Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
Roder unzweifelhaft Recht, war, das Opfer zu identifizieren und Hinweise zu erhalten, die sich auf Gegenstände und Begebenheiten an den Fundorten bezogen.
„Ich glaube, Sie liegen mal wieder richtig, Herr Roder!“ stimmte sie ihm zu. „Danke dafür. Aber glauben Sie nicht, dass gerade auch der Hinweis auf ein Fettabsaugungsgerät gezielt weiterhelfen könnte?“ Mechthild war sich selbst nicht sicher. Einerseits konnte das entscheidende Hinweise bringen, andererseits aber auch die Gerüchteküche anheizen.
„Ich habe darüber lange nachgedacht“, antwortete Roder und steckte sich eine Zigarette an, obwohl das Rauchen im Besprechungszimmer verboten war. Er blies den eingeatmeten Rauch nach oben, so dass Mechthild möglichst wenig belästigt wurde. „Wenn wir darüber etwas nach draußen lassen, sind wir sofort in der Folternummer! Dann kriegen wir die wildesten Hinweise, an denen wir uns wochenlang abarbeiten, die uns unheimlich viel Kraft kosten und am Ende zu wenig bringen. Ich bin nicht dafür!“
Roder war ein fähiger Kriminalbeamter. Das stellte Mechthild mal wieder fest. Sie konnte froh sein, dass er für sie arbeitete. Sie teilte seine Einschätzung, machte es aber, mit dem Hinweis auf eine nicht wieder vorkommen dürfende Panne bei der Presseinformation, von der Haltung des Polizeipräsidenten abhängig.
Die Tür ging auf. Es war kurz vor sechs. Ayse Günher und Fritz Behrmann kamen herein.
„PK geht klar um 19 Uhr. Der PP kommt auch gleich zu uns“, machte Ayse Meldung.
„Gut“, sagte Mechthild. „Bevor wir uns hier weiter austauschen, warten wir, bis alle da sind. Dann brauchen wir nicht alles zweimal zu erzählen.“
Als Roder Ayses missbilligenden Blick sah, stand er auf, öffnete ein Fenster und schnippte seine restliche Zigarette hinaus auf die Straße. Dann nahm er wieder Platz und wartete geduldig, bis alle Ermittler anwesend waren.
Der Polizeipräsident kam fast zehn Minuten zu spät, entschuldigte sich aber nicht, sondern ergriff gleich das Wort und somit die Leitung der Besprechung. Ernst Logemann hörte sich geduldig alle Erkenntnisse an, die die einzelnen Ermittler zu berichten hatten. Als sie endeten, war er sehr beunruhigt, über das, was er vernehmen musste. Er wollte eine Beurteilung zur Öffentlichkeitsarbeit und ließ Mechthild Kayser ihre Ansicht vertreten. Mechthild vergaß dabei nicht, darauf hinzuweisen, dass diese Einschätzung die ihres Stellvertreters war, sie ihr aber zustimmte. Glücklicherweise war dem Polizeipräsidenten gleich klar, dass er dem Vorschlag seiner Leiterin der Mordkommission und ihres Stellvertreters unbedingt folgen musste.
„Das, was weiterhelfen kann, sofort offen rausgeben. Aber bloß nicht unnötig Unruhe stiften!“ konstatierte er kurz seine Zustimmung. „Haben wir dann alles? Photos, Beschreibung usw.?“
Alle nickten. Der Polizeipräsident erhob sich mit den Worten „Na, denn mal los!“ und schritt als Erster durch die Tür hinaus auf den Flur. Alle anderen folgten ihm.
Als sie den Presseraum des Polizeihauses erreichten, zog Mechthild Ayse beiseite. „Weißt du, wo dieser Schultze steckt?“ flüsterte sie.
„Keine Ahnung“, antworte ihre Freundin. „Ich habe ihm am Handy gesagt, wann wir uns treffen. Er meinte aber nur, dass er noch nicht wüsste, ob er es schaffen würde. Komischer Typ!“
„Das kann man wohl sagen!“ sagte Mechthild und schob Ayse zum Podium des Presseraums.
Der Saal war voll. Das Interesse der Medien erwartungsgemäß sehr groß. Nach dem Desaster der ersten Pressekonferenz hatten auch die Redaktionen reagiert. Heute war kein Praktikant oder Anfänger unter den gespannt Wartenden zu entdecken. Heute war die erste Garnitur da.
Als der Polizeipräsident das Wort ergriff, trat Ruhe ein. Nachdem Mechthild und Kurt Roder berichtet hatten, herrschte für einen Moment betroffenes Schweigen. Dann gingen die Fragen los: „Wie tötet man einen Menschen mit einem Stromschlag?“ wollte einer wissen. „Wurden die Frauen sexuell misshandelt?“ ein anderer. „Warum trugen sie Kleider aus den sechziger Jahren?“ und „Welches Motiv könnte der Täter haben?“
All dies und noch viel mehr konnten Mechthild und ihre Leute beantworten. Bei der Frage nach dem Motiv legte sich aber keiner fest. Mechthild war klar, dass dies einer der Punkte sein würde, über den die Presse morgen früh in ihren Artikeln reichhaltig spekulieren würde.
Doch eine entscheidende Frage fehlte noch. Und dann kam sie.
„Müssen
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