Fuer immer und alle Zeit
Kopf schüttelnd ging Adam in den Laden. Eine Viertelstunde später kam er mit vier Tüten zurück. In einer waren Brötchen, Saft und Milch, in den drei anderen alle Sorten von Obst, die er hatte auftreiben können.
10
»Nicht mal für eine Schokoladenbiskuittorte mit Himbeeren«, wehrte Darci standhaft ab, dann fügte sie hinzu: »So eine Torte habe ich mal in einer Zeitschrift gesehen. Klingt nicht schlecht, oder? Glaubst du, in unserem Bistro ...?«
»Wir können ja mal fragen«, meinte Adam verstimmt. »Sieh mal, ich will jetzt nur noch einen einzigen Test machen. Ich möchte sehen, ob du ...«
»Was?«, fauchte sie. »Mit Tieren reden vielleicht? Soll ich als Nächstes mit Tieren reden?«
»Nein, natürlich nicht«, wiegelte Adam ab. »Das wäre absurd. Du ... du kannst das nicht, oder?«
Darci funkelte ihn wütend an. »Ich mache jetzt einen Spaziergang, einen langen Spaziergang. Und zwar allein.«
»Klingt gut«, meinte Adam munter. »Ich glaube, ich komme mit.«
»Allein, hab ich gesagt!«
Adam schenkte ihr ein falsches Lächeln. »Allein kannst du allenfalls auf die Toilette gehen oder in ein Flugzeug steigen. Und ich entscheide, wohin du fliegst. Aber wenn du hier bleiben willst, dann in meiner Nähe. Allein spazieren gehen kommt nicht infrage.«
»Und dabei habe ich gedacht, du seist ...« Sie beschloss, diesen Satz nicht zu beenden.
»Ich sei was?«, wollte er wissen, während er hinter ihr her zur Tür hinausging. »Gut aussehend? Intelligent? Was?«
Sie blieb stehen und blickte zu ihm hoch. »Da hätte ich mich ja wohl geirrt, wenn ich so etwas gedacht hätte!«
»Wir können ja nicht alle sonderbar sein, oder?« Eigentlich hatte er einen Scherz machen wollen, aber sobald der Satz gefallen war, bereute er ihn schon.
Darci ging stumm weiter, und zwar ziemlich schnell. Sie folgte einem schmalen Pfad, der hinter dem Bungalow vorbei in die den Sklavenunterkünften entgegengesetzte Rich-tung führte. Adam hielt sich einige Schritte hinter ihr. Es war ihm ganz recht, dass sie allein sein wollte, denn auch er brauchte Zeit, um noch einmal gründlich über all das nachzudenken, was er heute erlebt hatte - vor allem aber darüber, wie sie nun weiter vorgehen sollten.
Als sie an diesem Morgen zu ihrem Bungalow zurückgekehrt waren, war es erst sechs Uhr gewesen. Adam hatte die vier Tüten mit den Lebensmitteln in die Küche gebracht.
Dann fragte er sehr bedächtig: »Wäre es dir lieber, wir gingen zur Polizei?«
»Na klar«, sagte sie und verzog das Gesicht. »Dort müssten wir tagelang dumme Fragen beantworten. >Und wie haben Sie es geschafft, einem Bewaffneten zu entkommen?<, wird man uns fragen. >Na ja<, wirst du antworten, »meine verrückte Assistentin ...<«
»Möchtest du zuerst ein Stück Mango oder eine Scheibe Honigmelone?«, fiel Adam ihr ins Wort.
Darci blinzelte. »Schmeckt Mango gut?«
Danach waren sie stillschweigend übereingekommen, das Thema Polizei fallen zu lassen. Sie richteten das Frühstück auf dem Couchtisch an. Adam setzte sich auf die Couch, Darci auf den Fußboden. Aber sobald sie saßen, bat Adam: »Und jetzt sag mir doch bitte ganz genau, was du alles kannst!«
»Warum sind Grapefruits manchmal rosa und manchmal gelb?«, fragte Darci. »Sind die rosafarbenen mit anderen Früchten gekreuzt worden? Oder glaubst du, sie wurden einfach so gezüchtet, weil die Marktforschung gezeigt hat, dass die Verbraucher rosa Grapefruits bevorzugen?«
Adam biss in sein Zimtbrötchen. »Ich verstehe«, sagte er. »Du wechselst das Thema. Soll das heißen, dass ich es allein herausfinden muss?«
»Nicht doch«, meinte sie übertrieben liebenswürdig und spießte ein Stückchen Mango auf ihre Gabel. »Aber Strafe muss sein! Ich habe die ganze Zeit versucht, dir etwas über meine Innere Überzeugung zu erzählen, doch jedes Mal hast du nur geschmunzelt und mich herablassend behandelt. Wenn du jetzt auch nur ein Wort darüber erfahren willst, musst du betteln!« Sie steckte sich die Mango in den Mund. »Oh, die schmeckt ja wahnsinnig gut! Wo wachsen diese Früchte?«
Einen Moment lang blickte Adam sie bestürzt an. Was sollte er bloß tun? War ihr tatsächlich nicht klar, dass diese ... diese Macht, die sie besaß, der Grund dafür sein musste, dass die Hellseherin meinte, Darci könne aus dem Spiegel lesen? War ihr nicht klar, wie wichtig diese Erkenntnis war?
Adam wollte es ihr erklären, aber noch bevor er das erste Wort gesagt hatte, tauchte vor seinem inneren Auge das Bild
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