Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
abzuwehren. Grenzen zu setzen. Er wusste nicht, wie er sich anders verhalten sollte. Er sagte sich im Stillen immer wieder, dass er nichts damit zu tun habe. Das war nicht er.
Sein Penis erigierte nicht, aber dennoch schied er mehrmals in kurzen Abständen Sperma aus. Die Hand zog sich zurück.
Benjamin schämte sich nun. Er hatte keinen Steifen gekriegt. Er fühlte sich nicht als ganzer Mann. Eine Blamage. Nur weg hier, nur weg. Resolut zog er den Reißverschluss seiner Hose zu und sprang auf. Er drängte sich hastig an dem Mann neben ihm vorbei und meinte noch zu sehen, wie dieser ihn mit einem mitleidigen Blick bedachte. Oder war es Verachtung? Verwunderlich wäre das nicht gewesen.
Draußen auf der Straße kam er wieder zu sich. Natürlich wusste er, was gerade geschehen war. Aber so wie immer tat er es ab, als wenn es nicht passiert wäre. Er bereute sein Handeln, hasste sich dafür. Er wusste aus vorherigen Erfahrungen, dass er dort versagen würde. Dass er nicht stolz seinen steifen Schwanz vorführen konnte. Dass ihn nicht alle beneiden würden. Dass ihn niemand höflich gefragt hatte, ob er dieses tolle Teil einmal anfassen dürfte.
Er war wütend auf sich. Und er machte sich schwere Vorwürfe. Natürlich war er es gewesen, der das Kino aufgesucht hatte. Und sicher hatte er den anderen Mann provoziert und durch irgendetwas angemacht. Er hatte ja selber Schuld, immer wieder diese Schmach zu erfahren.
Das war das letzte Mal, entschied er selbstbewusst und hoffte zugleich, dass er diesen Entschluss auch wirklich durchhalten könne. Er verabscheute seine Schwäche. Das musste doch anders werden. Das war nicht er. Er konnte sich so nicht akzeptieren. Er hasste sich dafür.
Eiligen Schrittes ging er zu seinem Auto. Jetzt schnell hier weg. Die Stätte der Peinlichkeit verlassen. Er musste nach Hause. Aus diesen Niederungen musste er jetzt verschwinden. Großes stand bevor. Vor ihm lag die Möglichkeit, seiner Erbärmlichkeit ein für alle Mal ein Ende zu bereiten.
Mechthild und Ayse entschlossen sich, noch ein paar dunkle Biere im Irish Pub zu sich zu nehmen. Der schöne Film hatte sie entspannt, und plötzlich waren sie in Partylaune. Und die laute Atmosphäre des Hegarty’s war jetzt genau das Richtige für sie. Der Laden war voll wie eh und je. Neben der großen Theke auf der kleinen Bühne setzte ein Gitarrist gerade zu Country Rose an, und der ganze Saal mit seiner angetrunkenen Meute brüllte bierselig den Refrain mit. Eine echte Saufatmosphäre, dachte Mechthild, aber heute gefiel sie ihr. Ayse hatte zwei große, dunkle Biere bestellt. Sie prosteten sich zu und schmeckten den wohltuenden bitteren Schaum des kühlen Bieres.
In der Ecke hinter einem Stützpfeiler entdeckte Mechthild Hanni, eigentlich Hans-Heinrich, einen kleinen Ganoven aus dem Zuhältermilieu vergangener Zeiten. Er hatte in einem Keller im Viertel eine Puffbar betrieben, konnte sich aber nicht lange über Wasser halten. Als die Bars vertrieben wurden, steuerte auch er um und machte aus ihr eine Livemusik-Kneipe. Aber der Erfolg blieb erwartungsgemäß aus. Als er eines Tages betrunken die Freundin eines alteingesessenen Viertelbewohners in einer Kneipe übel beleidigte, bekam er von diesem in Begleitung eines Freundes Besuch in seinem Laden und eine Abreibung. Voller Vergnügen warf einer der beiden Kumpel zum Abschluss der Aktion einen Barhocker in den hinter der Theke befindlichen großen Spiegel. Wie bei einer Saloon-Rauferei in einem traditionellen Western. Hanni lag niedergeschlagen hinter seiner Theke, und die anwesenden Gäste wurden eindringlich daran erinnert, besser nichts gesehen zu haben. Schließlich waren die unerwünschten Besucher nicht gerade unbekannt. Danach erzählte Hanni überall, dass er schon Särge für die beiden bestellt hatte. Aber passiert war bis heute nichts. Um seinem wirtschaftlichen und persönlichen Desaster endlich ein Ende zu bereiten, stieg Hanni dann in den Drogenhandel ein und wurde prompt an der französischen Grenze mit einem Kofferraum voll Drogen festgenommen. Während seiner sicher nicht angenehmen Haft in einem südfranzösischen Gefängnis versteifte er sich darauf, dass die beiden Racheengel von damals ihn beim Zoll verpfiffen hatten. In Wahrheit war er aber nur zu faul gewesen, das Kofferraumschloss seiner goldenen S-Klasse reparieren zu lassen. Als er an der Grenze stand, sprang der Deckel auf, und die Zöllner nahmen ihn fest. Nun war er also wieder da. Die Haft hatte ihm
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