Fuer immer nur du
bloß tun?, ging es ihr durch den Kopf. Vielleicht besitze ich nichts mehr.
Sie konnte nirgendwo hingehen, sich an niemanden wenden. Es gab keine Familie, die auf sie wartete, keine Aufgabe mehr. Nichts.
Alles nur wegen eines Verräters im Château und André Gauthiers Durst nach Vergeltung.
Kira hatte ihn als skrupellosen Unternehmer erlebt, der gnadenlos seine Interessen durchsetzte. Aber sie hatte unterschätzt, wie weit er dabei gehen würde. Eiskalt hatte er sie um ihr Erbe gebracht und sein Ziel erreicht, indem er ihre Zukunft zerstörte.
Natürlich war in erster Linie ihre eigene Naivität an dieser Misere Schuld. Von Anfang an war sie davon ausgegangen, dass die ungewöhnlichen Probleme im Hotel auf ein paar unloyale Angestellte zurückzuführen waren, die mit Kiras neuem Status nicht zurechtkamen. Nicht im Traum hatte sie daran gedacht, ihr könnte jemand ernsthaft schaden wollen.
Verhielt es sich überhaupt so? Konnte sie Andrés Worten blind Glauben schenken? Vielleicht hatte er den Verräter selbst dafür bezahlt, sein übles Werk zu verrichten. Tief in ihrem Herzen glaubte sie daran, dass André schlicht seinen Nutzen aus einer bestehenden Notlage zog. Aber Kira war auch zu verliebt, als dass sie sich auf diese innere Stimme verlassen durfte. Denn immerhin hatte André den nötigen Einfluss, einen solch perfiden Plan durchzuführen.
„Wer ist der Verräter in meiner Firma?“, fragte sie und war zu erschüttert, um zu weinen oder überhaupt nur ihre Stimme zu erheben. „Ich habe ein Recht darauf, seinen Namen zu erfahren.“
„Woher soll ich das wissen?“
Auf dem Absatz wirbelte sie herum und blinzelte ein paar Mal, bis sich ihre Augen wieder an die Dunkelheit in der Höhle gewöhnt hatten. „Lüg mich nicht an!“, brauste sie auf. „Du musst einen Spitzel im Château gehabt haben, der meine Unterschrift auf den notwendigen Dokumenten fälscht.“
„Derartige Betrügereien liegen mir nicht.“
Kampflustig streckte sie ihr Kinn vor, und ihre Augen blitzten. „Aber mit Entführung hast du kein Problem, was?“
„Fordere mich nicht heraus, ma chérie !“
„Wieso nicht?“ Bebend vor Wut ging sie auf ihn zu. „Du hast mir mein Zuhause und meinen Job genommen. Meinen Traum. Ich habe nichts mehr zu verlieren.“
„Ach, nein?“
Abrupt zog er sie an seine Brust. Kira wappnete sich gegen einen Kuss, der mit Sicherheit nur dazu bestimmt war, sie wieder zu bestrafen. Sollte André es doch tun! Mittlerweile war es ihr gleichgültig, was in den nächsten Augenblicken geschah.
Ganz langsam neigte er seinen Kopf und streichelte gleichzeitig ihren noch immer flachen Bauch.
Diese Berührung fühlte sich so liebevoll und richtig an, dass Kira ihre Wut für einen Moment vergaß. Bedeutete ihm dieses Baby doch etwas?
„Ich werde das alleinige Sorgerecht beantragen“, raunte er ihr jetzt zu.
Sie erstarrte. So kalt und herzlos konnte er nicht sein. Andererseits war er kein Mann, der leere Drohungen aussprach.
„Das kann nicht dein Ernst sein!“
„Selbstverständlich, ma chérie . Dieses Kind verbindet uns jetzt, aber nach der Geburt ändert sich die Lage.“
Seine Warnung erweckte Kiras ureigensten Mutterinstinkt. Wie hatte sie nur behaupten können, nichts mehr verlieren zu können? Noch vor Kurzem hatte sie sich eine Zukunft mit André ausgemalt …
Ich werde alles tun, um mein Kind zu behalten, schwor sie sich kämpferisch. Absolut alles! Und diesen Kampf werde ich nicht verlieren.
„Du glaubst doch nicht, du könntest mir mein Kind nehmen?“, presste sie hervor.
„Es wird das Beste sein“, antwortete er mit tiefer Stimme. „Ich bin reich und kann gut für meinen Nachkommen sorgen.“
„Ich werde dich mit allen Mitteln bekämpfen.“
„Und dabei verlieren.“
Möglich, doch Kira gab sich nicht so schnell geschlagen.
Nicht bei diesem Thema!
„Ich würde mich auf ein geteiltes Sorgerecht einlassen …“
„Nein. Nachdem, was du heute getan hast, kann man dir nicht die Pflege für ein hilfloses Baby überlassen.“
Heiße Tränen stiegen ihr in die Augen. Kira wandte sich ab, um André nicht zu zeigen, wie tief er sie getroffen hatte. Kein Mann, der auch nur einen Funken Anstand im Leib hatte, würde einer Mutter ihr Kind aus den Armen reißen.
„Ich bekämpfe dich bis in den Tod“, versprach sie bitter. „Nie und nimmer werde ich mein Kind aufgeben.“
Es folgte eisiges Schweigen, das an den kalten feuchten Wänden der Höhle widerzuhallen schien. Der Regen
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