Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Titel: Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
Vom Netzwerk:
in Richtung Steintor zu ihrer Wohnung und Schultze in entgegengesetzter Richtung ins Ostertor. Er wollte noch nicht nach Hause. Es war kurz vor Mitternacht, und ab jetzt lohnte es sich schon, noch einen Absacker im Bistro Brasil zu nehmen. Stunden vorher hätte man wahrscheinlich noch ganz alleine im Laden gesessen. Doch jetzt müsste schon ein bisschen was los sein. Schultze wollte nicht alleine an irgendeiner Theke sitzen. Er wollte wenigstens ein paar andere Menschen sehen, sie beobachten. Und sich seine Gedanken machen. Richtig voll war es hier aber erst ab vier Uhr morgens. Und dann auch so lange, bis draußen die Sonne schien und die Hausfrauen schon einkaufstechnisch unterwegs waren.
    Das Bistro war eine der alten Freak-Kneipen im Viertel. Der Wirt war ein intellektueller Typ, der nach Zeiten längerer Drogenerfahrungen zur Bewusstseinserweiterung von sich aus zu dem Schluss kam, besser damit aufzuhören und sich mehr seinem Lokal zu widmen. Hier gab es ausgezeichnete Cocktails, und einen solchen wollte Bernd Schultze jetzt haben.
    Er setzte sich an den Tresen und bestellte bei dem indischen Barmann einen Mojito. Er sah ihm aufmerksam bei der Zubereitung zu.
    Der Mojito schmeckte herrlich, und Schultze wähnte sich sofort in der Karibik. Die Blätter der künstlichen Palmen, die überall standen, begannen sich in seiner Phantasie im Wind zu wiegen, er glaubte Meeresrauschen zu hören. Nach dem zweiten Schluck war ihm auch schon fast so warm, als wenn er in einer tropischen Nacht in Santiago de Cuba sitzen würde. Nur die schwarzen Kubaner fehlten. Und die schönen Mulattinnen. Das konnte der Barmann leider nicht wettmachen. Aber die Musik passte gut. Kubanischer Son. Schultzes Blick glitt in den hinteren Teil des Lokals. Und aus war der Traum von der Karibik. Die Realität holte ihn zurück. Im Halbdunkel stand an einem Stehtisch der Landesvorsitzende einer Bremer Partei. Neben ihm, im krassen Gegensatz zu ihm und seinem blauen Anzug, zwei junge Frauen, die eher der Bremer Punkszene zuzurechnen waren. Der Mann war ziemlich betrunken und hielt die beiden Frauen wahrscheinlich aus. Schultze bemerkte, wie er immer wieder versuchte, mit einer Hand nach dem Busen einer der Frauen zu grapschen. Die ließ sich das zwar nicht wirklich gefallen, setzte dem Ansinnen aber auch keine klar erkennbaren Grenzen. Wahrscheinlich war sie mit diesem unflätigen Benehmen einverstanden, so lange es nicht zu weit ging, und so lange es Getränke gab.
    Schultze wandte seinen Blick angewidert ab. Bei nächster Gelegenheit wird er wahrscheinlich in der Bremer Bürgerschaft einen Antrag einbringen, ein Aufenthaltsverbot für Punker und Obdachlose auf dem Bremer Marktplatz, der sogenannten „Guten Stube Bremens“, zu beschließen, dachte er. Vergessen war dann seine kurze, nächtliche Flucht aus der Bürgerlichkeit. Schade, dass ich jetzt keine Kamera dabei habe, ärgerte er sich. Aber im Grunde war es ihm eigentlich egal, was er da sah. Schließlich war es auch ein Beleg dafür, dass es immer noch Berührungspunkte zwischen den gesellschaftlichen Gruppen gab. Auch wenn diese Form hier gerade sehr schräg war.
    Bernd Schultze trank den letzten Schluck seines Mojitos, zog mit der Zunge einige der Minzeblätter in den Mund, um darauf herumzukauen. Er mochte diesen intensiven Minzgeschmack. Dann bezahlte er und verließ das Lokal.
    Es war jetzt schon ein Uhr, und auf dem Ostertorsteinweg herrschte reges Treiben. Auf beiden Gehsteigen der Straße spazierten junge Leute einzeln oder in Gruppen entlang. Die Türen der vielen Kneipen gingen ständig auf und zu. Von überall her trafen Fetzen von Musik Schultzes Ohr. Für einen Moment verspürte er große Lust, noch einige andere Lokalitäten aufzusuchen und sich dem nächtlichen Treiben anzuschließen. Aber er wusste, wie das enden würde: ein Schmerz im Kopf, der es unmöglich machte, sich frei zu bewegen, und Anfälle von Schwindel und Übelkeit. Auswirkungen, mit denen er im Bett bleiben musste, anstatt zur Arbeit zu gehen. Aber der kommende Tag war klar für den Job vorgesehen. Auch wenn die nächste Ermittlerkonferenz erst mittags war. Er riss sich zusammen und wanderte schnurstracks nach Hause.
    Fritz Behrmann hatte an diesem Morgen nicht lange schlafen können. Eine innere Unruhe hatte ihn früh geweckt. Die gleiche Unruhe, die ihn am Abend vorher fast am Einschlafen gehindert hatte. Er machte sich Gedanken darüber, wie er übereinanderliegende Fingerabdrücke, die auch noch in

Weitere Kostenlose Bücher