Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
wieder.
IDA, das Sprachverschlüsselungssystem der Polizei, wurde immer dann verwendet, wenn der polizeiliche Funkverkehr, der theoretisch von jedem Radiobesitzer illegal mitgehört werden konnte, brisante Meldungen enthielt, die nicht für jedermann einfach zugänglich sein sollten.
Der Streifenführer von Roland 5012 fuhr fort: „Es handelt sich um einen Tatort. Eine weibliche Leiche in einem Plastiksack. Fremdverschulden nicht auszuschließen. Fundort ist die Richard-Dunkel-Straße 10a, die ehemalige Halle von Siemer & Behrend. Ich brauche Unterstützung zur Tatortsicherung. Und benachrichtigt die Kollegen von K!“
Die Einsatzzentrale bestätigte die Meldung und erreichte einen Einsatzwagen des Kriminaldauerdienstes, der sich im Stadtgebiet aufhielt und ebenso wie zwei weitere Streifenwagen der Schutzpolizei die Fahrt in Richtung des Leichenfundortes aufnahm. Grundsätzlich war es von großer Wichtigkeit, möglichst schnell eine großzügig bemessene Absperrung eines Tatortes zu veranlassen und alle in der Nähe befindlichen Personen festzuhalten, um Spuren und Zeugenaussagen zu sichern. Während die eingesetzten Streifenwagen unter Wahrnehmung ihrer Sonderrechte mit Blaulicht zum Fundort der Leiche brausten, schrieb Mechthild Kayser noch immer Zahlenschlüssel in grün- und blauumrandete Kästchen. Als ihr Telephon klingelte, war sie dankbar für die kleine Ablenkung.
Noch während der Beamte der Einsatzzentrale in knappen Worten die für sie erforderlichen Fakten übermittelte, schob sie den nervenden Papierkram beiseite und machte sich ihre ersten Notizen. Dann legte sie auf und drückte die Taste für die Konferenzschaltung an ihrem Telephon. Bei all ihren Mitarbeitern klingelte es nun gleichzeitig mit einem besonderen Ton, der darauf hinwies, dass eine Nachricht erster Priorität auf dem Display abzulesen war. „Einsatz! Sofort Lagebesprechung!“
Mechthild schnappte sich ihren Notizblock und eilte zum Besprechungszimmer. In Kürze waren alle versammelt, bis auf Heller, der nach dem vermissten Rentner suchte.
Kurz und knapp gab Mechthild die wenigen Erkenntnisse, die sie bisher hatte, ihren Mitarbeitern bekannt. „Fund einer weiblichen Leiche. Fremdverschulden nicht auszuschließen. Identität unbekannt. Fundort in der Richard-Dunkel-Straße 10a in einer leerstehenden Fabrikhalle. Die Kollegen der Schutzpolizei sind vor Ort. Die Absperrung steht. Zeugen werden vor Ort festgehalten.“
Sie blickte auf ihre Kollegen. Roder saß zurückgelehnt auf seinem Stuhl, die Arme verschränkt. In seinem Gesicht war keine Regung zu erkennen. Ganz anders bei Ayse Günher. Sie wirkte aufgeregt und voller Einsatzfreude.
Mechthild Kayser sah kurz auf die Uhr an ihrem Handgelenk. Sie schrieb die Zeit auf ihren Block und sann dann über ihre zu treffenden Maßnahmen nach. Gerade Roder brauchte eine klare Ansprache, sonst wurde er bockig. Ayse würde auch ohne ihr Zutun wissen, was im ersten Angriff zu unternehmen sei. Aber Mechthild war die Chefin und hatte hier das Sagen. Sie musste jetzt präzise Aufträge verteilen.
„Herr Roder, Sie informieren den Erkennungsdienst und fahren beim ED mit. Wir haben nur einen Wagen. Der andere ist mit Heller unterwegs. Informieren Sie auch die Gerichtsmedizin und sorgen Sie dafür, dass die vor Ort erscheinen!“ Dann wandte sie sich Ayse Günher zu. „Du fährst mich! Am Tatort nimmst du dir dann zuerst alle Zeugen vor. Sprich vorher mit den schon eingetroffenen Kräften, ob Personen sich schon entfernt haben und ob Personalien hinterlassen wurden. Frag sie nach Auffälligkeiten!“ Sie überlegte noch einen Moment, und mit einem „Los geht’s!“ hob sie die kurze Lagebesprechung auf.
Als Mechthild auf dem Innenhof des Polizeihauses in ihren Dienst-Mercedes einstieg, hatte Ayse gerade das mobile Blaulicht mit dem Magnetfuß am Wagendach festgeklickt. Sie fuhr in zügiger Fahrt mit eingeschaltetem Blaulicht von der Buchtstraße links über die Straßenbahnschienen und versuchte so den Weg in die Neustadt abzukürzen. Mechthild hatte währenddessen ihr Funkgerät eingeschaltet und ihre Einsatzfahrt der Zentrale gemeldet. Ayse legte ein rasantes Tempo vor, und obwohl Mechthild wusste, dass ihre Freundin ein Auto wie ein Rallyemeister beherrschen konnte, war es ihr doch etwas zu riskant, so zu brausen.
„Ayse, bitte etwas langsamer! Wir wollen heil ankommen. Die Leiche kann uns nicht mehr weglaufen!“
Ayse reduzierte wie befohlen das Tempo und kam trotzdem überraschend
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