Fuer immer und alle Zeit
Kommentar anhören müssen: »Ich wäre sehr stolz auf dich gewesen, aber anscheinend bist du um keinen Deut besser als deine Mutter.« Sie würde sich auch nicht vor ihre Mutter stellen und sich von oben bis unten abschätzig mustern und sich Zigarettenrauch ins Gesicht blasen lassen müssen, begleitet von einem Grinsen, bei dem sich Darci immer so vorkam, als sei es völlig egal, wie viele Collegekurse sie besuchte oder wie eloquent sie war, nie würde sie das Milieu hinter sich lassen können, in das sie hineingeboren worden war.
»Weißt du was?«, meinte sie schließlich. »Ich würde jetzt gern duschen. Hättest du etwas dagegen ...?« Sie nickte Richtung Badezimmer.
»Nur zu!«, antwortete Adam. Er schien froh zu sein, dass sich der Sturm der Gefühle, der in den letzten Minuten über sie beide hereingebrochen war, offenbar gelegt hatte. »Lass dir die Sache noch einmal in aller Ruhe durch den Kopf gehen. Ich tue es auch, und vielleicht kommen wir dann beide zu dem Schluss, dass es das Risiko nicht wert ist. Vielleicht beschließen wir ...«
Sie machte die Schlafzimmertür zu, um seine negativen Gedanken nicht mehr zu hören. Aber eigentlich wollte sie jetzt unter die Dusche, um dort zu weinen, und zwar aus Angst. Darci hatte bodenlose Angst.
8
Nach dem Duschen schlüpfte Darci in ihr Nachthemd und in den hoteleigenen flauschigen Frotteemantel. Im Schlafzimmer fiel ihr gleich auf, dass die Koffer und ihre Kleider verschwunden waren. Der Schrank war leer, ebenso die geöffneten Schubladen der Kommode.
Hatte es sich Adam etwa anders überlegt? Wollte er sie jetzt doch wegschicken?
Entsetzt eilte sie ins Wohnzimmer, doch dort war es dunkel. Einen Moment lang blieb sie verwirrt auf der Schwelle stehen, aber dann sah sie, dass die Tür zu Adams Schlafzimmer einen Spalt weit offen stand und darin Licht brannte. Zaghaft machte sie die Tür auf. Adam saß, mit einem T-Shirt bekleidet und die Decke bis zur Hüfte hochgezogen, auf dem Bett neben der Badezimmertür und las.
»Nimm das andere Bett!«, sagte er, ohne von seinem Buch aufzusehen.
»Soll ich wirklich?«, fragte Darci und kam herein. »Du weißt, dass ich nackt schlafe, oder?«
»Das tust du hier nicht!«, sagte Adam und blickte sie streng an. Doch Darci stand nur da und grinste. Schließlich legte er sein Buch zur Seite und sah sie an, ohne eine Miene zu verziehen. »Alles in allem wäre es mir lieber, wenn du endlich aufhören würdest mit diesen Vorschlägen und ... und ...«
»Avancen?«, fragte Darci lächelnd.
»Wie auch immer - hör bitte damit auf! Wenn du hier bleiben und mir helfen willst, muss ich dich ständig im Auge behalten. Ich werde dich nicht allein in einem Zimmer schlafen lassen, in das man einfach durchs Fenster einsteigen und ...« Auch diesen Satz beendete er nicht, als wäre der Gedanke, was ihr alles zustoßen könnte, einfach zu viel für ihn. »Und jetzt ab ins Bett! Und dort bleibst du auch, hörst du?«
»Klar doch!«, meinte Darci, noch immer breit grinsend.
Sie zog den Bademantel aus und schlüpfte unter die Decke. »Hast du denn schon etwas über den Dolch herausgefunden?«
»Nein«, erwiderte er. Er hatte die Nase wieder in sein Buch gesteckt. »Morgen werden wir uns eingehender damit befassen. Ich würde auch gern mehr erfahren über ...« Unwillkürlich warf er einen Blick auf Darcis linke Hand.
»Ich auch«, meinte Darci, und ihr Lächeln schwand. Bei dem Gedanken daran, was sie heute gesehen und gehört hatte, verflog ihre gute Laune. Auf einmal fühlte sie sich sehr müde. Sie drehte sich zur Seite und zog die Bettdecke bis ans Kinn. »Gute Nacht, Adam!« Es dauerte nicht lange, bis sie so langsam und leise atmete wie jemand, der tief und fest schlief.
Adam betrachtete sie staunend. Wie konnte ein Mensch, der älter war als vier, nur so schnell einschlafen? Er blickte wieder auf sein Buch, eigentlich wollte, ja musste er noch ein bisschen weiterlesen. Doch dann gähnte er. Der Tag war wirklich sehr anstrengend gewesen. Vielleicht würde es heute ja auch ihm gelingen, etwas früher einzuschlafen?
Er schaltete die Nachttischlampe aus, kuschelte sich unter die Decke, machte die Augen zu und schlief auf der Stelle ein.
Darci lächelte. Die Innere Überzeugung funktioniert wirklich jedes Mal, stellte sie zufrieden fest, dann überließ auch sie sich dem Schlaf.
»Nichts!«, rief Darci verdrossen. »Ich habe absolut nichts herausgefunden. Zumindest nichts, was für uns von Bedeutung wäre.« Ihre Schultern
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