastroleiterin gerade den Arsch gerettet hatte. Natürlich war ihm Elena bekannt. Sehr gut sogar. Sie hatte ihn vor einiger Zeit abends in seiner Diskothek angesprochen und nach einem Job als Putzfrau gefragt. Dass sie keine Arbeitserlaubnis hatte, interessierte ihn nicht. Er hatte genug schwarze Kohle, um Leute illegal zu beschäftigen. Billiger konnte man sie nicht kriegen. Und immerhin hatte er sie noch am gleichen Abend auf seinem Schreibtisch durchgefickt, bevor er ihr den Job gegeben hatte. Das durfte die schöne Frau Schmidt natürlich nicht wissen. Denn sie war seine Geliebte. Und die wollte er nicht verlieren. Schon allein deswegen, weil sie viel zu viel von seinen Schwarzgeldgeschäften wusste.
Die Blondine kam zurück und reichte Roder einen Zettel. „Hier, sie heißt Elena Zeiger. Ich glaube, eine Deutschrussin. Die Adresse habe ich Ihnen auch aufgeschrieben.“
„Wenn ich hier verarscht worden bin, komme ich wieder. Darauf können Sie Gift nehmen, Herr Koch!“ Dann verließ Roder grußlos das Haus und knallte die Haustür zu.
Koch erhob sich langsam und nahm seine Geliebte in den Arm. „Das hast du gut hingekriegt. Den sind wir erst mal los. Aber du musst sofort die Personallisten überarbeiten. Ich traue dem nicht. Vielleicht kommt er wieder!“
„Ich fange gleich an. Falls er wirklich in den nächsten Tagen kommt, ist alles auf Vordermann. Mach dir keine Sorgen!“
Koch küsste sie auf die Stirn und entließ sie in ihr Büro. Dann setzte er sich wieder hin, griff nach der Cognacflasche und schenkte sich einen großen Schluck ein.
Während Roder Richtung Polizeihaus fuhr, nahm er über Funk Kontakt mit Ludovic auf. Er nannte ihm Namen und Adresse,
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