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Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Titel: Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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entweder gerichtsfeste Beweise oder geben diese Untersuchung an jemanden ab, der sich an das geltende Recht halten will. Und jetzt können Sie gehen!“
    Mit diesen Worten schritt der Oberstaatsanwalt zu seiner Bürotür und öffnete sie demonstrativ. Kraftlos erhob sich Mechthild Kayser und deutete ihren Kollegen an, ihr zu folgen. Roder schloss sich ihnen nicht an. Wozu auch? Die Fronten waren jetzt klar. Benommen schlurfte sie mit ihren Ermittlern über die gläserne Brücke zurück ins Sitzungszimmer der Mordkommission.
    Stein sprach als Erster. „So ein Schwein! Roder hat alles kaputtgemacht!“
    Mechthild ging nicht auf die Äußerung ein. Es war klar, dass Roder gegen sie intrigiert hatte. Natürlich war die neueste Beweislage auf ein Versäumnis des BKA zurückzuführen. Aber dafür konnte doch ihre Mordkommission nichts. Und man hätte das auch verschweigen können. In einem Verfahren wäre dieser Fehler vielleicht nie aufgetaucht. Und wenn, dann wäre die Beweislast des Abdrucks ausgeklammert worden, aber man hätte wahrscheinlich zuhauf andere feste Beweise gefunden. Nach der Festnahme Benjamin Korthausens. Sofern er der Täter war.
    Mechthild Kayser wusste, was jetzt auf sie zukommen würde. Der Oberstaatsanwalt reichte mit Unterstützung ihres Stellvertreters eine Beschwerde an den Polizeipräsidenten ein. Sie würde vorsorglich von dem Fall abgezogen werden, Roder bekäme die Leitung übertragen. Der Corpsgeist der Männerwelt in Polizei und Justiz hätte sie ausgesteuert. Und dann würde Roder schon einen Weg finden, gegen Korthausen vorzugehen und ihn festzunehmen. Wie das in der Polizei und in der Öffentlichkeit für Mechthild aussehen würde, war ihr sofort klar. Die unfähige Leiterin der Mordkommission musste nur gegen einen energischen Mann ausgewechselt werden, und schon hatte man den langgesuchten Serienmörder im Netz. Ganz schön klug eingefädelt.
    „Ich weiß im Moment nicht, was wir machen sollen!“ begann Mechthild. „Ich glaube, jedem ist klargeworden, was hier läuft. Es hat aber mit Ihnen allen nichts zu tun. Sie haben gute Arbeit geleistet, und wir sind nah an die Lösung des Falles herangekommen. Wie die Ermittlungen fortgeführt werden und insbesondere, wer die Verantwortung übertragen bekommt, kann ich nicht sagen. Das wird sicherlich morgen durch den Polizeipräsidenten entschieden.“
    „Du musst etwas gegen Roder unternehmen!“ schlug Ayse vor. „Das kannst du nicht auf dir sitzen lassen. Er ist dir in den Rücken gefallen.“
    „Nein, ich nehme an, dass sie genau darauf warten. Wenn ich jetzt eine Beschwerde über Roder loslasse, wird das ganz klar gegen mich verwendet werden. Roder ist formal im Recht. Und er hat den Oberstaatsanwalt auf seiner Seite.“
    „Dann wird Roder also damit durchkommen?“ fragte Heiner Heller.
    „Sieht so aus“, pflichtete Mechthild ihm bei. „Mir macht aber viel mehr Sorgen, dass wir jetzt nicht handeln und zwei vermisste Frauen nicht retten können. Es tut mir leid: Wir können heute nicht weitermachen. Ich schlage vor, wir warten den kommenden Tag ab. Lassen Sie uns um elf Uhr wieder hier treffen. Und geben Sie den anderen Bescheid. Ich fahre jetzt nach Hause. Ich muss nachdenken.“
    „Ich komme mit!“ erklärte Ayse, aber Mechthild wollte lieber alleine sein. Sie stand auf und verließ das Sitzungszimmer. Nachdem sie sich den Mantel aus ihrem Büro geholt hatte, ging sie in den Hof des Polizeipräsidiums, schloss ihr Fahrrad auf und schob es zur Torausfahrt. Sie traute sich nicht, nach oben zu blicken, da sie glaubte, dass aus allen Fenstern die Blicke ihrer Kollegen auf sie gerichtet waren, auf sie, die gescheiterte Leiterin der Mordkommission. Dem war natürlich nicht so.
    Auf dem Heimweg hätte Mechthild vor Wut weinen können, aber sie kämpfte tapfer gegen die Tränen an. Roders Verhalten war eine riesige Enttäuschung für sie. Er opferte den erfolgreichen Abschluss der Ermittlungen seinen persönlichen Zielen. Und es schien ihm egal zu sein, dass der Mörder damit noch mehr Zeit gewinnen würde. Mechthild versuchte sich zusammenzureißen und keine Gedanken mehr an Roder zu verschwenden. Ihr ging es um den Fall. Sie wollte dem Verdächtigen nicht noch mehr Zeit für seine grauenvollen Taten geben. Schließlich war sie noch immer die Leiterin der Mordkommission. Und sie war bereit, Verantwortung zu übernehmen und Konsequenzen zu tragen. Für ihre Arbeit und für ihr Team. Sie war entschlossen, sich etwas auszudenken. Und

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