Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
und der ihnen zugeordnete Kollege Stein auf das Erscheinen von Kurt Roder. Dann wären sie komplett, um beim Oberstaatsanwalt aufzulaufen. Heller hatte fein säuberlich und zu Mechthilds großer Zufriedenheit alle Fakten und Indizien zusammengestellt und an die Staatsanwaltschaft gefaxt. Es war nur eine Frage der Zeit, bei Benjamin Korthausen einzufliegen und sein Haus auf den Kopf zu stellen. Und Mechthild war entschlossen, noch heute einzuschreiten. Sie dachte an die beiden vermissten Frauen, die sie vielleicht noch lebend bei ihm finden konnten.
Endlich kam Roder durch die Tür. „Der Oberstaatsanwalt ist von mir telephonisch vorinformiert worden und erwartet uns.“
„Und was sagt er?“ fragte Heller.
Roder sah ihn mit einem abschätzenden Blick an. „Er hat sich noch nicht geäußert. Ich habe ihm nur unseren Ermittlungsstand mitgeteilt.“
Gemeinsam gingen sie den Flur entlang, bis sie die Glastür erreichten, durch die sie den Brückengang über die Straße vom Polizeipräsidium zum Amtsgericht beschreiten konnten. Die verglaste Brücke war gebaut worden, um Häftlinge aus dem Polizeigewahrsam sicherer dem Haftrichter vorführen zu können und dabei nicht öffentlichen Raum betreten zu müssen, um so die Fluchtgefahr zu verringern. Drüben angekommen, suchten sie den Weg zum Büro des Oberstaatsanwalts. Deutlich klopfte Mechthild an die Tür und wurde hereingebeten.
Der Oberstaatsanwalt war kaum älter als Mechthild, machte aber den Eindruck eines Hochschullehrers in seiner saloppen, aber farblich abgestimmten, sehr gepflegten Kleidung. Er kam sofort zur Sache. „Frau Kayser, Sie beantragen bei mir die Ausstellung eines Durchsuchungs- und eines Haftbefehls für einen gewissen Benjamin Korthausen, den Sie einer dringenden Täterschaft verdächtigen. So weit, so gut. Ich entnehme dem Antrag Ihres Mitarbeiters KK Heller, dass Sie eine Fingerspur in der Wohnung des toten Heinz Lautermann entdeckt haben, die mit dem Vergleichsabdruck des Benjamin Korthausen übereinstimmt. Richtig?“
„Richtig“, antwortete Mechthild und wunderte sich schon über die merkwürdige Art der Abarbeitung ihres Antrags. Aber Staatsanwälte, und besonders Oberstaatsanwälte, konnten schon mal ein wenig ungewöhnlich sein.
„Gut!“ fuhr der Oberstaatsanwalt fort. „Seien Sie dann doch bitte so freundlich und schildern mir noch einmal persönlich, wie sie den Fingerabdruck identifizieren konnten.“
Steht doch alles in den Akten, dachte Mechthild. Aber sie wollte es dem Oberstaatsanwalt schon recht machen. „Also, um es verkürzt darzustellen: In der ansonsten penibel gereinigten und von verwertbaren Spuren befreiten Wohnung des ermordeten Heinz Lautermann fand der Erkennungsdienst auf einer Verschlusseinrichtung der Kühltruhe, in der der Ermordete gelagert wurde, einen Abdruck. Dieser Abdruck konnte identifiziert werden und gehört zu dem von uns benannten Tatverdächtigen.“
„Aha!“ sagte der Oberstaatsanwalt geradezu schulmeisterlich. „Und dieser Abdruck war in der daktyloskopischen Datei des BKA abgespeichert?“
„Ja, genau“, antwortete Mechthild, jetzt schon etwas misstrauisch geworden. Was hatte der Oberstaatsanwalt vor? Oder lebte er nur eine Marotte aus.
„Und wie kam der Abdruck in die Datei des BKA?“
Jetzt wurde Mechthild einiges klar. Von daher wehte der Wind. Sie sah ihrem Stellvertreter Roder direkt in die Augen.
„Ich hielt es für meine Pflicht!“ versuchte Kurt Roder kleinlaut auszuweichen.
„Und das ist sie auch!“ donnerte plötzlich der Oberstaatsanwalt los. „Herr Roder hat genau das Richtige getan und Sie und mich, ach, was sage ich, das ganze Rechtssystem vor einem schweren Schaden bewahrt. Ein illegal erlangter Beweis! Wissen Sie, was das für eine Gerichtsverhandlung bedeutet? Jeder Verteidiger führt uns vor. Das BKA kommt in Misskredit. Das Vertrauen in die Polizei und die Staatsanwaltschaft, als Herrin des Verfahrens, kommt ins Wanken.“
„Und ein Mörder darf draußen weiter rumlaufen!“ Mechthild wusste, dass es nicht hilfreich sein würde, aber sie konnte sich diese Bemerkung nicht verkneifen.
„Ach, so sehen Sie das!“ Der Oberstaatsanwalt machte den Eindruck, als wenn er jahrelang auf eine Gelegenheit gewartet hatte, seinen ganzen Frust einmal an jemanden auslassen zu können. „Das geltende Recht ist Ihnen offensichtlich etwas zu gleichgültig geworden. Nein, meine liebe Frau Kayser: Bei solch einem schmutzigen Spiel mache ich nicht mit. Sie bringen mir
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