Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
anstrengende Arbeit mit kulinarischen Leckereien zu versüßen?
Ein bisschen wehmütig bei dem Gedanken, dass sie seit Jahren keine Fete oder ein schönes Essen für ihre Freunde ausgerichtet hatte, radelte sie heim. Seit ihre kleine Tochter Anna vor vier Jahren von ihrem eigenen Vater wahrscheinlich in den Libanon verschleppt worden war, konnte sie keine Freude mehr daran finden, ihre Freunde zu verwöhnen. Auch sie selbst sagte alle Einladungen ab. Es fiel ihr zu schwer, in die fröhlichen Familien zu gehen und Kinder spielen zu sehen, die so alt wie Anna waren. Sie musste einfach „dicht machen“ und einen Schutzwall um sich aufbauen. Dieses Kapitel in ihrem Leben war so schiefgegangen, dass sie es noch heute nicht ertragen konnte, sich damit zu beschäftigen.
Dabei hatte alles so schön angefangen.
Sammy war Araber und hatte aufgrund des Bürgerkrieges im Libanon eine Duldungserlaubnis, sich in Deutschland aufzuhalten. Als sie ihn kennenlernte, hatte er sie umgarnt wie noch kein anderer Mann es je vor ihm gemacht hatte. Er gab ihr das Gefühl, die tollste Frau der Welt zu sein, und sie fühlte sich schön und begehrt. Obwohl sie schon in einem Alter war, in dem sie sich langsam mit dem Gedanken anfreundete, niemals eine eigene Familie zu haben, machte er keinen Hehl daraus, dass er sich Kinder von ihr wünschte und sie heiraten wollte. Irgendwann gab sie seinen Anträgen nach. Er hatte sich buchstäblich in ihr Herz hineingeschmuggelt, und sie liebte ihn plötzlich auch. Durch die Heirat bekam Sammy die Möglichkeit, in Deutschland seinen Beruf als Zahntechniker auszuüben, und als sie schwanger wurde, konnte sie sich beruhigt beurlauben lassen, da er die Familie versorgen konnte. Als Anna geboren wurde, begann für Mechthild Kayser die schönste Zeit ihres Lebens. Ein unglaubliches Glück war ihr beschert worden, und sie genoss jeden Tag mit ihrer kleinen Tochter.
Nach fast einem Jahr fiel ihr die Decke auf den Kopf. Es hatte nichts mit Anna zu tun und auch nicht damit, dass sie nicht mehr arbeitete. Sammy erwartete von ihr, dass sie zu Hause blieb und sich um Anna kümmerte. Dagegen war eigentlich nichts einzuwenden. Er selbst aber war immer weniger daheim und traf sich ständig mit anderen arabischen Männern. Er ignorierte ihre Wünsche und behandelte sie zunehmend wie seine Hauswirtschafterin. Ihr Reiz schien für ihn mit einem Schlag vorbei gewesen zu sein.
Eines Tages kam Mechthild auf den Gedanken, ihre Situation wieder selbst in die Hand zu nehmen und in ihren Beruf zurückzukehren. Sie sprach darüber mit Sammy. Er war strikt dagegen. Es gab schwere Auseinandersetzungen, und sie musste neben seiner verbalen Gewalt bald auch Schläge einstecken.
Kurz nach Annas erstem Geburtstag fasste sie einen Entschluss. Auslöser war letztendlich das von Sammy ausgesprochene Verbot, weiterhin Kontakte mit ihren Freundinnen haben zu dürfen. An Treffen oder Telephonaten mit befreundeten Männern war schon lange nicht mehr zu denken gewesen. Sie wusste, dass sie aus dieser Beziehung wieder rausmusste. Vertraulich nahm sie Kontakt mit der Polizeibehörde auf und organisierte ihre Rückkehr in die Kriminalpolizei. Als Sammy dahinterkam, tobte er durch die Wohnung, tat ihr aber nichts an. Wahrscheinlich war ihm klargeworden, dass seine Frau jetzt wieder eine Polizistin war und jeden Tag mit anderen Polizisten zu tun hatte.
Von dem Tag an, als sie wieder zur Arbeit ging, distanzierte er sich von ihr und machte ihr das Leben schwer. Immer wieder musste sie nach kurzer Zeit die für Anna engagierten Tagesmütter wechseln, da Sammy ihnen die Hölle heiß machte. Das führte leider auch zu erheblichen Problemen im Büro. Mechthild hatte die Leitung des Kriminaldauerdienstes übernommen und war im Schichtdienst beschäftigt. Jedes Mal, wenn eine Tagesmutter von heute auf morgen wegen der unerträglichen Beschimpfungen ihres Mannes kündigte, stand sie vor dem Problem, Beruf und Kind unter einen Hut bringen zu müssen. Sehr zum Leidwesen ihrer Kollegen, die immer häufiger für sie einspringen mussten.
Eines Morgens, als sie nach der Arbeit nach Hause kam, war Sammy nicht mehr da. Und Anna auch nicht. Sie setzte alle ihr zur Verfügung stehenden Hebel in Bewegung, um Anna wiederzufinden. Aber sie konnte nicht verhindern, dass Sammy sie außer Landes brachte. Mit Hilfe der Kollegen des Bundeskriminalamtes wurde recherchiert, dass Sammy mit Anna auf eine der Kanarischen Inseln geflogen war und von dort einen Tagesauflug
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