Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Titel: Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
Vom Netzwerk:
dem sie für sich selbst sorgen und unabhängig sein konnte. Sie wusste zwar, dass die Einwanderung nach Deutschland für ihre Eltern sehr schwierig gewesen war, und sie konnte sich vorstellen, welche inneren Auseinandersetzungen ihre Eltern mit sich auszutragen hatten, als es darum ging, für die Kinder eine Zukunft in diesem westlichen Land aufzubauen. Aber ihre Eltern waren entschlossen, sich in diese neue Welt zu integrieren. Sie nahmen von Anfang an Kontakte zu deutschen Familien auf, gaben sich wirklich Mühe, die fremde Sprache zu erlernen. Auch ihre Mutter, die zwar anfangs nur als ungelernte Putzfrau arbeiten konnte, fand bald eine Stelle in einem Verein, der sich mit Integrationsproblemen türkischer Frauen beschäftigte. Einer sehr schwierigen Aufgabe, da die Probleme nicht nur mit den Deutschen zu tun hatten, sondern sehr oft auch mit den türkischen Ehemännern der Frauen. Ayse war klar, dass sie Glück gehabt hatte in ihrem Leben.
    Als sie in Höhe der Verdener Straße die Treppen zum Osterdeich hochstieg, war die Zeit schon ziemlich fortgeschritten. Wenn sie vor der abendlichen Arbeit noch richtig essen wollte, musste sie sich jetzt auf den Weg zum Einkaufen und dann in ihre Wohnung im Steintor machen. Sie wechselte die Richtung und eilte mit großen Schritten weiter.
    Benjamin war nervös. Ihm fehlte ein göttliches Zeichen, wie es weitergehen sollte. Keine der Strategien, seine Opfer zu finden, durfte wiederholt werden. Das war vorgeschrieben. Es musste jedes Mal ein neuer Weg sein, sie zu suchen. Nicht, weil er unnötige Spuren vermeiden wollte. Das war nur ein willkommener Nebeneffekt. Er durfte es sich nicht zu einfach machen. Er war ja auf einem Weg. Prüfungen galt es zu absolvieren. Wenn er es sich zu leicht machen würde, könnte das Ergebnis gefährdet sein. Und das Ergebnis war das Wichtigste: Frieden für seine Seele und Zufriedenheit.
    Angespannt knisterte er mit seinen Daumennägeln. Er war vorbereitet. Er hatte das letzte Kleid gerade noch einmal gebügelt, Schuhe, Strümpfe und die Unterwäsche noch einmal kontrolliert. Und die Utensilien für das Make-up bereitgestellt. Er war bereit, aber es passierte nichts. Ihm flog der entscheidende Gedanke nicht zu. Hatte die Vorsehung ihn im Stich gelassen? Oder wollte sie ihn nur prüfen? Das musste es sein: Seine Geduld unterlag einer Prüfung. Alles klar. Er sollte das Warten lernen. Etwas, was er bisher nie gekonnt hatte. Jetzt fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er sollte ein neuer Mensch werden. Einer, der geduldig warten konnte. Unerschütterlich. Stoisch. Überzeugt, dass das Richtige schon kommen wird. Zu seiner Zeit.
    Mechthild hatte ihre E-Mail gerade abgeschickt. Lieber wäre es ihr gewesen, wenn sie eine öffentliche Warnung vor dem Täter in die Presse gegeben hätte. Aber der Polizeipräsident hatte abgewunken. Zu viel Unruhe, zu viel Warnung an den Täter. Hatte das jemals geholfen? Seit zig Jahren gab die Polizei kriminalpolizeiliche Ratschläge heraus: Steigen Sie nicht zu Fremden ins Auto! Holen Sie größere Geldbeträge nicht alleine von der Bank! Lassen Sie Fremde an der Haustür nicht in Ihre Wohnung! Und so weiter.
    Trotzdem gab es genügend Menschen, die diese Ratschläge nicht befolgten. Und einige von ihnen wurden auf diesem Wege Opfer. Zugegebenermaßen, die wenigstens zwar, aber immerhin. Die meisten Menschen glaubten einfach nicht, Opfer einer Straftat werden zu können. Und die Statistik gab ihnen ja sogar recht. Und viele wollten verständlicherweise nicht in einer Welt voll Misstrauen und Angst leben.
    Der PP lag schon ganz richtig mit seiner Auffassung. Eine breite Information der Öffentlichkeit über den Modus operandi des Täters würde diesen wahrscheinlich noch vorsichtiger vorgehen und damit die Wahrscheinlichkeit, ihn zu fassen, noch kleiner werden lassen. Das Einzige, was wirklich der Allgemeinheit half, war, ihn zu fassen. So einfach war das.
    Auch Mechthild wollte sich heute noch eine Pause gönnen. Raus aus dem Präsidium, weg von dem Zwist mit Roder. Sie brauchte jetzt mal Abstand. Nicht so ganz viel, und auch nur bis morgen. Aber eben Erholung: Beine hoch, fernsehen, ein Glas guten Wein und dann mal richtig schlafen. Sie schnappte sich ihr Handy, überlegte kurz und schaltete es aus, bevor sie es in ihre Manteltasche gleiten ließ. Vor morgen früh kommst du nicht wieder an, befahl sie sich.
    Auf dem Weg nach Hause überlegte sie, ob sie für den Abend noch etwas einkaufen müsste, erinnerte sich

Weitere Kostenlose Bücher