Fuer immer nur du
Marc zog er Kira an der Hand zum Strand hinauf. Auch als sie festen Boden unter den Füßen hatte, ließ sie ihn nicht los. Und André bewunderte sie im Stillen für ihren Mut, sich trotz ihrer Ängste allein auf die See zu wagen.
Er war sich sicher, dass sie eine gute Mutter sein würde. André hatte es in dem Moment gewusst, als sie ihm stolz und feurig entgegenschleuderte, sie würde bis in den Tod für ihr Baby kämpfen. Und er hatte sich zutiefst für seine barbarischen Drohungen geschämt.
Was genau machte ihn ihr gegenüber eigentlich so rasend? Dass er lieber in ihrer Gesellschaft war, als seiner Arbeit nachzugehen?
„Monsieur Gauthier!“ Ein junger Mann lief ihnen eilig entgegen und überreichte André einen Briefumschlag. Es schien sich um eine eilige Nachricht zu handeln, doch André steckte den Umschlag achtlos in seine Tasche und drückte dem anderen Mann einen durchnässten Geldschein in die Hand.
Dieser grinste breit und verschwand wieder.
Der Brief kam von Andrés Privatdetektiv und war per Kurier geschickt worden. Vermutlich der Schlussbericht über Kira Montgomery.
Durch ein Tor betraten sie gemeinsam den sichtgeschützten Privatstrand und schlenderten zu einer gemütlichen Sitzgruppe mit Blick auf das Meer. In Kiras Miene las er Verwirrung, Erschöpfung, Frust und Wut. Aber noch etwas anderes: unwillkommenes Verlangen?
André wurde schlecht bei dem Gedanken daran, wie Kira mit dem alten Bellamy zusammen im Bett lag. Sie verdiente einen vitalen Mann, der sie verwöhnte, einen Mann, der Frauen respektierte, anstatt sie im Wahn zu verprügeln.
Aus sicherer Quelle wusste André, dass Bellamys Finesse in Liebesfragen eher lachhaft war und er zu Eifersuchts- und Wutanfällen neigte. André selbst hatte die vielen blauen Flecken gesehen, die der Alte seiner vorherigen Geliebten zugefügt hatte.
Mit stiller Verachtung hatte André sich die lahmen Entschuldigungen angehört, die Suzette hervorbrachte, um Bellamys verabscheuungswürdiges Verhalten zu erklären. Und sie war bei dem Alten geblieben, weil er sie mit allem überschüttete, was sie sich wünschte. Ihn hatte sie vor ihrer eigenen Familie gewählt, hatte den erklärten Feind geliebt.
War Kira in dieselbe Falle geraten? War sie Edouard Bellamy gegenüber bedingungslos loyal, und wollte sie seinetwegen André zu Fall bringen?
„Was macht dich eigentlich so aggressiv?“, erkundigte Kira sich plötzlich.
Er sah sie an und hob die Schultern. Dabei schob er die Vergangenheit entschlossen in den letzten Winkel seines Gedächtnisses, wo sie hingehörte! „Nach deinem Abenteuertrip habe ich doch allen Grund, aggressiv zu sein, findest du nicht?“
„Vielleicht. Ich dachte nur …“ Nachdenklich schüttelte sie den Kopf. „Wir müssen uns unterhalten, André.“
Er runzelte die Stirn und wusste nicht recht, wie er auf diese Bitte reagieren sollte. Beruhigen konnte er Kira auf keinen Fall, aber er wollte ihr auch nicht den nächsten Schlag versetzen. Sein Gewinn war ihr Verlust, so viel hatte er verstanden. Er hatte sie ausgestochen, fühlte aber keinerlei Genugtuung deswegen.
Mit einer Hand wies er lustlos auf eine Hängematte, die zwischen zwei Palmen befestigt war. „Dort drüben. Ich bin gleich bei dir.“
Zögernd biss sie sich auf die Unterlippe, dann wandte sie sich ohne Widerworte ab. André sah ihr nach und merkte, dass er ihr nur zu gern Glauben schenken würde. Sein Verlangen nach ihr machte ihn buchstäblich blind für die Realität.
Energisch riss er sich zusammen und öffnete mit wachsender Ungeduld den Brief seines Detektivs. Sein Blick flog über die kurze Nachricht, die mit den kryptischen Worten endete: Mehr, wenn ich Beweise habe.
Wieder und wieder las er die Zeilen und sein Zorn erwachte zu neuem Leben. Es musste sich um einen Irrtum handeln. Andererseits war dieser Detektiv ausgesprochen zuverlässig und überprüfte seine Rechercheergebnisse für gewöhnlich mehrere Male, bevor er sie weiterleitete. Das machte diese Neuigkeit nur noch beunruhigender.
Was ging hier eigentlich vor? Hastig stopfte André den Brief in seine Tasche und eilte den weißen Sandstrand wieder hinauf. Von Anfang an hatte er gewusst, dass Kira Bellamys Marionette war. Und er hatte geglaubt, sie würde ihre Anteile veräußern, um ein neues Leben zu beginnen, weil sie nun unerwartet schwanger geworden ist.
Doch die zwei Millionen, die André für die volle Kontrolle über das Château bezahlt hatte, tauchten auf keinem ihrer Konten auf.
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