Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
warten, dass der Täter sein nächster Opfer ermordet.“
Roder sagte nichts mehr. Er zog die Schultern hoch und blickte stur zur Decke.
Mechthild wandte sich an Heller. „Los, Heller. Ran an den Computer und Meldedaten, Führerscheindaten und alles, was es gibt, über unseren Verdächtigen heraussuchen. Herr Stein, Sie bleiben bei Heller und überprüfen bei Vorliegen der Adresse, ob sie in dem von Ihnen überprüften Einzugsgebiet liegt.“ Dann wandte sie sich an Roder. „Ich möchte, dass Sie einen Termin zur Vorbereitung eines Haftbefehls und einer Hausdurchsuchung beim Oberstaatsanwalt organisieren. Sagen wir in einer Stunde. Heller und Stein begleiten uns. Wir treffen uns in einer Dreiviertelstunde alle wieder hier.“
„Wie Sie wollen!“ entgegnete Kurt Roder, und widerwillig erhob er sich und verließ das Sitzungszimmer.
Heller saß schon am PC und hämmerte in die Tasten. Behrmann und Stein standen hinter ihm und starrten gebannt auf den Bildschirm. Er verlas seine ersten Ergebnisse. „Er wohnt in Stühren! Es gibt keine Straßennamen, nur Hausnummern. Also ist es ein kleines Kaff!“
Stein faltete eine Karte auseinander und fuhr mit dem Finger darüber. „Stühren, Stühren. Das haben wir gehabt. Hier ist es. Zwischen Syke und Bassum. Auf dem Weg nach Wildeshausen. Welche Nummer, sagst du, hat es?“
„Stühren 42.“
Stein blätterte in seinen Unterlagen. „Das ist das letzte Haus einer Stichstraße, die in Stühren von der Kreisstraße abgeht. Da wohnten früher die Leichenwäscher des Dorfes.“
„Die Leichenwäscher des Dorfes?“ entfuhr es Mechthild. „Und das erzählen Sie erst jetzt!“ Sie dachte an Waschzuber, Leichentische und Räumlichkeiten, um Leichen zu lagern.
„Ja, mein Gott!“ entschuldigte sich Stein. „Das war vor vierzig Jahren!“
„Tut mir leid, Stein. Ich wollte Sie nicht kritisieren. Dass Sie uns das jetzt sagen konnten, war astreine Arbeit. Was haben wir noch, Herr Heller?“
„Tja, das war’s auch schon bald. Er hat einen Führerschein, aber kein Auto.“
„Zumindest keins angemeldet“, schränkte Behrmann ein. „Immerhin fährt unser Täter einen Wagen mit gefälschten Kennzeichen.“
„Richtig“, stimmte Mechthild zu. „Was haben wir noch?“
„Er ist von Beruf Gärtner und hat mal in Bremen gewohnt“, fuhr Heller fort. „In der Vahr!“
„Bingo!“ entfuhr es Stein. „Er kann sich ohne Probleme als Gärtner ausgeben und kennt sich in Bremen aus. Das passt doch.“
„Hier ist noch ein Bild von ihm. Aber ziemlich alt. Er hat hier in Bremen mal einen Personalausweis beantragt. Vor zwanzig Jahren. Damit können wir nicht viel anfangen.“
Auf dem Bildschirm war das Photo eines sympathischen, jungen Mannes zu sehen, der trotz seiner großen, dunklen Augen sehr verschlossen wirkte.
„Mir reicht das!“ sagte Mechthild. „Herr Heller, stellen Sie die Daten zusammen und faxen Sie sie schon mal zur Staatsanwaltschaft. Wir warten noch auf Herrn Roder, und dann gehen wir rüber. Und Sie, Herr Stein, kriegen raus, welche Kriminaldienststelle für Stühren zuständig ist. Wir wollen die Kollegen nicht außen vor lassen. Und da wir meiner Meinung nach nicht viel Zeit verlieren sollten, können wir Verstärkung gebrauchen.“
Mechthild war zufrieden. Endlich ein Täterhinweis, der ihrer Meinung nach wie die Faust aufs Auge passte.
Heller war auch zufrieden. Zum zweiten Mal in seiner Laufbahn stellte er bei der Staatsanwaltschaft den Antrag auf Festnahme eines Täters. Das war ja sonst immer den oberen Chargen vorbehalten. Es war ihm eine Ehre, und er nahm diesen Auftrag auch diesmal als Auszeichnung an. Normalerweise hätte Mechthild das selber machen müssen, oder zumindest war es einer der Koordinierungsaufgaben ihres Stellvertreters. Aber Roder war nur beordert worden, einen Termin mit dem Oberstaatsanwalt zu machen. Auf dem Antrag für den Haftbefehl würde sein Name, Heiner Heller, Kriminalkommissar, stehen. Er würde auf jeden Fall in die öffentliche Gerichtsverhandlung gerufen werden. Er würde dann vor dem Gericht noch einmal begründen müssen, weshalb er Benjamin Korthausen als Tatverdächtigen ermittelte hatte. Vielleicht kam er sogar ins Regionalfernsehen. In seinem Kopf begann es ein wenig zu rauschen. Er war plötzlich fest davon überzeugt, dass er ein guter Mordermittler war und seiner nächsten Beförderung getrost entgegensehen konnte.
Eine Dreiviertelstunde später warteten Mechthild Kayser, Ayse Günher, Heiner Heller
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