Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
zu handeln. Sie wusste nur noch nicht, was und wie.
Ayse saß mit den anderen noch eine Weile im Sitzungszimmer zusammen. Offensichtlich erwarteten Stein und Heller von ihr eine Anweisung, wie es denn nun weitergehen sollte.
„Herr Heller, Sie sprechen mit Behrmann, und Sie, Herr Stein, informieren Bernd Schultze und Ihren Kollegen Krasnitz über die neue Situation. Machen Sie allen klar, dass die Leiterin der Mordkommission noch immer die Ermittlungen führt und nicht Herr Roder. Und dass sie alle unbedingt morgen um elf hier zu erscheinen haben. Wenn es Probleme gibt, berufen Sie sich auf die Anweisung von Frau Kayser.“
Heller und Stein nickten.
„Gut, dann bis morgen!“ verabschiedete sich Ayse und ging in ihr Büro. Sie hoffte inbrünstig, nicht mit Kurt Roder zusammenzutreffen. Trotz der Ereignisse durfte sie nicht vergessen, dass er ihr Vorgesetzter war und ihr Anweisungen geben konnte. Sie dachte daran, ebenfalls das Präsidium zu verlassen, aber dann würde sie überhaupt nicht mehr mitkriegen, wenn Roder etwas unternahm. Nein, Mechthild hatte schon recht, dass sie lieber im Büro bleiben sollte. Wenigstens noch ein, zwei Stunden. Dann wäre mit Sicherheit sowieso kein Verantwortlicher mehr im Haus, der weitreichende Entscheidungen treffen könnte. Und der PP versuchte doch immer, möglichst schon nachmittags nach Hause zu gehen.
Auf sieben Uhr hatte Mechthild sich den Wecker gestellt, und nach dem ersten Signal sprang sie schon aus dem Bett. Kurze Zeit später saß sie in ihrem Wagen, und ihr erster Weg führte sie nach Delmenhorst. Im Internet hatte sie die Adresse eines Geschäftes für Detekteilogistik gefunden. Es führte den vielversprechenden Namen „007“.
Glücklicherweise öffnete der Laden schon um acht Uhr, so dass Mechthild mit ihren Einkäufen eine Stunde später wieder herauskam. Sie hatte sich alles genau erklären lassen, und jetzt verstaute sie ihr erworbenes Equipment im Kofferraum. Ein Blick auf die Einkaufsliste, und dann machte sie sich zurück auf den Weg nach Bremen. In der Innenstadt stellte sie ihren Wagen im Parkhaus in der Carl-Ronning-Straße ab und ging ins Kaufhaus Karstadt. Dort kaufte sie sich eine Generalstabskarte der Umgebung Bremens. In Karstadts Sporthaus in der benachbarten Sögestraße tätigte sie ihre letzten Beschaffungen. Dann fuhr sie wieder zurück nach Hause in die Humboldtstraße.
Schon vor elf Uhr war das gesamte Ermittlungsteam im Sitzungszimmer anwesend. Viele waren aufgebracht über die von Roder eingeleitete Intrige. Aber es gab auch andere Stimmen. Es war Bernd Schultze, der die formaljuristisch einwandfreie Haltung Roders betonte und die wahrheitsgemäße Information der Staatsanwaltschaft verteidigte. Als er für diese Auffassung von Ayse angegriffen wurde, machte er ebenso deutlich, dass er Roders Vorgehen nicht teilen würde. Er hätte seine Bedenken in der Runde der Ermittler einbringen müssen und nicht die Arbeit des ganzen Teams gefährden dürfen.
Roder saß in seinem Büro und wartete darauf, dass der Polizeipräsident ihn zu sich rufen würde. Die Beschwerde der Staatsanwaltschaft über Mechthild Kayser musste längst auf seinem Schreibtisch gelandet sein. Aber bislang war noch nichts geschehen.
Im Sitzungszimmer wurde die Unruhe immer größer. Es war schon Viertel nach elf, aber Mechthild Kayser war noch immer nicht erschienen. Ayse versuchte sie zu Hause anzurufen, aber traf dort nur auf den Anrufbeantworter. Und ihr Handy war ausgeschaltet.
Ayse machte sich Sorgen. Sie traute ihrer Freundin zwar keine Kurzschlussreaktionen zu, aber sicher war sie plötzlich nicht mehr. Nur selten hatte sie erlebt, dass ihre Freundin bei solch einem wichtigen Anlass unpünktlich war. Und noch nie, dass sie nicht erreichbar gewesen war. Ayse fasste einen Entschluss. „Ich fahre zu ihr. Ich habe einen Schlüssel zu ihrer Wohnung!“
„Ich komme mit!“ erklärte Fritz Behrmann.
Im Hinausgehen rief Ayse den anderen noch zu, sie sollten hier warten. Sie würden sich sofort melden, wenn sie in Mechthilds Wohnung wären. Da sie keine Zeit damit vergeuden wollten, einen Dienstwagen von der Kriminalbereitschaft zu holen, stiegen sie in Fritz Behrmanns Wohnmobil, mit dem er immer zur Arbeit fuhr.
Es dauerte nur wenige Minuten, bis sie das Haus von Mechthild Kayser erreichten. Behrmann machte sich nicht lange auf die Suche nach einem geeigneten Parkplatz, sondern parkte sein Gefährt einfach auf der Fahrbahn vor dem Haus. Ayse lief voran und
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