Fuer immer und alle Zeit
ein paar andere Dinge mache?«
»Ich möchte mir ein umfassendes Bild von deinem Können machen«, sagte Adam sehr ernst. Nur mit Mühe schaffte er es, den Blick von dem Papier ab- und ihr zuzuwenden. Wie konnte diese schmächtige Person eine solche Macht haben? Es fiel ihm noch immer schwer, zu begreifen, was sie alles tun konnte. Sie konnte Menschen mit der Kraft ihrer Gedanken dazu bringen, das zu tun und zu denken, was sie wollte. Hatte sie wirklich keine Vorstellung davon, was man mit einer solchen Kraft alles anstellen konnte?
»Was hast du denn bisher mit deiner Gabe gemacht?«, fragte er. »Wie hast du diese Kraft genutzt? Wann hast du zum ersten Mal gemerkt, dass du so etwas kannst? Wie hast du deine Gabe verfeinert? Daran gearbeitet? Wer weiß noch darüber Bescheid?«
»Welche Frage soll ich zuerst beantworten?« Darci setzte sich wieder auf den Boden und nippte an ihrer Limonade. »Eines möchte ich von vornherein klarstellen: Ich habe das, was du als Kraft bezeichnest, nie verwendet, um irgendjemand etwas Böses anzutun. Und, ehrlich gesagt, hatte ich bis heute keine Ahnung, dass ich ... dass ich Leute von ihrem Tun abhalten kann.« Sie schlug die Augen nieder. Als sie ihn wieder ansah, wirkte sie, als bitte sie um sein Verständnis. »Weißt du, ich habe immer gedacht, alle Menschen könnten die Innere Überzeugung benutzen, nur würden sie vorziehen zu glauben, dass sie es nicht können. Lieber würden sie rumjammern, dass sie dieses oder jenes nicht tun können, weil ein anderer ihnen etwas vorenthält oder sie nicht genügend liebt oder was auch immer sie vorschieben, um etwas nicht zu tun.«
»Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass normale Menschen ...« Er unterbrach sich, als er sah, dass Darci aufstehen wollte. »Tut mir Leid«, sagte er rasch. Sie setzte sich wieder. »Sieh mal, es ist ja ganz nett, zu glauben, dass jeder tun kann, was du kannst, aber das stimmt nicht. Und darüber bin ich sehr froh. Wenn du nämlich Recht hättest ...«Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, als wollte er diesen Gedanken verscheuchen.
Erneut sah er Darci prüfend an, dann holte er tief Luft. Er musste sich unbedingt Klarheit verschaffen. »Okay, vielleicht hast du deine Fähigkeiten noch nicht richtig ausgelotet. Du bist noch jung, du hattest kaum Zeit dazu. Und du hast niemand etwas davon erzählt, weil du nicht im Schoß einer liebevollen, herzlichen Familie aufgewachsen bist, die sich hätte zu dir setzen und dir Dinge erklären können. Und .. . «
»Du etwa?«, fiel sie ihm ins Wort. »Du hast mir über deine Kindheit auch nichts Liebevolles oder Herzliches berichtet. Was ist deinen Eltern eigentlich Schreckliches zugestoßen, dass du nicht darüber reden kannst? Und sag mir nicht noch einmal, dass du es nicht weißt! Wie alt bist du überhaupt?«
»Hier geht es nicht um mich«, entgegnete er lauter und ungehaltener als beabsichtigt. »Es geht um dich und darum, dass du Menschen lähmen kannst. Nein, jetzt nicht!«, sagte er, als er merkte, dass Darci ihn angestrengt ansah. »Du wirst jetzt nicht ...« Doch schon im nächsten Moment beugte er sich vor und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
Einerseits ärgerte es ihn, andererseits amüsierte es ihn auch. Er lehnte sich zurück. »Ich möchte, dass du mir alles erzählst! Ich möchte wissen, was du kannst und was du getan hast. Und ich möchte herausfinden, was du über deine Gabe noch gar nicht weißt.«
»Warum?«, fragte sie. »Nenne mir einen guten Grund, warum ich ein Geheimnis, das ich zeit meines Lebens gehütet habe, ausgerechnet mit dir teilen sollte!«
Adam musste eine Weile nachdenken, bevor er ihr darauf antworten konnte. »Als ich mich auf meine Suche begab, war das eine rein persönliche Angelegenheit«, meinte er schließlich. »Ich wollte herausfinden, was mit meinen Eltern passiert ist.« Als Darci etwas sagen wollte, hob er abwehrend die Hand. »Ja«, fuhr er fort, »genau das will ich herausfinden. Aber ich möchte auch wissen, was mir angetan worden ist. Nein, ich kann dir jetzt nichts Näheres darüber erzählen, nicht zu diesem Zeitpunkt. Auf alle Fälle habe ich bei meiner Suche erfahren, dass auf dieser Welt schreckliche Dinge passieren, und das würde ich gern verhindern.«
»Habe ich dich richtig verstanden? Du möchtest mich benutzen, um deine Ziele zu erreichen?«
Adam atmete tief durch. Sollte er sie anschwindeln oder ihr die Wahrheit sagen und riskieren, sie so zu verärgern, dass sie einfach gehen würde?
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