Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
Gartenbauamtes. Er wurde heute Morgen mit einem schweren Gegenstand niedergeschlagen. Eine Putzfrau, die auf dem Heimweg war, fand ihn verletzt zwischen geparkten Autos liegend. Tatort ist Contrescarpe, Ecke Ostertorsteinweg. Ein herbeigerufener Krankenwagen brachte ihn ins Krankenhaus in die St.-Jürgen-Straße. Als dort der Arzt die Wunde am Kopf nähte, klappte er plötzlich zusammen und war tot. Von Sülzen hat eine Computertomographie veranlasst, und alles deutet auf eine starke Hirnblutung hin, die die Todesursache sein wird. Von Sülzen hat ihn morgen auf dem Tisch. Dann wissen wir mehr. Er ist sich aber ziemlich sicher.“
Mechthild Kayser reagierte gereizt. „Ja, und, Herr Heller? Zeugen, Täter? Was haben Sie bisher getan?“
Heiner Heller fühlte sich bedrängt. Dem Tonfall seiner Chefin war nuanciert zu entnehmen, dass sie Zweifel an seiner Fähigkeit hatte, den Fall alleine bearbeiten zu können und schon jetzt innerlich bereute, ihn damit beauftragt zu haben. „Immer mit der Ruhe“, beschwichtigte er sie unsicher. „Die Putzfrau hat einen Mann gesehen, der in einem grünen Transporter davonbrauste. Sie konnte ihn nicht gut beschreiben, meinte aber, dass er wie ein Bauer ausgesehen habe oder wie ein Kollege des Toten. Und sie hat sich einen Teil des Autokennzeichens aufgeschrieben. Aber sie war so aufgeregt gewesen, dass sie vergessen hatte, dies den zuerst eingetroffenen Kollegen der Schutzpolizei mitzuteilen. Also gab es heute Morgen noch keine Fahndung. Sonst hätten wir ihn wahrscheinlich schon gehabt. Als Zeuge oder eben als Täter! Der Verstorbene selber konnte nicht mehr befragt werden.“
Okay. Mechthild regte sich wieder ein bisschen ab. Sie hatte sowieso keine andere Wahl. Wer außer Heller war denn noch verfügbar? Niemand. Also wollte sie ihn lieber ermutigen. „Gut, Heller! Was sind Ihre nächsten Schritte?“ fragte sie und blickte ihn aufmunternd an.
Heller war vorbereitet. Er hatte ganz klar vor, seiner Chefin eine gute Arbeit zu präsentieren. „Wenn die Putzfrau das Kennzeichen richtig abgelesen hat, dann fehlen uns nur die beiden letzten Ziffern. Das sind rund hundert Fahrzeuge, die es zu überprüfen gilt. Wenn wir Glück haben, sind nicht so viele Transporter dabei. Einen Computerausdruck der möglichen Halter habe ich schon angefordert. Dann treffe ich noch heute den für Bremen-Mitte zuständigen Sachgebietsleiter vom Gartenbauamt. Der soll mir etwas über den Gärtner sagen und was der da überhaupt zu tun hatte.“
Noch einmal sagte Mechthild: „Gut, Heller!“ und fügte entschuldigend hinzu, dass es ihr leid täte, dass sie ein bisschen gereizt war. „Ich hatte vergessen, dass Sie ja alles alleine machen müssen. Und Sie wissen: Der andere Fall ist schwierig.“
„Schon gut“, lenkte Heller verständnisvoll ein. „Ich mach das schon. Keine Sorge.“ Dann stand er auf und verließ Mechthild Kaysers Büro. Er überprüfte mit einem Blick aufs Handgelenk die Zeit. Am liebsten würde er sich jetzt um die Kennzeichenanfrage kümmern, aber es war schon kurz vor fünf. Der Sachgebietsleiter des Gartenbauamtes hatte angedeutet, dass er sicher nicht über sein Dienstende hinaus auf ihn warten würde. Also machte er sich schnellen Schrittes auf den Weg. Glücklicherweise war es nicht weit. Und nach dem Gespräch wollte er nicht wieder ins Büro zurückkehren. So weltbewegend war der Fall nun doch nicht: Körperverletzung mit Todesfolge.
Den Entwurf für eine Pressemitteilung konnte er auch noch morgen seiner Chefin vorlegen. Heute Abend hatte er etwas Besseres vor. An der Weser war an der Schlachte, dem ehemaligen mittelalterlichen Hafen der Stadt, mit Fördergeldern aus einem Fonds der Europäischen Union eine neue Gastronomiemeile im Entstehen. Und heute sollte dort das Campagne eröffnet werden. Schon jetzt stand fest, dass dies eine der angesagtesten Kneipen der Stadt werden würde. Da durfte er auf der Eröffnung nicht fehlen.
Zum Leidwesen von KK Heller schien der Sachgebietsleiter sein bevorstehendes Dienstende völlig aus den Augen verloren zu haben. Er hielt ihm einen schier endlosen Vortrag über die Entstehung und kulturhistorische Bedeutung der Wallanlagen als Landschaftsdenkmal. Heller hatte zweimal versucht, ihn zu unterbrechen, aber war beide Male nach einem „Moment noch!“ am Redeschwall seines Gegenübers gescheitert. Der Sachgebietsleiter bekam wohl nicht oft Gelegenheit, sein unbestreitbar fundiertes Wissen über Anlage und Bepflanzung derselben
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