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Für immer tot

Für immer tot

Titel: Für immer tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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wird, dass Wagner sich nicht zufrieden gibt damit, dass er es nicht ertragen kann, dass Max das letzte Wort hat. Zehn Sekunden lang ist es still. Max nimmt das Telefon und geht auf die Terrasse. Dann läutet es. Die Sonne scheint, die Hälfte des Friedhofs liegt in goldenem Licht, alte Frauen knien an den Gräbern und pflanzen Blumen. Fast so wie immer. Wie sie zusammenstehen und reden, wie sie Stunden am Friedhof verbringen, weil da sonst niemand mehr ist, weil da niemand mehr zuhause ist, der auf sie wartet. Sie sind unter der Erde. Ihre Frauen pflanzen Blumen.
    Es läutet. Max drückt den grünen Knopf. Sonne in seinem Gesicht, er hört ihn, sein Atmen, nichts sonst. Beide schweigen, warten ab. Wagner und Max. Er schaut nach unten. Er muss ihr Grab schaufeln, er muss die Beerdigung vorbereiten, Hanni hatte niemanden sonst. Ihre Eltern sind tot, sie war ein Einzelkind. Er hört ihn, er wartet ab, Max will, dass Wagner etwas sagt, dass er ihm etwas vorgibt, worauf er reagieren kann. Doch Wagner schweigt, atmet nur, Max hält das Telefon. Er muss zum Bestatter, den Sarg aussuchen, den Blumenschmuck, er muss die Traueranzeige gestalten. Er wird Hanni zu ihren Eltern legen, in diesem Teil des Friedhofs scheint die Sonne am längsten.
    Das Telefon an seinem Ohr.
    Was soll er den Mörder von Hanni fragen? Warum ruft er an? Warum ist er nicht gekommen? Warum hat er nicht versucht, Max’ Skalp zu holen? Hat er die Polizisten gesehen, war der Plan so leicht zu durchschauen? Hat er Wagner unterschätzt? Warum sagt er nichts? Das Telefon. Wagner. Max setzt sich.
    Ein wunderschöner Tag beginnt. Er hört das Meer rauschen hinter der Friedhofsmauer, es ist ein Tag, der Glück versprechen könnte, ein Tag, an dem die Berge unsichtbar sind, an dem man bis zum Ufer sehen kann, den Sand, die Wellen, wie sie friedlich am Strand liegen bleiben. Das Rauschen in seinem Ohr. Das Meer, nach dem er sich sehnt. Wie er mit Hanni dort war vor zwei Monaten, wie sie im Sand lag. Hanni und Max. Dieses Rauschen in seinem Ohr.
    Und Wagner.
    – Sie haben einen Fehler gemacht.
    – Was willst du?
    – Sie werden sterben.
    – Ich weiß.
    – Heute.
    – Ach.
    – Ich sagte, dass Sie heute sterben werden.
    – Hören Sie das Meer?
    – Sie haben mich nicht verstanden.
    – Doch, habe ich.
    – Bald werden Sie tot sein.
    – Werde ich das?
    – Entweder Sie oder Ihre Stiefmutter.
    – Was soll das werden?
    – Sie können entscheiden.
    – Du kannst mich mal.
    – Sie sollten jetzt besser nicht mehr auflegen.
    – Was sonst?
    – Sonst sterben Sie beide.
    – Wo ist sie?
    – Das erfahren Sie, wenn Sie für sie sterben.
    – Scheißdreck.
    – Ohne mich finden Sie sie in hundert Jahren nicht.
    – Was sind Sie für ein krankes Arschloch?
    – Ich denke, für Ihre Stiefmutter ist es schlimmer, Sie auf dem Gewissen zu haben, als selbst zu sterben. Und für Sie ist es die einzige Möglichkeit, sie zu retten. Das wollen Sie doch, oder? Sie retten. Sie wollen ja kaum für noch einen Tod verantwortlich sein, habe ich recht?
    – Drecksau.
    – Sie haben die Wahl. Noch fünfundvierzig Sekunden lang. Entweder Sie stimmen dem Plan zu, oder ich erschieße Sie.
    – Sie werden sterben, nicht ich.
    – Dreißig Sekunden.
    – Blödsinn, hör auf mit dem Scheiß.
    – Zwanzig. Und nicht auflegen, das wird als Regelverstoß gewertet und Sie werden sofort sterben, noch vor Ablauf der Zeit.
    – Du redest Scheiße.
    – Zehn Sekunden. Sie oder Ihre Stiefmutter.
    – Leck mich.
    – Fünf Sekunden. Ich habe Sie im Anschlag.
    – Es reicht. Du bluffst ja nur. Auf Wiedersehen, Arschloch.
    – Bleiben Sie dran und hören Sie mir gut zu. Sie stehen auf ihrer Terrasse, Sie haben immer noch Ihr widerlich blutiges Hemd an, Sie raufen sich gerade die Haare, und Sie sollten sich jetzt entscheiden, sonst drücke ich ab. Sie werden tot sein und Tilda Broll wird elendig verrecken. Sie beide tot. Sinnloserweise, nur weil Sie sich nicht entscheiden können. Also, kleiner Aufschub. Vier Sekunden noch.
    – Arschloch.
    – Zwei Sekunden.
    – Von mir aus. Erschieß mich, du Sau.
    – Ich werte das als Ja. Korrekt?
    – Mach, was du willst.
    – Sie sind also einverstanden mit unserem kleinen Deal?
    – Was wollen Sie von mir, verdammt? Was muss ich tun?
    – Ich war mir wirklich nicht ganz sicher, wie Sie sich entscheiden würden, gewettet hätte ich nicht auf Sie.
    – Wo bist du?
    – In Ihrer Nähe.
    – Warum tust du das? Warum bringst du es nicht einfach zu Ende?
    – Warum

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