Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
gute Lösung. Zum einen keine Panne bei der Fahndung nach dem Frauenmörder. Einfach ein anderer Fall, leider ein Mordfall. Zum anderen eine Möglichkeit, auf die Fehlentscheidung zur Verkleinerung der Mordkommission hinzuweisen. „Aber wir brauchen bald Erfolge, Frau Kayser. Der Mörder muss endlich gefasst werden! Man hat ja den Eindruck, der kann hier machen, was er will.“
Mechthild nickte bedrückt. Es war ein mühsames Arbeiten. Die Öffentlichkeit war aus den Fernsehkrimis gewohnt, dass die Täter immer in anderthalb Stunden gefasst waren. Und bei Morden, wo Täter und Opfer in Beziehung standen und sich Motive offenbarten, war die Polizei auch schnell. Aber hier war weder das Motiv noch eine vorhergehende, längere Verbindung zu erkennen. Sie stand auf und verabschiedete sich vom PP. Sie hoffte inständig, dass sie heute Nachmittag wenigstens ein paar weitere Stückchen dieses undurchschaubaren Puzzles zusammenfügen konnten.
Ludovic und Stein hatten die Tochter von Brunetta Kramer auf ihrer Arbeitsstelle beim Finanzsenator aufgesucht, wo sie als Verwaltungsangestellte in der Personalabteilung beschäftigt war. Sie machte beiden Polizisten schwere Vorwürfe, und es war nicht zu übersehen, dass sie sich große Sorgen um ihre Mutter und deren Freundin machte. Sie ging davon aus, dass sie sich in den Händen des Frauenmörders befinden würden und die Polizei nichts tat, um sie zu befreien.
Als sie endlich ihre verständliche Erregung etwas im Griff hatte, konnte sie Ludovic und Stein den Busunternehmer nennen, der die Fahrt zum Tanztee organisiert hatte. Bevor sie gingen, versicherten Stein und Ludovic, dass sie mit Hochdruck an der Suche nach den beiden Frauen arbeiten würden und sie jedem kleinen Hinweis penibel nachgingen.
Sie waren froh, endlich wieder auf der Straße zu sein.
„Mein Gott! Diese Angriffe machen es einem aber auch nicht leichter, seinen Job zu tun“, sagte Stein zu seinem Kollegen.
„Ja, das war nicht schön. Aber verstehen kann ich das auch. Die hat Angst um ihre Mutter, und wir waren eben die, an denen sie sich ein bisschen das Mütchen kühlen konnte. Die ist doch total im Stress!“
Am Auto angekommen, fragte Stein Ludovic, ob nach seiner Meinung die beiden Frauen in der Hand des Mörders waren.
„Vieles spricht dafür. Erstens passen sie in sein Opferprofil. Zweitens sind sie schon zu lange verschwunden, als dass man davon ausgehen kann, sie hätten etwas unternommen, ohne ihre Angehörigen zu informieren. Wenn er sie hat, glaube ich nicht, dass sie noch leben.“
„Mensch, Ludovic! So was darfst du nicht mal denken. Wir müssen immer davon ausgehen, dass wir sie noch retten können. Sonst verliert man seinen Elan!“
„Ja, ich weiß. Ich bin nur irgendwie gefrustet. Wir sind schon so lange hinter ihm her. Und das Einzige, was wir haben, sind immer neue Leichen. Nicht eine Spur vom Täter.“
Stein wollte seinen Kollegen wieder aufmuntern. Irgendwann hatte man bei schwierigen Ermittlungen mal den Zeitpunkt erreicht, wo man nicht mehr weiterwollte. Wo einen das Jagdfieber verließ, man sich dem Täter unterlegen fühlte. Aber man durfte nicht aufgeben. „Der ist eben geschickt. Denk mal dran, was der Bernd Schultze gesagt hat. Das ist zwar ein komischer Kauz, aber er hat gemeint, der Täter ist charmant, hat Umgangsformen und ist intelligent. Solche Mörder bewegen sich in der Gesellschaft, als wenn nichts wäre. Die haben eine Welt aufgebaut, die sie völlig unverdächtig macht und gleichzeitig vor äußeren Einblicken schützt.“
Ludovic blickte Stein fassungslos an. „Hör mir bloß auf mit dem Schultze. Jeder weiß doch, dass der ne Macke hat!“
„Nun bleib aber mal gerecht, Ludovic. Schultze hat von Anfang an gesagt, dass wir es mit einem smarten Typen zu tun haben. Und er hat gleich gesagt, dass wir mit unserem Rocker falsch liegen. So verkehrt ist der nicht. Und kannst du dich daran erinnern, was die Kayser von Schultze erzählt hat? Dass der Täter im Grünen wohnt und so weiter? Wenn der irgendwo auf dem Land ein abgelegenes Haus hat, dann finden wir den auch nicht so schnell.“
„Okay, okay, ich hab’s kapiert. Wir machen ordentlich weiter!“ Ludovic hatte keine Lust, sich mit dem merkwürdigen Kollegen Schultze auseinanderzusetzen. Der Typ war für ihn kein Polizist. „Also, lass uns zu dem Busunternehmer fahren. Vielleicht weiß der ja noch irgendetwas Aufschlussreiches.“
Sie mussten auf die andere Seite der Weser nach Kattenturm fahren.
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